Schindler-Award
Studentischer Ideenwettbewerb
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Schindler-Award
Studentischer Ideenwettbewerb
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Bereits zum vierten Mal seit 2004 hat der Schweizer Aufzug- und Fahrtreppenhersteller Schindler einen Studentenwettbewerb zum Thema „Barrierefreies Bauen“ veranstaltet.
Diesmal war Deutschland als Standort an der Reihe, denn beim Schindler-Award geht es zu wie beim Eurovision Song Contest, wo die nächste Runde im Land des letzten Sieges stattfindet, und vor zwei Jahren hatten in Wien eben zwei Studierende der FH Koblenz gewonnen.
Die Teilnehmer sollten sich mit dem Gelände der Waldbühne in Berlin befassen, die für die Stadt einer der wichtigsten Freiluftveranstaltungsorte ist. Die Anlage ist Teil des historischen Geländes, auf dem 1936 die Olympischen Spiele stattfanden. 22.000 Zuschauer passen hinein. Doch Rollstuhlfahrer können sich nur an der obersten Reihe mit gehörigem Abstand zur Bühne aufstellen, die Stufen sind in marodem Zustand, teilweise fehlen Handläufe und auch Informationstafeln – die Orientierung ist nicht nur für Sehbehinderte kompliziert. Auf diese Situation wollte die Abteilung Barrierefreies Bauen in der Berliner Senatsverwaltung aufmerksam machen, die Schindler bei der Grundstückssuche beraten hat. Wettbewerbsaufgabe war es, das Gelände in einen attraktiven, funktionalen und barrierefreien Sport- und Freizeitpark zu verwandeln. Dabei sollten die Teilnehmer barrierefreie Zugänge und ein Leitsystem von der S-Bahnstation „Pichelsberg“ zur Waldbühne entwickeln, sowie auf dem Gelände ein Hotel und eine Sportanlage planen. Zwei Neubauten entwerfen, städtebaulich platzieren und zugleich die Orientierung auf einem vorhandenen Gelände optimieren, für eine rein fiktive Aufgabe war das – wie auch bei den Schindler-Wettbewerben zuvor – sehr anspruchsvoll.
Die Präsidentin der Jury, Françoise-Hélène Jourda, lobte jedoch die allgemein hohe Qualität der Arbeiten: Es handle sich hier, „im Gegensatz zu den ,utopischen‘ Entwürfen, wie sie bei Architekturwettbewerben oft eingereicht würden, um durchaus ,ernsthafte‘ Ansätze“. Der Siegerentwurf von Daniel Meier, Simon Moser und Simon Peter Roesti aus Bern besteche „durch eine Vielzahl von schönen öffentlichen und halböffentlichen Räumen, die allesamt behindertengerecht sind, ohne dadurch an architektonischer Qualität einzubüßen“. Auf der Preisverleihung im Berliner Kino Kosmos, die mit Breakdanceeinlage, Filmclips und einer Moderatorin im glitzernden Abendkleid wie eine Gala aufgezogen war, wurde deutlich, dass es Schindler nicht zuletzt auch darum geht, junge Planer in der Ausbildung für ein oft verdrängtes Thema sensibel zu machen – und die Besten unter ihnen mal so richtig zu feiern. Auch Universitäten, die sich um die Ausbildung im Bereich Barrierefreies Bauen verdient gemacht haben, erhielten Preise. Das große Interesse für das Thema gibt den Auslobern Recht: 174 Teams mit 1369 Teilnehmern aus 34 europäischen Ländern haben sich der Aufgabe angenommen. „Ich werde von jetzt an immer an die Barrieren denken“, sagte eine der Preisträgerinnen auf der Bühne. Das ist das Ziel.
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