Bauwelt

Im dokumentarischen Stil

"Photography Calling!" im Sprengel Museum

Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig

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Lee Friedlander, New York City, 1966
© Lee Friedlander

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Lee Friedlander, New York City, 1966

© Lee Friedlander


Im dokumentarischen Stil

"Photography Calling!" im Sprengel Museum

Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig

Das Sprengel Museum Hannover erhält einen Erweiterungsbau der Schweizer Architekten Meili und Peter, der unter anderem konservatorisch benötigte spezielle Depots für eine umfangreiche Fotografiensammlung des Hauses bieten soll. Denn die Hannoveraner Institution gehört zu den wenigen deutschen Museen, die sich kontinuierlich der Fotografie als eigenständiger Kunstform widmen. Privater Initiator des Sammlungsschwerpunktes war Heinrich Riebesehl, seinen Nachlass aus 1.500 Dokumenten niedersächsischer Agrar- und Kulturlandschaften verwaltet das Museum. Seit 1995 ist das Sprengel Museum zudem Präsentationsort des Internationalen Preises für Fotografie der Stiftung Niedersachsen "Spectrum", benannt nach Riebesehls 1972 gegründeter Fotogalerie.
Allerdings fehlt dem Haus ein ausreichender Ankaufsetat, um die Fotografiensammlung perspektivisch weiterzuentwickeln, es ist somit auf privatwirtschaftliche Partnerschaften angewiesen. Die niedersächsische Sparkassenstiftung übernimmt seit gut zehn Jahren diesen Part und erwirbt Werkgruppen europäischer und amerikanischer Fotografen und Fotografinnen, die ab der 1960er Jahren tätig waren. Ein üppiger Querschnitt, ausgehend von der Sammlung, ist zurzeit im Sprengel Museum ausgestellt, er umfasst 31 fotografische Positionen im sogenannten dokumentarischen Stil. Dieser will sich klar von einer journalistischen Fotografie absetzen, die in der überspitzten Darstellung gesellschaftlicher Zusammenhänge ihren Verwertungszweck bedienen muss.
Den stilistischen Begriff formulierte der amerikanische Fotograf Walker Evans (1903-1975), der 1971 darunter sein Lebenswerk subsummierte. Während allerdings in Evans legendären Fotos prekärer Lebenssituationen der amerikanischen Landarbeiter zur Zeit der Weltwirtschaftskrise der Spagat zwischen objektivem Dokument und subjektiver Interpretation stimmig aufgeht, so scheinen bei stärker künstlerisch ambitionierten Selbstäußerungen jüngerer Fotografen die dokumentarischen Anteile recht nachgeordnet. Dieser Unschärfe an den Randbereichen sind sich die Kuratoren bewusst, und so wartet in Hannover ein großer Bogen von den akribischen Industriebaudokumentationen der Bechers über ihre zum Monumentalen neigenden Schüler Gursky, Ruff oder Struth bis zu kleinformatig pikturalistischen Arbeiten der gebürtigen Tschechin Jitka Hanzlová auf Beachtung.
Dazwischen überzeugen die amerikanischen Meister wie Lee Friedlander, Robert Adams oder William Eggleston, letzterer in nicht zu überbietender lakonischer Souveränität. Aber alle bedürften sie zumindest nicht der imperativ eingeforderten Aufmerksamkeit, wie das Ausrufezeichen im Titel verlangt, denn Fotografie und bilderzeugende Medien sind seit langem ja schon fester Bestandteil unseres kulturellen Substrats.


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