Bauwelt

Lernen mit dem Berlin-Bonus

Zwei Jahre ANCB

Text: Kowa, Günter, Berlin

Lernen mit dem Berlin-Bonus

Zwei Jahre ANCB

Text: Kowa, Günter, Berlin

Gut zwei Jahre sind seit Gründung des Aedes Network Campus Berlin (ANCB) vergangen (Bauwelt 20.09), und das war Anlass für die fünf Architekturschulen, die am Seminar vor der Sommerpause teilgenommen haben, auch die Institution als solche zu würdigen.
Grundlage des ANCB ist das jahrzehntelang von Kristin Feireiss und Hans-Jürgen Commerell aufgebaute Aedes-Netzwerk zu Hochschulen, Stadtverwaltungen und Büros in aller Welt. Sie wollen den „Berlin- Bonus“ nutzen, um der Architektenausbildung nicht nur eine Plattform mit Werkstatt-Ambiente in der Hauptstadt zu bieten, sondern auch Türen in die Verwaltung zu öffnen. Und dies ohne selbst zur Bildungsinstitution zu mutieren, ein eigenes Lehrpersonal gibt es nicht. „Wir betrachten uns als kulturelle Oberfläche“, sagt Commerell.
Wie passend, dass die Seminarteilnehmer aus Paris, Dessau, Leipzig, Nagoya und Melbourne ein Semester lang das „kreative, informelle Berlin“ zum Gegenstand gewählt hatten, mit einwöchigem Aufenthalt in der Stadt. Der Berlin-Mythos wird vielleicht bei keinem so fruchtbar wie bei Architekturstudenten. Dass alle nach Berlin wollen und Berlin im Ausland mehr zu gelten scheint als im Inland, mag auch auf die internationale Partyszene zutreffen. Aber die offene, lückendurchsetzte Struktur der Stadt sorgt bei denen, die sich ideenreich damit auseinandersetzen, offenbar für ungeahnte schöpferische Impulse – was wiederum vom offiziellen Berlin auch wahrgenommen wird. „Die Stadt gibt den Studenten Freiheiten“, stellt Bernd Trümpler, ANCB-Gründungsmitglied und Professor an der École Spéciale d’Architecture in Paris, fest. „Sie lässt Platz für Ideen.“ Welche, das war beispielsweise an einem Entwurf für das „Bikinihaus“ zwischen Zoo und Gedächtniskirche zu betrachten. Zwar ist der Umbau zu einer Einkaufspassage beschlossene Sache, dennoch bezeugte der Vorschlag eines Studenten genau den viel beschworenen Geist des kosmopolitischen Ber­-lin: Er dachte sich für die ehemaligen Wohneinheiten eine Art Weltausstellung in Containern aus.
Die Anregungen kommen beim Senat gut an,so sagt es jedenfalls der Leiter des Referats Flächen­nutzungsplanung, Michael Künzel, der sich dem ANCB von Anbeginn offen zeigte. Die Beständigkeit der Institution ist etwas anderes als die vielfachen Seminaranfragen von Hochschulen an die Bauverwaltung. Dafür sei man weiterhin offen, aber für ihn sei es die kontinuierliche gemeinsame Tätigkeit, die neue Impulse bringt. Sie kämen zu einem Zeitpunkt, da Planung nicht mehr von der Vervollständigung der Stadt ausgehen kann, sondern angesichts beharrlicher Brachen und nicht mehr zu füllender Freiräume „Offenheit, Selbstinitiative und Eigendynamik zulassen“ müsse. Die Stadt auf der Suche nach „Räumen mit Mehrwert“ kann, wie es scheint, den so offen konzipierten Campus gut gebrauchen.

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