Bauwelt

City Nord | Europas Modellstadt der Moderne

Text: Niemann, Sebastian, Paris

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City Nord | Europas Modellstadt der Moderne

Text: Niemann, Sebastian, Paris

Die City Nord wird sowohl von ihren Befürwortern als auch von ihren Kritikern als „moderne Bürostadt im Grünen“ charakterisiert und als solche entweder angepriesen oder angefeindet.
Schon als das Projekt Ende der 50er Jahre etwas euphemistisch als „Geschäftsgebiet für Kontorhäuser“ ausgewiesen wurde, zeigte sich, wie unterschiedlich, je nach Stand­ort des Betrachters, bewertet wird: Die Unternehmen sahen in dem Gebiet zwischen dem Stadtpark und dem Flug­hafen eine günstige Lösung für den explosionsartig steigenden Bedarf an Büroflächen ihrer Verwaltun­gen. Die Politiker konnten mit dem neuen Wirtschaftsstandort die kleinteiligen Strukturen der Innenstadt bewahren und gleichzeitig derdrohenden Abwanderung der Unternehmen entgegenwirken. Die Stadtplaner und Architekten durftensich den Traum einer funktionsgegliederten Stadt mit moderner Infrastruktur auf der grünen Wiese erfüllen. Kritik regte sich unter den direkt betroffenen Anwohnern – in der Kleingartensiedlung, die den Bürohäusern weichen sollten, hausten bis dato noch etwa 700 Familien.
Obwohl die Planer größte Sorgfalt walten ließen und für jedes Gebäude ein eigener Wettbewerb ausschrieben, kam schon zu Beginn des zweiten Bauabschnitts Anfang der 70er Jahre erneut Kritik auf: Die City Nord wurde weithin als „sterile Betonstadt“ wahrgenommen. Da das monofunktionale Denken weiterhin den Bedürfnissen der Unternehmen entsprach, wurden die Planungsvorgaben jedoch nicht grundsätzlich in Frage gestellt, sondern die bisherige Gestaltung lediglich durch neue Architektur-Moden abgelöst. Mit dem weiteren Ausbau wurde zunehmend deutlich, dass sich der Wunsch nach großen, autonomen Büroflächen nicht mit dem nach belebten Stadträumen verbinden ließ. Die Forderung nach einer funktionalen Auflockerung mit Wohn- oder gar Freizeitnutzung und einer besseren Eingliederung in den städtischen Kontext wehrten die in der Grundeigentümer Interessen-GemeinschaftCity Nord (GIG) zusammengeschlossenen Hausherren jedoch erfolgreich ab. Die GIG versuchte stattdessen, das (vermeintliche) Kommunikations-Defizit der City Nord durch Skulpturenausstellung, die Einrichtung einer Kita sowie einige Neu- und Umbauten auszuräumen. Auch das hier vorliegende, von den Grundeigentümern herausgegebene Buch istTeil der Arbeit am angekratzten Image. Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum erläutert es in bemüht peppigem Layout die Planungs- und Realisierungsphasen und stellt die einzelnen Gebäude detailliert vor. Dass die umfassenden Darstellungen mit einem Ausblick auf die rosige Zukunft der City Nord enden, ist wohl dem Standpunkt der Autorin, die als Pressesprecherin der GIG arbeitet, geschuldet. 
Fakten
Autor / Herausgeber Sylvia Soggia
Verlag Dölling und Galitz Verlag
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aus Bauwelt 14.2010

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