Bildstrecke 29.07.2013
Berlin-Charlottenburg, Schlüterstraße 45. Das Hotel Bogota, 1912 als großbürgerliches Wohnhaus in einer Seitenstraße des Kurfürstendamm erbaut, ist eine Berliner Institution.
Markus Bleyl
In den 20er Jahren wird es zu einer beliebten Adresse im Kulturleben. Unter anderem soll dort Benny Goodman als noch unbekannter Klarinettist aufgetreten sein. Modemacher, Industrielle und Künstler ziehen in die Schlüterstraße.
Dora Strebel
Die berühmteste Bewohnerin bezieht 1934 ein Wohnatelier mit 14 Zimmern im Dachgeschoss:
Dora Strebel
Bei der Mode- und Werbefotografin geht unter anderem ein gewisser Helmut Neustädter in die Lehre, der 1936 aus Deutschland fliehen und sich Helmut Newton nennen wird.
Yva und ihr Mann Alfred Simon wurden von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet. Zwei Stolpersteine vor dem Hotel Bogota erinnern daran.
1942 ziehen die Nationalsozialisten in das Gebäude: Die Filmkammer der Reichskulturkammer richtet sich dort ein. Deren Chef Hans Hinkel und Joseph Goebbels begutachten im Vorführsaal Propagandafilme.
Dora Strebel
Das Gebäude überlebt den Krieg unversehrt. 1945 organisiert die von den Russen neugegründete "Kammer der Kulturschaffenden" in der Schlüterstraße 45 die erste unzensierte Berliner Kunstausstellung nach dem Krieg.
Dora Strebel
Auch der "Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands" nimmt Quartier im Haus. Künstler wie der Regisseur Wolfgang Langhoff und die Dichterin Anna Seghers gehen in der Schlüterstraße 45 ein und aus.
Dora Strebel
Die Protagonisten der NS-Kulturindustrie müssen auch in die Schlüterstraße 45 kommen: Die Briten richten dort die Spruchkammer zur Entnazifizierung ein. Neben anderen sprechen dort Gustaf Gründgens und Heinz Rühmann vor.
Dora Strebel
1949 kauft der Deutsche Gewerkschaftsbund das Haus. In den 60ern eröffnet der Emigrant Heinz Rewald in Yvas ehemaligem Atelier eine Pension und benennt sie nach dem Ort, an dem er vor den Nazis Zuflucht fand: Bogota.
Hotel Bogota
1976 verkauft Rewald das Hotel an Steffen Rissmann, dessen Sohn Joachim bis heute das Erbe des Hauses mit seinen 123 Zimmern pflegt.
Auch heute finden noch Fotoshootings, Ausstellungen und Veranstaltungen in den Räumen des Hotel Bogota statt.
Annelie Saroglou
Nach 100 Jahren bewegter Geschichte steht das Hotel jetzt vor dem Aus. Direktor Rissmann hat Mietschulden bei dem neuen Besitzer Thomas Bscher, der das Haus 2005 erwarb und nun mit der Räumung droht.
Die Nachbarschaft ist Schauplatz rasanter Immobilienspekulationen. Im selben Block wurde das ebenfalls traditionsreiche Haus Cumberland zu Luxuswohnen und Edelshoppen umgebaut.
Im Juni stellten Elisabeth Ziemer (li.) und Agnete von Specht vom Verein "Denk mal an Berlin" ein Gutachten von Dietrich Worbs (re.) und Reinhard Rürup vor. Sie warnen vor größeren Umbauten.
Zum Gutachten
Im Juni stellten Elisabeth Ziemer (li.) und Agnete von Specht vom Verein "Denk mal an Berlin" ein Gutachten von Dietrich Worbs (re.) und Reinhard Rürup vor. Sie warnen vor größeren Umbauten.
Viele Prominente und Stammgäste setzen sich für den Erhalt des Hauses ein. Hier geht es zur
Online-Petition
Viele Prominente und Stammgäste setzen sich für den Erhalt des Hauses ein. Hier geht es zur
Zum Nachhören: Das Radiofeature von Michael Reitz (2013)
Berlin. Hotel Bogota. Eine Geschichte über Künstler, Zyniker und Diebe
Zum Nachhören: Das Radiofeature von Michael Reitz (2013)
Alles Weitere unter
www.bogota.de
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