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Sebastian Redecke hat sich mit der Intervention von Volkwin Marg zur Neuplanung am Berliner Kulturforum befasst

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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Sebastian Redecke hat sich mit der Intervention von Volkwin Marg zur Neuplanung am Berliner Kulturforum befasst

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Volkwin Marg äußert sich gern zu Verfahrensfragen. So auch beim Projekt des Kunstmuseums für das 20. Jahrhundert am Kulturforum in Berlin. Dafür hat der Bundestag vor der Sommerpause wie versprochen 200 Millionen Euro bereitgestellt. Ein Geschenk für die Hauptstadt. Der Druck der Stifter ist groß, der Wettbewerb läuft. Für Marg ist die Aufgabe in dieser Form falsch, und er lässt nicht locker mit seiner Kritik. Er hat ein Kompetenzwirrwarr ausgemacht und versteht nicht, warum mit einer „willkürlichen politischen Entscheidung“ für den Neubau ein Standort festgelegt wurde, ohne einen Ideenwettbewerb für das ganze Kulturforum durchzuführen. Ohne Zweifel, das Forum muss als städtebauliches Desaster bezeichnet werden. Seit vierzig Jahren fehlt ein Gesamtplan, um die Solitäre als Ensemble, ihrer Wichtigkeit entsprechend, einzubetten. Und nun kommt ein neues Museum hinzu. Volkwin Marg stellt auch die Frage, wie man zwischen Mies’ Nationalgalerie und Scharouns Philharmonie überhaupt bauen soll. Stimmt, die Sache ist heikel, doch meiner Meinung nach sollten wir der heutigen Architektenschaft schon zutrauen, dass sie sich trotz des üppigen Programms nicht allzu dominant zwischen den beiden ganz Großen einpasst, sodass vertraute Sichtbeziehungen bleiben. Platz ist da. Ist das Museum erst einmal gebaut, wird man nicht umhinkommen, dem Kernraum zwischen den Einzelbauten als „Lustgarten der Moderne“ ein neues Gesicht zu geben. Zu dem von Marg außerdem angeführten Argument, dass mit dem Neubau am festgelegten Standort die seiner Ansicht nach wichtige Verzahnung über die Potsdamer Straße hinweg zur Staatsbibliothek verbaut wird, muss man feststellen, dass diese Verzahnung sowieso nicht gelingen kann. Eine von Marg vorgeschlagene Tunnellösung mit Rampe vor der Nationalgalerie ist abwegig und mit der dichten Büro-, Hotel- und Kommerz-Bebauung am Potsdamer Platz ist so oder so ein Zusammenwachsen mit dem luftigen Kulturforum nicht hinzubekommen. Renzo Piano, der seinerzeit ein großes Tortenstück vom Platz abbekam, hatte die sympathische Idee, das Erdgeschoss der Staatsbibliothek zu öffnen, um eine fußläufige Verbindung zum Kulturforum zu schaffen; das hat die Bibliothek damals abgelehnt. Potsdamer Platz – Kulturforum: Zwei Welten treffen dicht an dicht aufeinander. Eigentlich nichts Besonderes in Berlin – auch in bester Lage.

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