Bauwelt

Behandlungszentrum in Altscherbitz


Schulz und Schulz erweiterten drei Krankenhausaltbauten in Altscherbitz auf unerwartete, aber eigentlich naheliegende Weise zum Sozialpsychiatrischen Psychotherapeutischen Behandlungszentrum


Text: Redecke, Sebastian, Berlin


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    Ungewöhnliches Kopplungsstück: Statt einen kompakten Mehrgeschosser zwischen die Krankenhaus-Altbauten zu setzen, ergänzten Schulz und Schulz den Bestand um einen eingeschossigen Riegel.
    Foto: Gustav Willeit

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    Ungewöhnliches Kopplungsstück: Statt einen kompakten Mehrgeschosser zwischen die Krankenhaus-Altbauten zu setzen, ergänzten Schulz und Schulz den Bestand um einen eingeschossigen Riegel.

    Foto: Gustav Willeit

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    Rechts und links vom Haupt- eingang öffnet sich jeweils ein heller Erschließungsgang, ...
    Foto: Gustav Willeit

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    Rechts und links vom Haupt- eingang öffnet sich jeweils ein heller Erschließungsgang, ...

    Foto: Gustav Willeit

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    ... geprägt von wechselseitigen Beziehungen zwischen Alt und Neu.
    Foto: Albrecht Voss

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    ... geprägt von wechselseitigen Beziehungen zwischen Alt und Neu.

    Foto: Albrecht Voss

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    Die Patientenzimmer verfügen alle über einen Austritt.
    Foto: Gustav Willeit

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    Die Patientenzimmer verfügen alle über einen Austritt.

    Foto: Gustav Willeit

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    Mit den Versprüngen in der Fassade ergab sich die Möglichkeit für Erkerfenster.
    Foto: Gustav Willeit

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    Mit den Versprüngen in der Fassade ergab sich die Möglichkeit für Erkerfenster.

    Foto: Gustav Willeit

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    Blick zum Haupteingang.

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    Blick zum Haupteingang.

