Bauwelt

Neue Posi­tionen des Umgangs mit der Natur

(re)designing nature

Text: Dransfeld, Agnes, Berlin

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© Vincent Callebaut Architecture, 2010

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Neue Posi­tionen des Umgangs mit der Natur

(re)designing nature

Text: Dransfeld, Agnes, Berlin

Die zunehmende Verwüstung unserer Umwelt, damit einhergehend Artenschwund und Klimawandel können durchaus den Eindruck erwecken, das Verhältnis des heutigen Menschen zur Natur sei von Grund auf gestört.
Susanne Witzgall, Florian Matzner und Iris Meder, die Kuratoren von „(re)designing nature. Aktuelle Positionen der Naturgestaltung in Kunst und Landschaftsarchitektur“, sehen jedenfalls genug Anlässe, unseren Umgang mit der Natur völlig neu zu überdenken. Ihre Ausstellung im Wiener Künstlerhaus will somit mehr sein als eine Sammlung thematisch zusammengehörender Objekte; sie soll eine Plattform für neue Positionen im Umgang mit der Natur bieten und den Besucher zur Reflexion über seine eigene Einstellung zur Umwelt anregen.
Die Ausstellungsobjekte lassen sich in drei Kategorien einordnen: erstens kritische, reflektierende Kunst, zweitens engagierte Landschaftsplanung und drittens technoide Zukunftsvisionen. Im ersten Saal versperrt ein Berg aus Bitumen-bestrichenen Styropor-Tafeln den Weg; die Platten haben die Größe der Grundfläche eines einzelnen PKW-Parkplatzes. Die eigens für die Schau entwickelte Installation der niederländischen Künstlergruppe Observatorium symbolisiert den öffentlichen Raum, den wir für das Abstellen von Fahrzeugen verschwenden. Auch die Künstlerin Paula Hayes setzt sich mit dem Verhältnis des Stadtmenschen zur Natur auseinander. Das von ihr gestaltete „Living Necklace“ ermöglicht dem natur­fernen Großstädter, seine Pflanze immer bei sich zu haben – in einem Anhänger am Hals.
In der zweiten Kategorie werden Projekte vorgestellt, deren Anliegen es ist, die Natur in den städtischen Raum zu bringen. Vor allem Umnutzungsprojekte zur Steigerung der Lebensqualität in Städten wie der New Yorker High Line Park. Aufschlussreicher sind jedoch die Projekte, deren Urheber mit landschaftlichen Interventionen soziale Ungleichheit oder Benachteiligung ausgleichen wollen, so mit der Einrichtung von Anwohnergärten in Detroit oder dem Bau von Stegen durch ein an einen Slum angrenzen­des Sumpfgebiet in Dhaka, Bangladesch – durchweg einfache, aber effiziente Konzepte.
Die dritte Gruppe beeinhaltet Projekte, deren Verfasser versuchen, mit Hilfe von Technologie und Bionik die Umwelt zu schützen, ohne dass wir unse­ren Lebensstandard signifikant einschränken müssten. Am prägnantesten: die Transportmittel des belgi­schen Architekten Vincent Callebaut. Das von ihm entworfene Frachtschiff Physalia ist energieautark, über photovoltaische Zellen auf dem Dach generiert es sogar mehr Strom, als es verbraucht, und über sein Gründach reinigt es zudem das Wasser der Flüsse, die es befährt. Die professionellen Renderings, die das Gefährt darstellen, erwecken den Eindruck, als könnte es ohne Umschweife gebaut werden.
Insgesamt bietet die Ausstellung einen umfassenden Überblick darüber, wie sich Design, Landschaftsplanung, Architektur und Kunst gerade zum Thema Natur äußern. Man wünschte sich an mancher Stelle aber doch eine stärkere thematische Vertiefung.

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