Kecke, charmante, ironische Wohnhäuser, gut fotografiert, mit den notwendigen Rissen erläutert – dann ist das wohl ein gutes Buch. Das ist es, doch dazu später, zuerst zu den vorgestellten Häusern.

59 Anlagen sind es, vom Einfamilienhaus bis zu Wohntürmen, das Gros sind mehrgeschossige Wohn­häuser, gebaut in Städten oder in deren Nähe. Zu ihrer Charakterisierung haben sich die Autoren 28 Attribute ausgedacht. Mehrere Attribute können auf ein Bauprojekt zutreffen. Eine Tabelle gibt eine Übersicht der am häufigsten zugeordneten Begriffe. Die sind zum Beispiel „Familienwohnen“, „Innovation“, „Exklusivität“ oder „Wohnatmosphäre“. Neben dem niederländischen Reihenhaus gibt es offensichtlich ein neues Erfolgsmodell, den Luxuswohnblock. Luxus bedeutet hier zertifizierte Wohnqualität in techni­scher als auch in sozialer Hinsicht.
Nach 120 Jahren staatlicher Wohnungsbaufürsorge kennt das Land keinen Wohnungsmangel. Dafür gab es bis 1988 weitgehend normierte Wohnungsty­pen. Erst danach wurden mit dem staatlichen VINEX- Programm die Gestaltungsmöglichkeiten erweitert. Zuvor wurde eine Konfektionsstrategie verfolgt, daher die erfolgreichen, mittlerweile aber nicht immer geschätzten Reihenhaussiedlungen. Nach VINEX sollten eher luxusorientierte Wünsche erfüllt werden: mehr Raum, mehr Qualität, mehr Mitbestimmung, mehr Ökologie. Die Bauten der letzten zehn Jahre kommen diesen Wünschen nach. Das System der „Tunnelschalung“, entwickelt für das bis dahin erfolgreiche holländische Reihenhaus, wird jetzt auch für größere Baukomplexe eingesetzt. Daneben entwickeln Tüftler „floating homes“ fürs Wohnen auf dem Wasser.
Was den Wert des Buches ausmacht, ist die Auswahl der Projekte nach den eingangs erwähnten Attributen, die nur wenige Überschneidungen mit den Jahrbüchern des NAi ergeben. Die knappen Texte lassen die jeweilige Bau­idee verstehen.