Bauwelt

Pavillon der Hessischen Theatertage

Ein Sommer in Darmstadt: Statt 10 bleibt der Pavillon von das blumen 100 Tage stehen. Mit der Entscheidung reagiert die Stadt auf die positive Resonanz der Darmstädter

Text: Flagner, Beatrix, Berlin

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    Der Eingang des Pavillons.
    Foto: Stephan Junglas

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    Der Eingang des Pavillons.

    Foto: Stephan Junglas

Pavillon der Hessischen Theatertage

Ein Sommer in Darmstadt: Statt 10 bleibt der Pavillon von das blumen 100 Tage stehen. Mit der Entscheidung reagiert die Stadt auf die positive Resonanz der Darmstädter

Text: Flagner, Beatrix, Berlin

In der Abendsonne weht der weiße Vorhang im Wind und lässt hier und da einen Blick ins Innere zu. Man erahnt einen offenen, von Holz dominierten Raum. Um ihn zu betreten muss sich der Besucher über einen 100 Meter langen, orangen Steg wagen, der zum Eingang des temporären Baus führt. Man wird neugierig und schreitet wie über einen roten Teppich über den Georg-Büchner-Platz vor dem Staatstheater Darmstadt zum Pavillon der Hessischen Theatertage. Für eine Woche diente er als Festivalzentrum, Veranstaltungsort und Bühne, die für freie Theater- und Aufführungsformate zusätzlich benötigt wurde.
Ein Vorhang und ein roter Teppich – einfache Elemente, mit denen gekonnt gespielt und Festivalbesucher, Fachpublikum und Interessierte angelockt werden.
Hinter dem Vorhang verbirgt sich auf einem Sockel ein Holzbau mit drei unterschiedlich großen und hohen Ebenen, die nach unterschiedlichen Richtungen angeordnet sind. Sie können zeitgleich bespielt werden, sich gegenseitig ergänzen und ausschließen. An den Querseiten des rechteckigen Baues gibt es kleine Kuben, die als Bar und Technikraum dienen.
Der geschlossene Vorhang verhüllt nicht nur den Pavillon, sondern lässt auch den eigentlichen Eingang des Staatstheaters verschwinden. Wie durch eine Schleuse muss man durch Vorhang und Holzkonstruktion gehen, um in das Haupthaus zu gelangen. Verschlossen ist er ein intimer Ort, wo kleinere Aufführungen stattfinden können. Wird der Vorhang geöffnet und die Stoffe an den leichten Rahmen drapiert und befestigt, öffnet sich der Pavillon als eine Bühne zum Stadtraum und ist Schnittpunkt zwischen ihr und dem Theater. Das wesentliche verbindende Element ist der markante Steg: Er läuft geradlinig entgegen des Geländegefälles des abgestuften Platzes. Durch die Höhensprünge wird er zum Sitzmöbel und lädt zum Verweilen ein.
Am letzten Festivaltag beschlossen Oberbürgermeister Jochen Partsch, Kulturreferent Ludger Hünnekens und Stadträtin Iris Bachmann, dass der Pavillon nicht wie ursprünglich geplant nach einer Woche bereits wieder abgebaut, sondern noch bis Mitte September stehen bleiben wird. Damit reagierten sie blitzschnell auf den Wunsch einer Großzahl von Darmstädtern, die mit dem Pavillon und seinem Steg einen Aufenthaltsort für den Sommer gewonnen haben.
Räume durch Transformation wieder ins Bewusstsein rufen
„Sich eines Ortes annehmen, ihn interpretieren, in ihn hineinwachsen, um ihn schließlich mit vielfältigen Veranstaltungen zu beleben – wie Saatgut das auf fruchtbaren Boden trifft.“, erklärt das Gestaltungskollektiv blumen e.V. seine Herangehensweise. Sie übernahmen ehrenamtlich Konzept, Planung und Umsetzung des Pavillons. 2006 als Projekt der Hochschule Darmstadt entstanden, ist der Verein heute in der Region für zahlreiche Interventionen und Aktionen bekannt. Sie beschäftigen sich mit Leerstand und verlassenen, urbanen Orten. Nach der Transformation eines leerstehenden Blumenladens, der 2014 einem Neubau weichen musste und der temporären Umgestaltung eines stillgelegten Atomschutzbunkers im Kontext des Darmstädter Architektursommers 2014, widmeten sie sich zuletzt einer ehemaligen Schlosserei und schufen ebenfalls Raum für Kultur. "Das blumen ist mal wie ein Museum mit Barbetrieb, mal wie ein Kinosaal, in dem getanzt wird."
Durch das Aufbrechen der strengen Symmetrie des Georg-Büchner-Platzes und dem temporären Bau vor dem Theater, welches 1963 nach den Plänen von Rolf Prange gebaut und 2006 vom Architekturbüro Lederer+Ragnarsdóttir+Oei saniert wurde, wird der Theatervorplatz zum neuen Begegnungsort und das Staatstheater Darmstadt nicht nur während der Hessischen Theatertage in Szene gesetzt.
Fakten
Architekten Entwurfsverfasser: Jonas Huhn, Arne Schneider, Jurek Werth / Gestaltungskollektiv blumen e.V., Darmstadt; Statik: Professor Pfeifer und Partner, Darmstadt
Adresse Georg-Büchner-Platz 1, 64283 Darmstadt



1 Kommentare


Wider die UnvernunftBernd Meyer

Die neue Rampe . . . . . .führt leider das dysfunktionale Gesamtkonzept des Platzes konsequent fort und scheint über alle Maßen bemüht, nur ja an allen Stellen, an denen sich auch nur ansatzweise eine Möglichkeit zur Realisierung von Barrierefreiheit zu bieten scheint, diese Barrierefreiheit unbedingt zu vermeiden. Schlimmer noch, wird der einzige Bereich des Platzes, der die verschiedenen Regionen barrierefrei miteinander verbunden hatte, durch die Rampe mit einem unüberwindbaren Hindernis zur Barriere deklariert, Ausgrenzung als Konzept! http://www.byrd.de/index.php?id=783


 
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