Bauwelt

Aus Chaos eine harmonische Einheit schaffen

Norihiko Dan Architects in der Architekturgalerie München

Text: Jochen Paul

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    Norihiko Dan in der Ausstellung in der Architekturgalerie München
    Foto: Saskia Wehler

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    Foto: Saskia Wehler

Aus Chaos eine harmonische Einheit schaffen

Norihiko Dan Architects in der Architekturgalerie München

Text: Jochen Paul

In Europa ist Norihiko Dan unter den bekannten japanischen Architekten seiner Generation der große Unbekannte. Noch. In München gibt die Architekturgalerie bis zum 2. September erstmals einen umfassenden Einblick in das facettenreiche Werk des 59-Jährigen.
Norihiko Dans Generalthema ist die Beziehung des Menschen zu seiner – gebauten wie ungebauten – Umgebung. Er selbst spricht in diesem Zusammenhang von Symbiose: Symbiose mit der Zeit, mit der Landschaft und mit den Anderen. Symbiotisches Denken ist für ihn „die schöpferische Kraft, welche Konflikte zwischen Stadt und Natur als positive Energie begreift, und die in der Lage ist, aus Chaos eine harmonische Einheit zu schaffen“.
Insofern ist es nur logisch, dass die Natur in Norihiko Dans Bauten nicht nur gegenwärtig ist, sondern immer auch eine tragende Rolle spielt. Was auf der anderen Seite nicht heißt, dass sich seine Architektur der Natur unterordnen würde: Symbiose bedeutet für ihn ebenso gut spannungsreiche Kontraste in Architektursprache und Materialwahl und die Verbindung von geometrisch-archetypischen mit organischen Formen.
Das 2008 im Tokioter fashion district fertiggestellte, achtgeschossige Omotesando Keyaki Building erinnert an einen Baumstamm aus Beton, das Hsiangshan Visitor Center (2010) an Taiwans größtem See vereint die perfekte Einbettung in die Landschaft mit einer kraftvollen Linienführung: Die beiden L-förmig geschwungenen Baukörper erinnern in ihrer skulpturalen Behandlung des Sichtbetons nicht zuletzt an den späten Le Corbusier. Und die Erweiterung des Taiwan Taoyuan International Airport – die riesige geschwungene Dachform erinnert entfernt an eine Vogelschwinge – führt die bestehende Abflughalle fort, indem sie das Gebäude einfach zu beiden Längsseiten ergänzt. Auch das ist Symbiose; im Wettbewerb war ursprünglich ein komplett neues Terminal gefragt.
Während im vorderen Ausstellungsraum der Architekturgalerie München die wichtigsten Bauten präsentiert werden, ist im Durchgang eine Auswahl von Zeichnungen zu sehen, an denen die Herkunft von Norihiko Dan aus der Postmoderne erkennbar wird. Im hinteren Raum schließlich zeigt er seine Entwürfe für den 2014 gewonnenen Wettbewerb für den buddhistischen „Qing Ziu Zen Temple“ im chinesischen Ningbo als work in progress.
Interessant ist auch Norihiko Dans beruflicher Werdegang: Nach dem Diplom an der Universität von Tokio absolvierte er ein post-graduate-Programm bei Fumihiko Maki, bevor er das Masterstudium an der Yale School of Architecture abschloss. Sein erster großer Wettbewerbsgewinn war die Expo 2005 Aichi. Nach einem Zerwürfnis mit der Messegesellschaft über die Nachnutzung des Geländes gab er den Auftrag zurück, und kritisierte – in Japan ein absolutes no go – den Bauherrn öffentlich. Das machte ihn zwar zur persona non grata, er konnte mit seinem Protest aber den weitgehenden Erhalt des Parks und des „Kaisho“-Walds erreichen und verhindern, dass das Gelände bebaut wurde.Weil er in der Folge keine Aufträge mehr erhielt, verlegte er sein Büro nach Taiwan. Was zunächst schlicht Schadensbegrenzung war, stellte sich im Nachhinein als Glücksfall heraus: Taiwan boomte, während Japan in Folge der Banken- und Immobilienkrise der 1990er und 2000er-Jahre in die Rezession abglitt.
"Norihiko Dan Architects. Symbiotic Thoughts of Architecture", bis 2. September (verlängert) in der Architekturgalerie München, Türkenstraße 30, 80333 München, www.architekturgalerie-muenchen.de
Im Jovis Verlag ist die Monographie „Norihiko Dan and Associates“ erschienen, ISBN 978-3-86859-307-5, 29,80 Euro


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