Von Leipzig kommend führt die Ausfallstraße durch Papitz nach Altscherbitz, das zu Schkeuditz gehört. Ab 1876 wurde in Altscherbitz, damals weit vor der Stadt, die „Provinzial Irren-Anstalt“ als Krankenhausanlage, wie man sie aus dieser Zeit kennt, aus einzelnen Ziegelbauten errichtet. Heute grenzt sie – mit Park und altem Baumbestand – im Süden an die Gleise der Straßenbahn. Von Norden dumpfes Dröhnen: die Landungen und Starts des Flughafens Leipzig/Halle.
Das heutige Sächsische Krankenhaus Altscherbitz gliedert sich in verschiedene Gebäude, die im Laufe der Zeit entstanden sind – im Norden unter anderem die Neurologie mit Tagesklinik, die Kurzzeitpflege, das Suchtzentrum Leip-zig und die Forensische Psychiatrie. Schulz und Schulz Architekten sanierten die im Süden ge-legenen Altbauten 19, 20 und 21, die länger leer standen, für ein Sozialpsychiatrisches Psychotherapeutisches Behandlungszentrum mit stationärer Versorgung und ergänzten sie mit einem Neubau. Den Architekten gefiel der Name des Projekts nicht, sie nennen es einladender und dem Menschen näher „Zentrum für seelische Gesundheit“. In ihrem Neubau befinden sich die Zimmer der Patienten und Patientinnen und einige Behandlungs-, Therapie- und weitere Funktionsräume, die ansonsten in den Altbauten untergebracht sind.
2014 war ein eingeladener Wettbewerb durchgeführt worden, an dem 22 Büros teilnahmen. Zwei zweite Preise wurden vergeben. Schulz und Schulz hatten einen Entwurf vorgelegt, der die baugleichen früheren Siechenhäuser (eines für Männer, eines für Frauen) und das mittig gelegene vormalige Beamtenhaus der Anstaltsverwaltung durch einen eingeschossigen, 175 Meter langen Gebäuderiegel verbindet. Für den Auslober war dies eine unerwartete Lösung, da man von einem kompakten mehrgeschossigen Neubau zwischen dem Bestand ausgegangen war.
Man entschied sich nach dem Verhandlungsverfahren für den Entwurf von Schulz und Schulz, da der Riegel – der Bauherr nennt ihn „Neubauverbinder“ – mit seinen konzeptionellen Vorteilen mehr und mehr überzeugte. Allerdings gab es eine deutliche Veränderung zum Wettbewerbs- entwurf: Die Architekten hatten vorgesehen, die Südfassade vor den Patientenzimmern vollständig zu verglasen. Dies wurde mit der Begründung abgelehnt, Transparenz sei an diesem Ort nicht der richtige Ansatz, weil Patienten und Patientinnen in ihren Zimmern Geborgenheit brauchen. So entwickelte sich das Projekt zu einem stärker geschlossenen, kompakten Baukörper.
Die drei Bestandsbauten mit ihren flachen Satteldächern stehen unter Schutz. Der Denkmalpflege war es vor allem wichtig, dass sich Alt und Neu klar voneinander absetzen und die Baudenkmäler eine gleichrangige Bedeutung behalten. Mit dem Entwurf von Schulz und Schulz ist dies gelungen.
Die Topografie des Krankenhausareals bedingt einen Höhenunterschied zwischen den drei Altbauten. Da der Riegel von allen Seiten ebenerdig erschlossen werden sollte, gliedert sich die lineare Struktur in drei gleichlange Teile, die sich nach Osten abtreppen. Der Haupteingang liegt in der Mitte, nördlich des weiterhin sehr präsenten zentralen Altbaus, und schiebt sich leicht vor zu einem kleinen Platz mit Vorfahrt. Hinter dem Entree zeigt sich der große Vorteil dieses ausschließlich ebenerdigen Entwurfs. Rechts und links öffnet sich ein heller Erschließungsgang, der sich jeweils nach einer Wendung an der Abtreppung bis zum Ende des Neubaus fortsetzt. Die Kritik, mit dieser Lösung ergäben sich zu lange Wege, ist nur begrenzt berechtigt, da man sich eher nur in einer der Stationen aufhält, die zu beiden Seiten des zentralen Gebäudeteils gleichartig organisiert sind.
Die Patienten und Patientinnen können sich auf einer Ebene mit klarer Gliederung und vielen Ausblicken gut orientieren. Hervorzuheben sind die wechselseitigen Beziehungen zwischen Alt und Neu innerhalb des Neubaus. Entweder ist die Ziegelmauer der alten Bausubstanz Teil des Wegs oder als Gegenüber in einem der schmalen Höfe zu erleben, die sich durch die Gliederung der Altbauten mit Mittelrisalit ergeben.
Die Aneinanderreihung der Zimmer reagiert auf die vor- und rückspringenden Fassaden der Altbauten. Der Höhenunterschied durch die Abtreppung der Gebäudeteile machte allerdings jeweils an den kurzen Wendungen des Erschließungsgangs einen Pflegebett-Aufzug erforderlich – ziemlich aufwendig für eine Höhendifferenz von nur sechs Stufen. Bei der Kern-sanierung und Neugestaltung des Bestands haben sich Schulz und Schulz nicht mit eigener Handschrift hervorgetan. Sie orientierten sich an dem, was da war – neue Treppen wurden ergänzt.
Die Zimmer des Riegels verfügen alle über einen Austritt und gewinnen dadurch deutlich an Großzügigkeit. Mit den Versprüngen in der Fassade ergeben sich auch Eckräume mit zusätzlichen, festverglasten Erkerfenstern, die ebenfalls bis zum Boden reichen.
Die Fassade unterscheidet sich mit ihrem Ziegel und in den Details deutlich von den Altbauten. Schulz und Schulz wählten Kohlebrandklinker in den Farben Rot, Braun und Blau in Wechselsortierung. Ins Auge fällt der obere Abschluss mit einer durchgehenden Grenadierschicht, einem kaum vorstehenden Blech und einer Rollschicht. Zur Wahl der Klinker und einiger Details der Gesamtanlage mit kleineren Mauern im Außenbereich verweist Benedikt Schulz auf die Häuser von Mies van der Rohe in Krefeld. Über den dunklen Klinker für Altscherbitz kann man geteilter Meinung sein.
Die Feinheiten der Klinkerfassade und die bodentiefen Fenster mit Austritt waren den Architekten in der langen Zeit der Planung und Realisierung wichtig, sie ließen gegenüber dem Bauherrn nicht locker. Beides konnte wie geplant umgesetzt werden und ist nun für den Neubau prägend. Der Südfront mit ihren Vor- und Rücksprüngen des nur auf den ersten Blick einfachen „Flachbaus“ verleihen diese Details eine architektonische Entschiedenheit, die es mit den Fassaden der alten Bausubstanz aufnehmen kann. Das Ensemble wird auf diese Weise zu einem Ort der Kontinuität.



Fakten
Architekten Schulz und Schulz Architekten, Leipzig
Adresse Leipziger Str. 64-66, 04435 Schkeuditz


aus Bauwelt 19.2025
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