Spekulative Muster
Jürgen Mayer H. in San Francisco
Text: Adam, Hubertus, Zürich
Spekulative Muster
Jürgen Mayer H. in San Francisco
Text: Adam, Hubertus, Zürich
Im ersten Obergeschoss des Museumsgebäudes von Mario Botta wachsen aus einer supergrafischen Struktur, die Wände, Boden und Decke überzieht, stelenartige Gebilde hervor, die mit Projektoren, Lautsprechern und Monitoren ausgestattet sind.
Das Stadthaus Scharnhauser Park in Ostfildern oder die Mensa in Karlsruhe zählen zu jenen Bauten deutscher Architekten, die auch im Ausland auf enorme Resonanz gestoßen sind: Jürgen Mayer H. ist einer der bekanntesten Vertreter einer jungen deutschen Gegenwartsarchitektur. Noch größere Aufmerksamkeit dürfte, wenn es im kommenden Jahr fertiggestellt ist, sein „Metropol Parasol“ erregen, ein pilzartiges Gebilde aus Stahl, Beton und Holz im Herzen von Sevilla. Als begehbare Dachlandschaft ist Metropol Parasol Architektur und städtische Plastik zugleich – und damit typisch für den von Berlin aus tätigen Mayer H., der mit seinen Installationen auch immer wieder in Kunstgalerien vertreten ist.
Auch die aktuelle Ausstellung „Patterns of Speculation“ im San Francisco Museum of Modern Art (SF MoMA) – vor fünf Jahren war er hier schon einmal mit der Installation „pre.text/vor.wand“ zu sehen – ist keine reine Architekturschau. In einem abgedunkelten Durchgangssaal im ersten Obergeschoss des Museumsgebäudes von Mario Botta wachsen aus einer supergrafischen Struktur, die Wände, Boden und Decke überzieht, stelenartige Gebilde hervor, die mit Projektoren, Lautsprechern und Monitoren ausgestattet sind. Vorgestellt werden hier die Arbeiten des Büros. Eine Klanginstallation rhythmisiert die Abfolge der Bilder.
Die Supergrafik und die Stelen sind aus Datensicherungsmustern entwickelt – überdruckte Abfolgen aus Buchstaben und Zahlen, wie sie zum Beispiel die Innenseiten von Überweisungsumschlägen aufweisen. Jürgen Mayer H. sammelt solche Muster. Als gliedernde Elemente finden sie sich auch in der seit kurzem vorliegenden Monografie. Herausgeber ist Henry Urbach, der seit gemeinsamen Studientagen in Princeton mit dem Architekten befreundet ist und als Kurator für Architektur und Design am SF MoMA nun auch für die Ausstellung verantwortlich zeichnet. Die Installation von Mayer H. wird ergänzt durch Werke aus der Sammlung des Museums, die Urbach ausgewählt hat: Fotos von Bernd und Hilla Becher und Thomas Ruff, Modelle von Simon Ungers und Entwürfe von Otl Aicher für die Infografik der Olympischen Spiele 1972 in München.
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