Bauwelt

Raster oder Vorhang?

Fassadengestaltung der Charité in Berlin

Text: Ballhausen, Nils, Berlin

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Ein 1.Preis:  Thomas Müller und Ivan Reimann

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Ein 1.Preis:  Schweger & Partner

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Raster oder Vorhang?

Fassadengestaltung der Charité in Berlin

Text: Ballhausen, Nils, Berlin

Das Bettenhochhaus der Universitätsklinik Charité ist eine städtebauliche Dominante in Berlin-Mitte. Das 1982 errichtete Gebäude soll bis 2016 saniert und um einen Neubau für OP-Bereich und Intensiv­medizin erweitert sein. Dazu fand im Oktober 2011 ein VOF-Verfahren zur Findung eines Generalplaners statt (Sieger: Stefan Ludes Architekten, Berlin).
Um die Fassade von Hochhaus und Neubau wurde in ei­nem gesonderten Wettbewerb gestritten. Die Jury (Vorsitz: Manfred Ortner) vergab zwei 1. Preise.

Die beiden Sieger überarbeiten derzeit ihre Entwürfe, denn wie alle anderen 18 Teilnehmer konnten auch sie den vorgegebenen Kostenrahmen nicht einhalten. Für die Fassade – 20.500 m² am Altbau und 5300 m² am Neubau – waren 22 Mio. Euro vorgegeben, eine Summe, die für den gestalterischen Anspruch, den der Senat als Auslober anstrebt, offen- bar nicht ausreicht. Das enge Budget war durch die ebenso knapp kalkulierte Generalplanung definiert, deren Gesamtkosten die Charité und das Land Berlin auf 185 Mio. Euro begrenzt hatten (für 60.000 m² BGF Bestand und 15.000 m² BGF Neubau).
Das Thema des Entwurfs von Schweger&Partner ist das Raster. „Mittels subtiler Pfeilerverbreiterungen werden die Rastersprünge des Bestandes thematisiert, aber nicht überbetont“, befand die Jury. Neubau und Hochhausockel sollen in Backstein, das Hochhaus in Faserzement gehüllt werden. Für sich genommen eine schlüssige Lösung, die auch eine Sparrunde ohne große Verluste überstehen dürfte. Allerdings sind in den letzten Jahren ringsum schon allzu viele ähnliche Lochfassaden entstanden. Als Ausdruck der Zeitenwende von Hans Stimmann zu Regula Lüscher ist dieser Entwurf wenig geeignet.
Thomas Müller und Ivan Reimann streben mit ihrem Entwurf das Bild eines Vorhangs an. Sie greifen „geschickt zu dem Mittel der Faltung, mit der sich die kleinteiligen Elemente zu einem großen Gesamten zusammenfügen“ (Jury). Gewölbte Lochblechelemente betonen die Vertikale des Hochhauses und könnten für den Neubau so angepasst werden, dass beide zusammengehörig wirken: kraftvoll, aber zugleich elegant und feingliedrig, meint die Jury.
Die Überarbeitung soll bis Ende Mai abgeschlossen sein. Das Preisgericht empfiehlt, die Ergebnisse und deren gestalterische Auswirkungen Frau Lüscher und Herrn Ortner zur Entscheidung vorzustellen. Im kleinen, nicht gerade zu beneidenden Kreis wird der Sieger und damit der künftige Subauftragnehmer des Generalplaners bestimmt. Grundsätzlich ist zu fragen, wie sinnvoll es ist, Fassade und Struktur in zwei unterschiedlichen Verfahren ermitteln zu lassen, um einerseits die Kosten (VOF) und andererseits die Gestaltung (RPW) in den Griff zu bekommen. Widersinnig erscheint es, das Projekt des einen Architekten von einem anderen einkleiden zu lassen, wegen des beruflichen Selbstverständnisses, aber auch, weil jede Reibung zwischen den „zwangsverheirateten“ Büros Geld (und Nerven) kostet. Wem ist mit einem solchen Kompromiss eigentlich gedient?

vollständiges Ergebnis:

ein 1. Preis Schweger & Partner, Hamburg | ein 1. Preis Thomas Müller Ivan Reimann, Berlin | 3. Preis Barkow Leibinger, Berlin | 4. Preis kister scheithauer gross, Leipzig  | Anerkennung BE Berlin GmbH, Berlin | Anerkennung knerer und lang Architekten, Dresden
Fakten
Architekten Schweger & Partner, Hamburg; Thomas Müller Ivan Reimann, Berlin
aus Bauwelt 20.2012
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