Bauwelt

Regionaler Traditionalismus und strenger Minimalismus

Souto de Moura im Siza Pavillon auf der Raketenstation Hombroich

Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf

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    Eduardo Souto de Moura mit seinem Werk im Pavillon seines Kollegen und ehemaligen Lehrers Álvaro Siza
    Foto: Frank Maier-Solgk

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    Foto: Frank Maier-Solgk

Regionaler Traditionalismus und strenger Minimalismus

Souto de Moura im Siza Pavillon auf der Raketenstation Hombroich

Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf

Zwei Ausstellungseröffnungen fanden unlängst am selben Tag im Museum Insel Hombroich statt. Die Langen Foundation zeigte eine Auswahl von Arbeiten des dänischen Künstlers Olafur Eliasson, der samt seinem Berliner Sammler anwesend war. Happening-Charakter, zahllose Medienvertreter. 100 Meter entfernt, im Siza Pavillon, präsentierten die Stiftung Insel Hombroich und der Bund Deutscher Architekten eine Ausstellung zum Werk Souto de Mouras, einem der prominentesten Vertreter der zeitgenössischen portugiesischen Architektur. Auch hier war die Hauptperson, immerhin Pritzker-Preisträger von 2011, anwesend, doch war die Diskrepanz des Zuspruchs symptomatisch: Die öffentlichste aller Künste hat es schwer, öffentliches Interesse zu wecken, zumindest was ihre üblichen Präsentationsformen betrifft. Dabei ist die aktuelle Ausstellung nicht nur großzügig und sorgfältig ausgearbeitet, die ausgewählten 14 Projekte, präsentiert in Form von Fotos, Modellen und Plänen, be-legen überdies die ästhetisch-sinnliche Präsenz der Gebäude. Sichtbar an Historie und Landschaft orientiert, verbinden die Entwürfe de Mouras einen südlich geprägten, regionalen Tradi-tionalismus mit einem strengen Minimalismus. Wie seinen Freund Álvaro Siza, in dessen Büro de Moura zu Beginn seiner Karriere in den 70er Jahren arbeitete und mit dem er derzeit gemeinsam die U-Bahn von Neapel entwickelt, rechnet man de Moura der Escola do Porto zu, welche neben anderen von Fernando Távora in den 50er Jahren begründet wurde.
Typologisch gesehen ist das Werk de Mouras denkbar weit gespannt. Es weist Wohn- wie Bürobauten auf und reicht vom Kulturzentrum über Sportstätten bis zum Krematorium. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählt das städtische Sportstadion von Braga (Bauwelt 22.2004), das sich in Anlehnung an die Form eines antiken Amphitheaters mit offenen Schmalseiten elegant in die landschaftliche Topographie einfügt. Dekonstruktivistische Elemente zeigen sich am Kinogebäude in Porto, das er mit zwei großen auf Fluss und Meer ausgerichteten Fenstern an der Umgebung orientierte. Ebenfalls in Porto sind Turm und Flachbau eines Bürokomplexes (Bauwelt 37.2008) auf einer Plattform angeordnet und in einen spannungsvollen Dialog gebracht, während das Haus der Geschichten in Cascais als Ensemble formal heterogener Pavillons aus rot gefärbtem Beton nach eigenem Bekunden nicht zuletzt auf die Baumkronen des umgebenden Parks bezogen ist. Am stärksten ist der kontextuelle Ansatz jedoch an der Markthalle von Braga ablesbar. De Moura hatte sie in den 80er Jahren selbst gebaut. Später wurde sie umgenutzt, verfiel zur Ruine, bis er sie nun in einem Mutationsprozess spezieller Art zu einer neuen Form urbaner Identität umbaute. Aus der von zwei Säulenreihen getragenen einstigen Markthalle entwickelte er durch die Entfernung des Daches einen öffentlichen Park, der an den Charakter einer römischen Straße erinnert und durch seine Lage zwischen zwei Stadtteilen tatsächlich zu einem urbanen Verbindungsstück wurde. Die restlichen Räume verwandelte er in ein Kulturzentrum. Architektur würde in diesem Fall, wie de Moura sagt, zu einem „Beschleuniger der Zeit“, freilich einer Zeit, die die Schichten der Epochen, die eine Stadt ausmachen, sichtbar hält. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen.

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