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Wohnungsnot

Sebastian Redecke hat Detlef getroffen, und sucht nun auch nach einer Lösung für dessen Wohnraumprobleme

Text: Sebastian Redecke

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Wohnungsnot

Sebastian Redecke hat Detlef getroffen, und sucht nun auch nach einer Lösung für dessen Wohnraumprobleme

Text: Sebastian Redecke

Wir nennen meinen Bekannten Detlef. Er wohnt schon seit den frühen 80er Jahren in einer Altbauwohnung nahe der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg. Das Haus von 1906 ist grau und unscheinbar, die Wohnung mit Berliner Zimmer aber angenehm groß und verfügt über einen Balkon. Früher, Detlef kam aus Nordhessen nach Berlin und studierte Soziologie mit Nebenfach Politik, war die Wohnung eine WG. Dann gab es die Phase der Familie mit zwei Kindern, jetzt wohnt Detlef meist allein auf 156 Quadratmetern, wie andere im Haus auch, wenn sie nicht auf Reisen sind. In Berlin leben über 50 Prozent in einem Einzelhaushalt, einige von ihnen auf viel Fläche. Möglich ist dies für Detlef, da er Altmieter ist, Reparaturen selbst macht, der Eigentümer irgendwo weit weg wohnt und nicht mit Haifischen in Kontakt gerät. Glück gehabt, denn in den Häusern rechts und links sind die Mieten gut hergerichteter Wohnungen ähnlicher Größe heute mehr als doppelt so hoch. Für Detlef ist der Raum im letzter Zeit etwas zu viel geworden.
Er hat aber auch ein anderes Problem: Das Haus seiner Eltern, in den frühen siebziger Jahren in einem ruhigen Neubaugebiet entstanden, steht seit Monaten leer. Es hat hellbraune Klinker, dunkelbraune Fenster und liegt am Hang. Es verfügt über eine Doppelgarage, denn ohne Auto sieht es dort schlecht aus, außerdem über einen Keller mit Partyraum und Sauna, ein ausgebautes Dach mit neuer Glasgaube, eine kränkelnde Ölheizung und über einen großen, zuletzt nicht mehr so gepflegten Garten. Vor zehn Jahren kam noch ein Wintergarten auf der Waschbetonterrasse hinzu. Das Haus bot über 40 Jahre sehr viel Platz für die Eltern, die nun im Pflegeheim gelandet sind. Mieter findet man nicht für die 180 Quadratmeter mit Holztäfelung, Teppichboden und geflammten Fliesen in Küchen und Bädern. An Verkauf ist nicht zu denken. Die Preise liegen am Boden. In dem Stadtteil werden auch andere Häuser wie Sauerbier angeboten. Jüngere möchten, wenn überhaupt, lieber im Ortskern wohnen oder neu – gesund – bauen. Was tun mit so viel ungenutztem Raum? Reden wir nicht ständig von Wohnungsnot?

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