Bauwelt

Universell interpretierbar

Grönländische Nationalgalerie in Nuuk

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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1. Preis: BIG Bjarke Ingels Group

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1. Preis: BIG Bjarke Ingels Group


Universell interpretierbar

Grönländische Nationalgalerie in Nuuk

Text: Meyer, Friederike, Berlin

In Nuuk, der Hauptstadt Grönlands, ist ein Kunstmuseum geplant. Den eingeladenen Wettbewerb gewann ein Entwurf mit einer Form, die alle möglichen Interpretationen zulässt und deshalb perfekt zum Ort zu passen scheint.
Das grönländische Nuuk ist die nördlichste Hauptstadt der Welt. Die Temperaturen schwanken zwischen zehn Grad unter und über null, der Golfstrom verhindert, dass das Meer zufriert. Anfang der 1960er Jahre lebten hier rund 3000 Menschen, heute sind es 15.000. Zeichen des rasanten Wachstums sind bis zu 200 Meter lange Wohnblöcke südlich des Kolo­nialhafens, sie stehen im deutlichen Kontrast zu den Holzhäusern des 19. Jahrhunderts.
Inzwischen kommen immer mehr Touristen auf die Insel, die zu Dänemark gehört, sich aber selbst verwaltet. Eine Universität gibt es hier, ein Kulturzentrum, ein Nationalmuseum und eine spektakuläre Landschaft. Nun will Nuuk ein Kunstmuseum bauen, für die Werke der vielen einheimischen Künstler und die anderer nordischer Länder bzw. arktischer Ge­genden wie Kanada, Alaska und Sibirien. Eine öffent­liche Bibliothek und ein Café sollen hinzukommen, Büros und Lagerflächen, 3000 m² insgesamt. Das Grundstück liegt direkt am Fjord auf felsigem Grund. 
Für einen Wettbewerb hat die Nordische Kulturstiftung 500.000 Dänische Kronen (rund 67.000 Euro) bereitgestellt. Jeweils ein Büro der nordischen Länder war eingeladen: das einheimische Büro Nuuk, Johan Celsing aus Schweden, die Finnen Heikkinen-Komonen, Snøhetta aus Norwegen und die dänische Bjarke Ingels Group (BIG). Das isländische Studio Granda musste aus Zeitgründen absagen.
Trotz der durchaus angemessenen Küstensymbolik der eingereichten Vorschläge – das Büro Johan Celsing will an Leuchttürme oder Seeflaggen erinnern, beim Entwurf von Heikkinen-Komonen kommen einem die Bunkerreste der Atlantikküste in den Sinn, Snøhetta spielen mit dem Schaufenster zum Meer – ist die Entscheidung der dänisch-grönländisch besetz­ten Jury für den Entwurf von BIG nachvollziehbar. Die Dänen haben einen begehbaren Ring aus Beton vorgeschlagen, den sie in verschiedenen Licht- und Wet­terstimmungen wie ein geheimnisvolles Juwel darstellen – und so die Interpretation den Betrachtern überlassen. Für die einen vermittelt die wellige Oberfläche den Eindruck, als schmiege sich der Ring wie ein weiches Tuch an den Boden, andere erinnert der Ring vielleicht eher an einen schmelzenden Gletscherrest. Die Jury wiederum erkannte Bezüge zu den Zeltringen der Eskimos, aber auch ei­nen „Hafen für Grönland“.
Was BIG derzeit so erfolgreich macht, sind die geometrisch einfachen Symbole und die Geschichten und Assoziationen, die uns dazu einfallen. Dass sich ein kreisförmiges Gebäude gut ins Gedächtnis einschreibt, haben die Architekten mit dem auf der Expo in Shanghai beliebten dänischen Pavillon bewiesen http://www.bauwelt.de/cms/bauwerk.html?id=1208565. Mit der nahezu märchenhaf­ten Idee, eine Skipiste auf einer Müllverbrennungs­anlage anzulegen, gewannen sie erst kürzlich einen Wettbewerb in Kopenhagen http://www.bauwelt.de/cms/artikel.html?id=2264585.
Fakten
Architekten BIG Bjarke Ingels Group, Kopenhagen; Heikkinen-Komonen, Helsinki; Johan Celsing, Stockholm; Tegnestuen Nuuk, Nuuk; Snøhetta, Oslo
aus Bauwelt 9.2011
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