Bildstrecke 07.08.2012
Unter wechselnden politischen Systemen wuchs das Küstenstädtchen Tripolis im 20. Jahrhundert zu einer 1,8-Millionen-Stadt auf 250 km². Die Herrschaftssysteme bilden sich in der Bebauung ab.
Johannes Fiedler
Am Hafen, der auf Phönizier, Karthager und Römer zurückgeht, liegt die ummauerte arabische Medina.
Johannes Fiedler / Google Maps
Der Perimeter der Medina ist geprägt von Gebäuden und Platzräumen aus der osmanischen Zeit.
Johannes Fiedler
Innerhalb der Mauern ist die Medina von den Modernisierungsvorhaben der nachfolgenden Regimes verschont geblieben.
Johannes Fiedler
Italien wollte als spät gekommene Kolonialmacht zumindest symbolisch aufrücken in die Riege der Weltmächte. Nach der Machtergreifung Mussolinis 1922 wurde die Kolonisierung als großes, pathetisches Projekt betrieben.
Johannes Fiedler
Florestano Di Fausto (1890 - 1965) hat in seinen Bauten Themen der arabischen Baukultur integriert - in den Raumlösungen und im Dekor. An vielen Stellen ist die Inszenierung italienischen Stadtraums noch intakt.
Johannes Fiedler
Die Stadterweiterung unter König Idris (ab 1951) war bestimmt von der Einsicht, dass es notwendig ist, den Menschen geordnete und kostengünstige Rahmenbedingungen zum Bau eigener Häuser bereitzustellen.
Johannes Fiedler
Das Konzept aus der Zeit des König Idris wird von Fachleuten vor Ort mit dem Begriff „taqsim“ (Teilung) assoziiert. Es handelt sich um „Parzellierungen“ durch die Grundstückseigentümer nach staatlichen Vorgaben.
Johannes Fiedler / Google Maps
Heute sind die Typenhäuser auf den Parzellen auf vielfältige Art individualisiert. Die Taqsim-Gebiete haben eine soziale Qualität, die ein angenehmes Leben in der hochgradig fragmentierten Stadt möglich zu machen scheint.
Johannes Fiedler
In den letzten 20 Jahren nahm Gaddafi enorme Eingriffe in die Stadtstruktur vor. Geplant war ein Grüngürtel, der Küstenstreifen wurde mit Hotels privatisiert. Große Gebiete fielen der Kahlschlagsanierung (hellrot, unten) und Autobahnen zum Opfer.
Johannes Fiedler / Google Maps
Der von Gaddafi installierte Apparat gestaltete die Stadt nach den Prinzipien der Funktionstrennung um und initiierte Massen-Geschosswohnungsbau, erst nach osteuropäischem, ab 1990 nach kapitalistischem Vorbild.
Johannes Fiedler
Nach der Machtübernahme durch Gaddafi ist die italienische Stadt an vielen Stellen übel zugerichtet worden. Entlang der Uferpromenade wurden zahlreiche repräsentative Bauten geschliffen, ...
Johannes Fiedler
... die Uferzone wurde aufgeschüttet und eine achtspurige Küsten-Schnellstraße angelegt.
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Heute ist die Corniche Road zu Fuß praktisch unüberwindbar und trennt den öffentlichen Raum des Stadtzentrums vom Hafenbecken.
Johannes Fiedler
Die kleinteiligen Gebiete aus der Idris-Ära waren dem Regime ein Dorn im Auge. Anstatt des populären Händler- und Handwerkerviertels „Souq al Thulata“ sollte, als ein Teil des Grüngürtels, ein Park entstehen.
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2009 wurde das Viertel gewaltsam geräumt. Derzeit wird die Fläche des ehemaligen Souq als Schrottplatz und Müllhalde genutzt.
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Die Kahlschlagsanierungen waren Teil eines System des Landraubs, das das Ziel der Zerstörung von Zivilgesellschaft mit jenem des kommerziellen Gewinns auf vorteilhafte Weise verband.
Johannes Fiedler
Überall im Stadtraum findet man heute Aufschriften, in denen die ehemaligen Eigentümer ihre Rechte einfordern. Im Sand der geräumten Flächen bilden die Menschen die Bauplätze ihrer demolierten Häuser nach.
Johannes Fiedler
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