Hof 6
Wohnexperimente
Text: Aicher, Florian, Leutkirch
Schwarzenbergs, lässt sich bis 1649 zurückverfolgen. Es liegt in Blicknähe zum Dorfplatz dieser bedeutenden Bregenzerwälder Gemeinde. Als der Sommerfrischler Eduard Mörike dort den Dorfbrunnen zeichnete, bildete das stattliche Haus einen Bestandteil der Kulisse – der Wohnteil mit drei Vollgeschossen zur Straße, der rückwärtige Wirtschaftsteil gegen den ansteigenden Hang.
Entsprechend dieser Teilung werden zwei Wohnungen in zwei getrennten Bauabschnitten realisiert. Der „gestrickte“ Blockbau auf Natursteinsockel konnte in weiten Teilen erhalten werden. Dieser Sockel bildet zur Straße das unterste Geschoss, das nach Süden um einen Carport erweitert wurde. Dessen Decke ist nun ein großer Freisitz; von hier aus wird die Wohnung im alten Wohnhausteil „ebenerdig“ erschlossen, wobei die Struktur des Hauses mit Stuben und vorgelagertem „Schopf“ und durchgestecktem Flur mit Treppe beibehalten ist.Die Ausstattung der Stuben wurde sorgfältig restauriert, der Flur an seinen beiden Stirnseiten großzügig geöffnet. Einst rußgeschwärzte Flurküche, beherbergt er nun die lichte Wohnküche, zusätzlich aufgehellt durch die lichtdurchlässige Decke.
Hinter der Trennwand zum ehemaligen Wirtschaftsteil aus ungehobelten Kanthölzern liegt die zweite Wohnung bzw. der zweite Bauabschnitt in Arbeit, der sich bis ins Dach des alten Wohnteils erstreckt. Dort wird bereits gewohnt, mit Zugang über die Baustelle in vollem Betrieb (siehe Foto Seite 14). Was manch einem unperfektes Grauen wäre, ist den Bauherren offensichtlich geschätztes Labor „provisorischer Nachhaltigkeit“. Nicht nur probt die junge Familie hier das Zusammenleben, etwa mit offenem Wohnraum und Schlafkojen, durch Schiebeteppichtüren abtrennbar. Messgeräte allenthalben sind ein Hinweis darauf, dass auf praktischem Weg „Bauforschung“ betrieben wird, etwa zu akustischen und termischen Eigenschaften unterschiedlicher Holzoberflächen oder zum Speichervermögen unterschiedlicher Baustoffe.
Das Ganze ist freilich erst der Auftakt zu einem Raumlabor, das im großen Volumen der ehemaligen Scheune Gestalt annimmt. Durch den westlich ansteigenden Berg in der Ausbreitung eingeschränkt, wendet der Ausbau diesen Nachteil ins Positive, indem es den „Außenraum“ mittels Licht ins Volumen hereinholt: die harte Dachdeckung wird durch geschuppte Glasplatten ersetzt, ebenso die Bretter der Westwand. In dieser „Wohnscheune“ entwickeln sich dann, ähnlich den Heuböden der alten Scheune, Räume unterschiedlicher Höhe und Lage. Auch historische Details, etwa verkeilte Dielenböden, können nun wieder eingesetzt werden, zum Vorteil für die Statik und zur Schonung des Geldbeutels – ganz zu schweigen von der räumlichen Fülle. Selten ist so wie hier zum Greifen, dass wohnen leben heißt.
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