„Wir müssen Räume schaffen, die Mensch und Natur wieder zueinander bringen“
Fünf Fragen an Ma Yansong, den Gründer des Pekinger Büros MAD
Text: Brensing, Christian, Berlin
„Wir müssen Räume schaffen, die Mensch und Natur wieder zueinander bringen“
Fünf Fragen an Ma Yansong, den Gründer des Pekinger Büros MAD
Text: Brensing, Christian, Berlin
2004 gewann MAD den Wettbewerb für zwei Wohntürme im kanadischen Mississagua, die in diesem Sommer bezogen werden. MAD ist das erste rein chinesische Büro, das ein solches Großprojekt im Ausland realisiert.
In der Zwischenzeit haben die Architekten mehrere öffentliche Gebäude in China gebaut, u.a. das Museum in Ordos (Bauwelt 48.10). Es gibt Aufträge in Amsterdam und Rom. Wir trafen den Gründer von MAD, Ma Yansong, auf der MIPIM in Cannes.
Ma Yansong, Sie tragen gleich beim MIPIM-Work-shop zum Thema „Building Innovation“ vor. Worüber werden Sie reden?
Sicherlich erwartet man von mir, dass ich über „nachhaltiges Bauen“ spreche. In China ist es derzeit üblich, der amerikanischen Sichtweise zu folgen, also z.B. der LEAD-Zertifizierung. Doch eigentlich gibt es bei uns eine eigene Tradition; die steht ganz im Gegensatz zu den technisch hochgerüsteten Hochhäusern mit ihren teuren Vorhangfassaden. Die Menschen, die in diesen kubischen, langweiligen Bauten arbeiten, haben keine Verbindung zur Natur; die wollen doch alle nur früh von der Arbeit nach Hause und in ihre Gärten gehen. Die Nähe zur Natur – das ist die chinesische Tradition von Nachhaltigkeit, wie ich sie verstehe.
Wie geht das mit dem Maßstab der Großstadt – nicht nur in China – zusammen?
Das ist die Herausforderung! Chinesische Städte sind extrem dicht, die Bauprojekte riesengroß. Aber ich denke, man kann trotzdem die Landschaft mit dem Maßstab der Stadt verbinden. Wir bringen mit unseren Entwürfen Gärten, Berge, sogar Wasserfälle in die Stadt. Das ist im Grunde nichts anderes, als wenn man einen traditionellen Zen-Garten anlegt, mit Felsen, mit Wasser ...
Dafür lassen sich Investoren begeistern?
Wir appellieren an die Lebensqualität. Und der Erfolg gibt uns recht: Die Menschen verstehen, was wir entwerfen, wie bei den „Absolute Towers“ in Kanada, wo alle Wohnungen im Handumdrehen verkauft waren.
Sie haben in Peking, aber auch an der Yale University studiert. Was interessiert Sie an europäischer und amerikanischer Architektur?
Wenn Sie die Arbeiten etwa von Frank Lloyd Wright, Le Corbusier oder auch Mies van der Rohe betrachten, dann erkennen Sie, dass es jenseits von Material und Technologie eine poetische Dimension gibt. Genau dort sollten wir heute anknüpfen – auch in China. Wir können über Tradition sprechen, wir können die modernen Bauten kritisieren, aber die Stadt der Zukunft muss ein Produkt von Weiterentwicklung sein. Wir können nicht zurück in die Vergangenheit.
Welche Rolle spielt dabei die Architektur, wie Sie sie begreifen?
Die Philosophie, die der modernen Stadt zu Grunde liegt, ist der Wettbewerb, der Wettbewerb unter den Menschen, der Wettbewerb zwischen Mensch und Natur. Das muss sich ändern. Zeitgenössische Architektur sollte „offen“ sein und „frei“ aber nicht symbolisch – einfach ein Teil ihrer Umgebung. Viele der Gebäude, die unser Büro plant, sehen aus wie Gebirge in der Stadt. Aber das ist nur der äußere Eindruck, denn natürlich geht es bei Architektur in Wahrheit um Raum. Ich denke, Aufgabe des Architekten kann es sein, Räume zu schaffen, die die Menschen und die Natur wieder zueinanderbringen. Räume, in denen die Menschen Natur nicht nur betrachten, sondern sich als ein Teil von ihr empfinden.
Ma Yansong, Sie tragen gleich beim MIPIM-Work-shop zum Thema „Building Innovation“ vor. Worüber werden Sie reden?
Sicherlich erwartet man von mir, dass ich über „nachhaltiges Bauen“ spreche. In China ist es derzeit üblich, der amerikanischen Sichtweise zu folgen, also z.B. der LEAD-Zertifizierung. Doch eigentlich gibt es bei uns eine eigene Tradition; die steht ganz im Gegensatz zu den technisch hochgerüsteten Hochhäusern mit ihren teuren Vorhangfassaden. Die Menschen, die in diesen kubischen, langweiligen Bauten arbeiten, haben keine Verbindung zur Natur; die wollen doch alle nur früh von der Arbeit nach Hause und in ihre Gärten gehen. Die Nähe zur Natur – das ist die chinesische Tradition von Nachhaltigkeit, wie ich sie verstehe.
Wie geht das mit dem Maßstab der Großstadt – nicht nur in China – zusammen?
Das ist die Herausforderung! Chinesische Städte sind extrem dicht, die Bauprojekte riesengroß. Aber ich denke, man kann trotzdem die Landschaft mit dem Maßstab der Stadt verbinden. Wir bringen mit unseren Entwürfen Gärten, Berge, sogar Wasserfälle in die Stadt. Das ist im Grunde nichts anderes, als wenn man einen traditionellen Zen-Garten anlegt, mit Felsen, mit Wasser ...
Dafür lassen sich Investoren begeistern?
Wir appellieren an die Lebensqualität. Und der Erfolg gibt uns recht: Die Menschen verstehen, was wir entwerfen, wie bei den „Absolute Towers“ in Kanada, wo alle Wohnungen im Handumdrehen verkauft waren.
Sie haben in Peking, aber auch an der Yale University studiert. Was interessiert Sie an europäischer und amerikanischer Architektur?
Wenn Sie die Arbeiten etwa von Frank Lloyd Wright, Le Corbusier oder auch Mies van der Rohe betrachten, dann erkennen Sie, dass es jenseits von Material und Technologie eine poetische Dimension gibt. Genau dort sollten wir heute anknüpfen – auch in China. Wir können über Tradition sprechen, wir können die modernen Bauten kritisieren, aber die Stadt der Zukunft muss ein Produkt von Weiterentwicklung sein. Wir können nicht zurück in die Vergangenheit.
Welche Rolle spielt dabei die Architektur, wie Sie sie begreifen?
Die Philosophie, die der modernen Stadt zu Grunde liegt, ist der Wettbewerb, der Wettbewerb unter den Menschen, der Wettbewerb zwischen Mensch und Natur. Das muss sich ändern. Zeitgenössische Architektur sollte „offen“ sein und „frei“ aber nicht symbolisch – einfach ein Teil ihrer Umgebung. Viele der Gebäude, die unser Büro plant, sehen aus wie Gebirge in der Stadt. Aber das ist nur der äußere Eindruck, denn natürlich geht es bei Architektur in Wahrheit um Raum. Ich denke, Aufgabe des Architekten kann es sein, Räume zu schaffen, die die Menschen und die Natur wieder zueinanderbringen. Räume, in denen die Menschen Natur nicht nur betrachten, sondern sich als ein Teil von ihr empfinden.
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