In situ in Caen
Die Stadt Caen in der Normandie hat vom 22. September bis 9. Oktober zur vierten Ausgabe einer Architektur- und Städtebau-Biennale eingeladen. Seit diesem Jahr nennt sie sich zusätzlich „In-Situ“, um mehr Aufmerksamkeit über die Region hinaus zu erlangen.
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
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Der Neubau der Bibliothek und Mediathek von OMA auf der Halbinsel von Caen wird im Januar 2017 eröffnet. Im Vordergrund das frühere Hafenbecken.
Foto: Sebastian Redecke
Der Neubau der Bibliothek und Mediathek von OMA auf der Halbinsel von Caen wird im Januar 2017 eröffnet. Im Vordergrund das frühere Hafenbecken.
Foto: Sebastian Redecke
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Neben der Bibliothek ist in einer alten Lagerhalle der Informations- und Veranstaltungszentrum für die Neuplanungen auf der Halbinsel untergebracht.
Foto: Sebastian Redecke
Neben der Bibliothek ist in einer alten Lagerhalle der Informations- und Veranstaltungszentrum für die Neuplanungen auf der Halbinsel untergebracht.
Foto: Sebastian Redecke
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Fassadendetail der Bibliothek von OMA. Der große Lese- und Veranstaltungsraum befindet sich im 1. OG. Es wird hervorgehoben durch sich vorwölbende, speziell für das Gebäude angefertigte Glaselemente
Foto: Sebastian Redecke
Fassadendetail der Bibliothek von OMA. Der große Lese- und Veranstaltungsraum befindet sich im 1. OG. Es wird hervorgehoben durch sich vorwölbende, speziell für das Gebäude angefertigte Glaselemente
Foto: Sebastian Redecke
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Das 2. OG ist als großer Träger ausgebildet. Dadurch ist der Lesesaal im 1. OG weitgehend stützenfrei.
Foto: Sebastian Redecke
Das 2. OG ist als großer Träger ausgebildet. Dadurch ist der Lesesaal im 1. OG weitgehend stützenfrei.
Foto: Sebastian Redecke
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Blick nach Norden auf die südliche Spitze des Stadtentwicklungsgebiets “La Grande Mosaïque” auf der Halbinsel von Caen. Für die Freiraumgestaltung wurde Michel Desvigne beauftragt.
Foto: Sebastian Redecke
Blick nach Norden auf die südliche Spitze des Stadtentwicklungsgebiets “La Grande Mosaïque” auf der Halbinsel von Caen. Für die Freiraumgestaltung wurde Michel Desvigne beauftragt.
Foto: Sebastian Redecke
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Auch die Bauten auf der Halbinsel von Caen wurden durch Bombardierungen im Sommer 1944 nahezu vollständig zerstört.
Foto: Stadt Caen
Auch die Bauten auf der Halbinsel von Caen wurden durch Bombardierungen im Sommer 1944 nahezu vollständig zerstört.
Foto: Stadt Caen
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„La Grande Mosaique“: Plan der Stadt und der Nachbargemeinden zur Umgestaltung der 300 Hektar großen Halbinsel zwischen dem Canal de Caen à la Mer und dem Fluss Orne.
Plan: Stadt Caen
„La Grande Mosaique“: Plan der Stadt und der Nachbargemeinden zur Umgestaltung der 300 Hektar großen Halbinsel zwischen dem Canal de Caen à la Mer und dem Fluss Orne.
Plan: Stadt Caen
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Das kleine Bistro “Au Quai des Brumes” blieb trotz aller Neuplanungen auf der Halbinsel erhalten und ist eine Adresse in Caen.
Foto: Sebastian Redecke
Das kleine Bistro “Au Quai des Brumes” blieb trotz aller Neuplanungen auf der Halbinsel erhalten und ist eine Adresse in Caen.
Foto: Sebastian Redecke
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Die Pariser Architektin Innessa Hansch gestaltete neben dem Bootshaus des Kajakvereins am alten Hafenbecken auch die Terrassen entlang des Canal de Caen à la Mer.
