Bauwelt

Die Generalisten treten ab

Kaye Geipel macht sich Gedanken über die Lehre des Urban Design

Text: Geipel, Kaye, Berlin

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Die Generalisten treten ab

Kaye Geipel macht sich Gedanken über die Lehre des Urban Design

Text: Geipel, Kaye, Berlin

Kein Feuerwerk, kein hupender Autokorso, kein Flaggenschwenken. Manche Abschiede vollziehen sich mit leisen Schritten. Vor zwei Wochen gab Kees Christiaanse am Städtebau-Lehrstuhl der ETH in Zürich in Form eines Symposiums zur Zukunft des „Urban Design“ seine letzte Vorlesung. Der renommierte Lehrstuhl, an dem in den letzten Jahren eine Reihe von heißen Eisen angepackt wurden – zum Beispiel zur Wirkung von Großprojekten auf die Stadt oder zur Frage, ob räumliche Regeln den Wildwuchs der neoliberalen Stadtentwicklung im Zaum halten können – wird neu besetzt.
Am Städtebau-Lehrstuhl der TU München hat der Generationenwechsel schon vor drei Monaten stattgefunden. Sophie Wolfrum hat sich dort mit einer Debatte zur „Porösen Stadt“ verabschiedet – jenem Begriff, der hilft, das offene Stadtmodell in der Peripherie weiterzudenken.
Schließlich die Nachricht aus dem Dreiländereck: Das Studio Basel, ein von Jacques Herzog, Pierre de Meuron und Christian Schmidt geführter Städtebau-Thinktank, wird schließen. Das Studio, gleichzeitig ein Hochschulinstitut, befasst sich mit alternativen Formen der Kartographie und Stadtanalyse. Welche Planungsszenarios können Eigenheiten bewahren und gleichzeitig umfassende Entwicklungsperspektiven aufzeigen?
Die Generalisten mit dem Blick für die großen Transformationen der heutigen Stadtstruktur treten ab. Die Forschungsfragen der „Instituts for Urban Design“ an Hochschulen in Deutschland, der Schweiz und Österreich verschieben sich Richtung Globalisierung und zunehmender städtischer Vernetzung durch die Digitalisierung. Klar ist aber auch, dass dabei die Spezialisierung der Lehrstühle immer weiter zunimmt. Die Idee der Stadt zersplittert in ihre technischen Bestandteile. So notwendig diese Spezialisierung ist: Wenn die Stadt als räumlich gebautes Werk und konkrete Lebenswelt, die Stadtplaner und Architekten genauso wie die Bewohner und die Politik in ihrer Gestalt tagtäglich beeinflussen, in den Hintergrund gerät, dann verlieren wir auch die Fähigkeit, mit der Entwicklung der Stadt die Form der Gesellschaft zu beeinflussen. Der Blick fürs große Ganze hat nichts von seiner Aktualität verloren.

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