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Pavillon für Deutschlands Indientournee 2011–12

Flexibilität vor Großform

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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1. Preis: Ulmer TM Architekten

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1. Preis: Ulmer TM Architekten


Pavillon für Deutschlands Indientournee 2011–12

Flexibilität vor Großform

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Seit 60 Jahren unterhalten Deutschland und Indien diplomatische Beziehungen. Aus diesem Anlass will das Auswärtige Amt einen PR-Pavillon durch indische Städte touren lassen. Die Wettbewerbsteilnehmer sollten Ideen für seine Gestaltung liefern.
Konzerthaus, Kongresszentrum oder Messehalle – früher waren die Auftritte Deutschlands im Ausland streng in kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche getrennt. Heute vermengen die Präsentationen nicht nur Politik mit Kultur, Wirtschaft mit Wissenschaft und Bildung mit Forschung, sie finden auch im öffentlichen Raum statt. So etwa begann 2007 die dreijährige Reise eines Bambus-Pavillons über sechs chinesische Städte zur Weltausstellung nach Shanghai. Wie ein kleiner mobiler Expopavillon diente er als Hülle für alle Themen, die das „Land der Ideen“ der Wirtschaftsmacht darbieten wollte.
Eine ähnliche Aktion plant das Goethe-Institut New Delhi in Kooperation mit dem Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung ab Herbst 2011 für Indien. In New Delhi, Mumbai, Kolkata, Bangalore, Chennai, Pune und Hyderabad soll für jeweils zwei Wochen ein Ausstellungsraum stehen, in dem vielerlei Arten von Präsentationen und bila­teralem Austausch möglich sind. Konstruktion und Gestalt sind den Initiatoren besonders wichtig, nicht nur weil die Aktion „StadtRäume-CitySpaces“ heißt und den Indern ein Bild von städtischer Lebensqua­lität in Deutschland vermitteln will, sondern auch wegen des häufigen Auf- und Abbaus und der klimatischen Unterschiede in den Städten. Laut Auslobung des offenen, zweiphasigen Wettbewerbs war eine „mobile, multifunktionale und technologisch versierte Lösung“ gesucht. Sie sollte aus Haupt- und Zusatzräumen bestehen, 400 Quadratmeter Fläche umfassen und nicht mehr als 400.000 Euro kosten.
In der 1. Phase waren von 73 Büros Vorschläge eingegangen, neun wurden dann für die 2. Phase ausgewählt. Transportiert der Entwurf das Bild Deutschlands in Indien? Welche Flexibilität zeigt das modulare System? Wieweit geht der Entwurf auf die klimatischen Anforderungen ein? Ist der Auf- und Ab­bau auch von Einheimischen realisierbar? Nach diesen Kriterien entschied die Jury (Vorsitz: Sophie Wolfrum) und kürte mit dem Vorschlag von Ulmer TM Architekten aus Berlin den vermutlich anpassungsfähigsten. Sie attestierte ihm eine klare Struktur sowie große Flexibilität und Modularität bis in die konstruktiven Details. Er ist nach allen Seiten hin offen und lässt sich nahezu jeder Platzform anpassen. Die eingestellten Kuben sind sowohl Ausstellungsraum, Klimapuffer als auch Display. Das eher unspektakuläre Baukastensystem verwies schwungvolle Vorschläge wie etwa die blasenkolonieförmige Traglufthalle von wxystudio, Stuttgart, (2. Preis) oder die Turmzelt-Landschaft von one fine day, Düsseldorf, (3. Preis) zurecht auf die Plätze. Folgen die Auftraggeber dem Urteil der Jury, wird Deutschland in Indien mit Zurück­haltung und Anpassungsfähigkeit auftreten – zumindest in Bezug auf die Architektur. 
Fakten
Architekten Ulmer TM Architekten, Berlin; wxystudio, Stuttgart; one fine day, office for architectural design, Düsseldorf
aus Bauwelt 45.2010
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