Bauwelt

Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert

Band III/3

Text: Dransfeld, Agnes, Wien

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    "Gegossener Klassizismus: Ernst oder Ironie oder gar Zynismus? Die eigentliche Absicht des Unternehmens bleibt unverständlich": Geschäftshaus Piskernik, Klaus Mayr, Völkermarkt, 1974-75

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Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert

Band III/3

Text: Dransfeld, Agnes, Wien

Endlich ist er da. 15 Jahre nach dem zweiten ist nun der dritte Wien-Teil des Architekturführers von Friedrich Achleitner erschienen.
Mit dem 500 Seiten starken Buch beendet der österreichische Architekturhistoriker, -theoretiker und -kritiker sein über 45 Jahre dauerndes Projekt: die Erfassung und Dokumentation aller wichtigen und charakteristischen Gebäude und Ensembles im Österreich des 20. Jahrhunderts.
Die ersten beiden Teile des Wien-Bandes, zum 1. bis 12. Bezirk (1990) und zum 13. bis 18. Bezirk (1995), sind seit Jahren fester Bestandteil im Bücher­regal vieler österreichischer, vor allem Wiener Haushalte. Sonntagsspaziergänge werden nach dem „Achleitner“ geplant oder entdeckte Gebäude bei der Rückkehr nachgeschlagen. Mit dem dritten Band, der die Wiener Außenbezirke 19 bis 23 erfasst, ist nun die Bestandsaufnahme Wiens komplett.
Bereits 1980 und 1983 erschienen zwei heute vergriffene Bände zu Oberösterreich, Salzburg, Tirol, und Vorarlberg sowie zu Kärnten, Steiermark und Burgenland. Der geplante vierte Band zu Niederöster­reich wird nicht mehr realisiert, da Friedrich Ach­leitner sich mit mittlerweile 80 Jahren kein so umfangreiches Projekt mehr aufhalsen will.
Verglichen mit den beiden anderen Wien-Teilen, ist dieser dritte mit über 1800 Projekten besonders umfangreich ausgefallen. Achleitner selbst erklärt das im Nachwort damit, dass seine Wahrnehmung durch die intensive Beschäftigung mit der Materie sensibler geworden sei und er daher auch in un­auffälligeren Bauten nennenswerte Besonderheiten entdecken konnte. Wie die vorhergegangenen Bände enthält auch dieses Buch nicht nur Architektur im akademischen und kunsthistorischen Sinn, sondern auch Bauten des „gewöhnlichen Bedarfs“ und solche, die eine soziokulturelle Bedeutung für den Stadtteil und seine Bewohner haben oder hatten.
Der Führer ist inhaltlich nach Bezirken geordnet. Jedem Bezirk geht eine kurze Beschreibung seiner historischen und städtebaulichen Entwicklung voran sowie eine Auflistung der bekannten Architek­ten, die dort gebaut haben. Allerdings vermisst man einen Übersichtsplan. Innerhalb des Bezirks sind die Gebäude thematisch geordnet, wobei Achleitner sehr Wien-spezifische Kategorien wie „Kaffee- und Gasthäuser“ oder „Landwirtschaft“ einführt. Zu jedem Gebäude sind die klassischen Fakten aufgelistet, zu vielen Bauten gibt es erläuternden Text, mal nur zwei Sätze, mal eine Seite. Zwischen den sachlichen Beschreibungen von Besonderheiten oder Hintergründen der Bauten finden sich trockene Kommentare, die den subjektiven Achleitner-Zugriff deutlich machen, wie etwa beim Wohnhaus in der Glantzgasse 9 des Architekten Otto Wagner junior: „Vielleicht hatte Otto Wagner doch recht, wenn er seinen Sohn als untalentiert bezeichnete.“ Viele Projekte sind durch Bilder und Pläne anschaulich dargestellt. Aber eben nicht alle. Manche sind nur mit einer Adresse verzeichnet, nichts weiter, kein Bild und kein Text, was dann doch etwas kryptisch daherkommt. Da
der Führer nun zeit­lich und inhaltlich abgeschlossen ist, wäre es schön, man hätte den „Ist-Zustand“ der Gebäude zumindest einmal fotografisch eingefroren. Es wird sicher eines Tages passieren, dass man zur Adresse eines Wohnhauses von 1912 schlen­dert und vor einem eben fertiggestellten Bürogebäude steht.
Da bleibt dem Leser nur, Informationen und Fotos selbst zu ergänzen und nicht mehr vorhandene Gebäude einfach zu streichen. Das wäre, glaube ich, durchaus im Sinne von Friedrich Achleitner, der seinen Führer, wie er in der Einleitung schreibt, in keiner Weise als unanfechtbares System von objektiven Wertungen versteht, sondern als Führer zu Problemen der Architektur.
Fakten
Autor / Herausgeber Friedrich Achleitner
Verlag Residenz Verlag, St. Pölten-Salzburg, 2010
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aus Bauwelt 10.2011
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