Bauwelt

Haus Ritter-Reumiller


Hinfälliges ersetzen


Text: Aicher, Florian, Leutkirch


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    Ingomar Reumiller

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    Ingomar Reumiller

Familienverhältnisse, Lage des Hauses, Zustand der Bausubstanz – in jedem besonderen Fall ist das Gemenge der Faktoren ein neues. DieLage dieser ehemaligen Bäckerei mit Landwirtschaft für den Eigenbedarf direkt an der Dorfstraße, der Verbleib der elterlichen Familie im Wohnhaus, der teilweise marode Bestand des rund 150 Jahre alten Hauses – all dies wies die Richtung des Umbaus für die junge, mittlerweile fünfköpfige Familie.
Der hinfällige Stallteil wurde durch einen Neubau unter dem Einfirstdach ersetzt, das Zen­trum der Wohnung wanderte nach oben. Die einstige Tenne, seit langem mit ihren verschiedenen Ebenen Lager für den Laden, wurde zumunbeheizten Zwischenraum: Spiel und Bastelraum für die Kinder, Aufenthaltsraum für Dreiviertel des Jahres, auch mal Kino, Festraum, Ausstellungshalle. Offen und direkt angeschlossen, liegen im ersten Obergeschoss Ess- und, bis unters Dach reichend, Wohnräume mit Kücheund Schopf (der hiesigen Variante einer Loggia) zur Abendsonne. Ebenerdig und direkt an der Straße die Büroräume, rückwärtig nach Norden die Schlafräume.
Unverkennbar bildet die Tenne, die früher den Wohn- vom Wirtschaftsteil trennte, das Herzstück des Hauses. Hier ist der Hauptzugang, von hier geht’s in den Garten, je nach Jahreszeit bleibt das Tor offen. Das Haus weist eine bemer­kenswerte Polyvalenz auf: Entfaltet sich das sommerliche Leben vom Essraum hinab zum Scheunentor hinaus, so zieht es sich im Winter bis unters Dach hinauf zurück. Dem entsprechen die vielfältigen Öffnungen und Durchblicke.
Der Stückholz-Stampflehmofen bildet das Zentrum des neuen Wohnraums – in seiner Ausführung ein Hinweis auf hiesige Baupraxis. Die Ressourcen der Region wurden und werden, für Bau wie Betrieb, genutzt. Die Ausführung erlaubte einen hohen Anteil an Eigenleistung. Diese Faktoren hielten das Bauen offen für Experimente. So ist die Gebäudehülle mit 50 Zentimetern Stroh gedämmt, sind sämtliche Innenwände in Lehmbauweise ausgeführt, mit wechselnder Oberfläche je nach Raumqualität; die Tenne wurde mit Okuli im Dach belebt. Alt und Neu hat man verschränkt, ohne Angst, das Neue zu zeigen – was auch die sehr schlichte Fassade einschließt.



Fakten
Architekten Reumiller, Ingomar C., Andelsbuch
aus Bauwelt 31.2010

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