Foto: Sebastian Redecke
Die Pariser Architektin Innessa Hansch gestaltete neben dem Bootshaus des Kajakvereins am alten Hafenbecken auch die Terrassen entlang des Canal de Caen à la Mer.
Foto: Sebastian Redecke
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Baumschlager Eberle und Pierre Champenois stellten 2015 den neuen Gerichtspalast auf der Halbinsel von Caen fertig.
Foto: Sebastian Redecke
Baumschlager Eberle und Pierre Champenois stellten 2015 den neuen Gerichtspalast auf der Halbinsel von Caen fertig.
Foto: Sebastian Redecke
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Der alte Justizpalast an der Place Fontette in der Innenstadt von Caen steht nun leer. Die Stadt sucht nach Ideen für die Umnutzung.
Foto: Sebastian Redecke
Der alte Justizpalast an der Place Fontette in der Innenstadt von Caen steht nun leer. Die Stadt sucht nach Ideen für die Umnutzung.
Foto: Sebastian Redecke
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Ausschnitt einer Zeichnung im Informations- und Veranstaltungszentrum der Neuplanungen auf der Halbinsel von Caen. In der Mitte die kreuzförmige Bibliothek von OMA.
Foto: Sebastian Redecke
Ausschnitt einer Zeichnung im Informations- und Veranstaltungszentrum der Neuplanungen auf der Halbinsel von Caen. In der Mitte die kreuzförmige Bibliothek von OMA.
Foto: Sebastian Redecke
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Die Baudezernentin und Vize-Bürgermeisterin von Caen Sonia de la Provôté während der Architektur- und Städtebau-Biennale In Situ Anfang Oktober 2016.
Foto: Sebastian Redecke
Die Baudezernentin und Vize-Bürgermeisterin von Caen Sonia de la Provôté während der Architektur- und Städtebau-Biennale In Situ Anfang Oktober 2016.
Foto: Sebastian Redecke
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Die Université de Caen Normandie nördlich der Innenstadt wurde in den Jahren 1948-57 von Henry Bernard neu errichtet.
Foto: Sebastian Redecke
Die Université de Caen Normandie nördlich der Innenstadt wurde in den Jahren 1948-57 von Henry Bernard neu errichtet.
Foto: Sebastian Redecke
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Der zentrale Platz. Die Universität wurde 1432 gegründet und hat heute 25.000 Studenten.
Foto: Sebastian Redecke
Der zentrale Platz. Die Universität wurde 1432 gegründet und hat heute 25.000 Studenten.
Foto: Sebastian Redecke
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Beim Wiederaufbau der Innenstadt von Caen in den 50er Jahren wurde die Synagoge in ein Gebäude integriert.
Foto: Sebastian Redecke
Beim Wiederaufbau der Innenstadt von Caen in den 50er Jahren wurde die Synagoge in ein Gebäude integriert.
Foto: Sebastian Redecke
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Eine kleine Werkhalle neben der neuen Bibliothek von OMA blieb erhalten. Sie soll aber einem Wohnbauprojekt weichen.
Foto: Sebastian Redecke
Eine kleine Werkhalle neben der neuen Bibliothek von OMA blieb erhalten. Sie soll aber einem Wohnbauprojekt weichen.
Foto: Sebastian Redecke
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Im Informations- und Veranstaltungszentrum der Neuplanungen auf der Halbinsel von Caen.
Foto: Sebastian Redecke
Im Informations- und Veranstaltungszentrum der Neuplanungen auf der Halbinsel von Caen.
Foto: Sebastian Redecke
In situ in Caen
Die Stadt Caen in der Normandie hat vom 22. September bis 9. Oktober zur vierten Ausgabe einer Architektur- und Städtebau-Biennale eingeladen. Seit diesem Jahr nennt sie sich zusätzlich „In-Situ“, um mehr Aufmerksamkeit über die Region hinaus zu erlangen.
