Bauwelt

John Pawson – Plain Space

Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz

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John Pawson – Plain Space

Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz

Der reine Raum, perfekt in seinen Proportionen, befreit von Sockeln, Leisten, Blenden und sichtbarem, „zeitgemäßem“ technischen Know-how, steht seit gut dreißig Jahren für die minimalistische Architektur von John Pawson. Bekannt als „Mr. Minimum“ ist Pawson der Hohepriester des Minimalismus.
Jenseits aller Trends und Moden ist die maximale Reduktion die Essenz seines Schaffens und mittlerweile auch völlig losgelöst vom allgemeinen architekto­nischen Diskurs.
Plain Space dokumentiert eine Schaffensphase von zehn Jahren und illustriert ein ausgewähltes Spektrum an Themen, deren roter Faden Exklusivität ist. In gewisser Weise ist Pawson ein Architekt im Elfenbeinturm, denn „Alltagsaufgaben“ finden sich in seinem Œuvre nicht, bzw. er erhöht sie zu gerade­zu sakraler Semantik. So lesen sich die Kapitel im Inhaltsverzeichnis auch wie eine Wunschliste begehrter Aufträge. Neben „Objekten in der Landschaft“ gibt es noch „Sakrale Räume“, „New Yorker Residenzen“, „Belgische Apartments“ und „umgebaute Projekte“. Weitere Kapitel zeigen Sondertypologien, Yacht- sowie Produktdesign. Vom weitläufigen Fe­riensitz über Zisterzienserklöster und Luxusyachten bis zu Bratpfannen und Töpfen zeigt sich die radikale Grundhaltung Pawsons, sich allen Überflusses zu entledigen. Daher erfreuen sich diese asketi­schen und elitären Räume besonders bei Priestern, Modedesignern sowie Kunstsammlern und -händ­lern großer Beliebtheit.
Die Herausgeberin Alison Morris arbeitet seit über zehn Jahren im Büro von Pawson und befasst sich ausschließlich mit der Dokumentation und Beschreibung der Projekte des Büros. Insofern handelt es sich bei den Texten nicht um den Blick eines externen Kritikers, sondern um einen Insiderblick, was zwar auf Kosten der Neutralität geht, dafür aber ein komplexeres Wissen des gesamten Bauablaufes mit sich bringt. So ist die Dokumentation der Projekte vom ersten Bauherrengespräch über die Ausführung bis zum fertigen Produkt eine Stärke des Buches. Hierbei wird auch deutlich, dass die Architektur Pawsons ganz wesentlich vom Dialog mit den Auftrag­gebern bestimmt wird und ohne deren unbedingten Rückhalt nicht denkbar ist. Somit scheiden öffentliche Auftraggeber und Investorengruppen als Klientel aus, Konsens und Kompromiss sind in der Arbeit Pawsons Fremdworte.
Diese neue Monografie führt souverän weiter, was die bereits erschienen Bücher über den Architekten schon manifestiert haben. Da Pawson nicht zu denen zählt, die mit jedem neuen Werk einen Meilenstein setzen wollen oder aber eine spektakuläre Eventarchitektur anstreben, verlässt sich Plain Space ganz auf das Gewohnte: ein ruhiges Layout, atmosphärische Fotos (fast) ohne Effekthascherei, leise und gestochen präzise Pläne sowie sehr persönliche Texte, die bisweilen etwas zu familiär geraten, da der Autorin die nötige Distanz fehlt.
Plain Space ist sowohl als Ergänzung zu schon vorhandenen Publikationen über Pawson und für Anhänger des Minimalismus geeignet, als auch zum Einstieg in das Schaffen dieses Architekten, der auf hohem Niveau begann und es konsistent hält und verfeinert. Letztendlich ist es ein schönes Beispiel dafür, dass auch die leisen und die Zwischentöne
in der sensationslüsternen Architekturdebatte noch Gehör finden.

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