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Erstaunlich für eine Stadt mit nur rund 110.000 Einwohnern, dass sie sich mit so großem Engagement einer Biennale zu diesen Themen widmet - diesmal mit dem Schwerpunkt „(Re)construire la ville su-mesure“ - und in drei Wochen zahlreiche Vorträge und Diskussionsveranstaltungen an verschiedenen Orten in der Stadt anbietet. Im Hintergrund steht der größere Stadtumbau, mit dem schon vor vielen Jahren begonnen wurde: La Grande Mosaïque. Auch Caen hat ein altes Hafengebiet nahe des Zentrums, das, zu einem neuen Stadtquartier am Wasser umgenutzt und mit der Straßenbahn angebunden, Impulse für Neuansiedlungen liefern soll. Man steht bei solchen Vorhaben in härtester Konkurrenz mit anderen Städten des Landes. Jede will sich mit besten Angeboten auf zentrumsnahen Brachen Vorteile verschaffen und leistet sich dort erst einmal ein paar öffentliche Bauten als neues Signet. So setzte man auch in Caen Zeichen und verpflanzte die Stadtbibliothek und den Justizpalast ans Hafenbecken. Als Architekten gewann man Rem Koolhaas und – nach Übernahme des Büros des verstorbenen Pariser Architekten Christian Hauvette - Baumschlager Eberle. Das städtebauliche Gesamtkonzept besorgte das Büro MVRDV, die Freiraumgestaltung Michel Desvigne. Einige Stadtmöbel und ein Bootshaus am neuen Freizeithafen stammen von Inessa Hansch. Das ehemalige Hafengebiet zieht sich über die Nachbargemeinde Hérouville-Saint-Clair hinweg nach Norden und umfasst 300 Hektar. Es ist viel zu groß! An ein Gesamtkonzept in Relation zur Größe und Bedeutung der Stadt und ihrer Umgebung ist nicht zu denken.
Die drei Wochen Veranstaltungen und Diskussionen sind geprägt von der Mischung aus Diskussionen zu lokalen Planungen, Präsentationen großer Namen, die auch einen Blick auf die Stadt werfen, und zahlreichen Führungen für das breite Publikum. Fast wäre es gelungen, sogar Renzo Piano nach Caen zu locken. Er sagte aber dann doch ab. Unterfüttert werden die Veranstaltungen mit der Ausstellung „Réenchanter le Monde“ mit den 40 Preisträgern des Global Award for Sustainable Architecture, die die Cité de l’Architecture zusammenstellte. Das Pariser Architekturzentrum ist einer der Partner der Biennale. Das Bemühen ist richtig, Ausstellungen aus der noch immer alles dominierenden französischen Hauptstadt in anderen, auch kleineren Städten des Landes zu zeigen.
Nicht unerwähnt bleiben muss, dass Caen Ende des Zweiten Weltkriegs zu zwei Dritteln zerstört wurde. Der Wiederaufbau durch den Pariser Architekten Marc Brillaud de Laujardière (1889-1973) zog sich bis 1962 hin. Unabhängig vom neuen Stadtquartier am ehemaligen Hafen war bei den Veranstaltungen interessant zu beobachten, dass der Wiederaufbau, der städtebaulich wie architektonisch nicht die Stärke eines Auguste Perret beim Wiederaufbau von Le Havre besitzt, nun immer mehr Beachtung findet und in der Stadt sogar mit Stolz erläutert wird. Man entschied sich damals, weitgehend auf dem alten Stadtgrundriss, Satteldach-Häuser und Blocks wie die Tours Marines einheitlich mit dem hellen „Stein von Caen“ (ein grau-beiger Kalkstein aus der Region) zu errichten. Dazu gehören viele kleine, teilweise erfinderische Variationen in den Fassaden in der Handschrift der fünfziger Jahre. Diese Feinheiten gilt es beim Stadtspaziergang zu entdecken.
Eine Enttäuschung aber gab es auch: Was nach dem Umzug mit den Bauten der alten Stadtbibliothek und dem denkmalgeschützten Justizpalast von 1893 im Stadtzentrum passieren soll, konnte ich von der Stadt nicht erfahren. Sie stehen leer. Man sei auf der Suche nach Ideen.
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