Bauwelt

Ganz pragmatisch

Deutsches Romantik-Museum in Frankfurt am Main

Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main

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Ein 2.Preis: Landes & Partner, Frankfurt am Main
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Ein 2.Preis: Staab Architekten, Berlin
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Ein 2.Preis: Christoph Mäckler Architekten
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Ganz pragmatisch

Deutsches Romantik-Museum in Frankfurt am Main

Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main

Bis in den Koalitionsvertrag hatte man es geschafft: Im Dezember vereinbarten Union und SPD ein Deutsches Romantik-Museum in Frankfurt zu fördern, als „national bedeutsamen Kulturort“ – obwohl die Bankenmetropole ein umstrittener Standort dafür ist.
Tilman Krause zählte in der Zeitung „Die Welt“ eine Reihe von Städten auf, die ein „größeres Anrecht“ als Frankfurt hätten, ein solches Institut zu beherbergen: Jena, Heidelberg, Berlin. Dass es dann doch die Stadt am Main wurde, ist dem Freien Deutschen Hochstift zu verdanken. 1859 als wissenschaftlicher Bürgerverein gegründet, erwarb das Hochstift vier Jahre später Goethes spätbarockes Geburts- und Elternhaus am Großen Hirschgraben und sammelt seitdem Handschriften, Briefe und Gemälde – nicht nur von Goethe, sondern auch der deutschen Romantik.
Schon in der Zwischenkriegszeit dachte das Stift über ein Romantik-Museum nach, doch erst 2012 ergab sich, wie die FAZ schrieb, die „historische Chance“. Aus dem Gebäude, das im Süden an das Goethe-Haus grenzt, zog der Börsenverein des Deutschen Buchhandels aus, und das Frankfurter Volkstheater, das im Hintergebäude im „Cantate-Saal“ spielte, schloss. Endlich könne man, so die FAZ, die „175 Archivkartons mit der einzigartigen Sammlung“, die bis heute nur Wissenschaftlern mit Forschungsauftrag zugänglich ist, in einem eigenen Museum der Öffentlichkeit präsentieren. Allein die Finanzierung des 16 Millionen Euro teuren Vorhabens bereitete noch Schwierigkeiten. Während Bund und Land zu ihrem Anteil von jeweils vier Millionen Euro standen, zog die Stadt Frankfurt ihre ursprüngliche Zusage zurück. Nachdem das Stift insgesamt 6,2 Millionen an privaten Spenden gesammelt hatte und der öffent­liche Druck auf die Stadt massiv gestiegen war, revidierte der Magistrat jedoch seine Entscheidung und sagte die fehlende Summe zu. 
Trotz allen romantischen Gedöns, Frankfurt ist die Stadt der Händler und der Immobilienkaufleute. Und so wurde aus dem Wettbewerb für ein Romantik-Museum ein breit angelegter Wettbewerb für die „Goethehöfe“: Auf dem 50 mal 50 Meter großen Grundstück waren nicht nur 2100 Quadratmeter Museumsfläche, sondern auch bis zu 3000 Quadrat­meter Wohnfläche plus Stellplätze gefordert. „Wo möglich“, wünschte sich die Ausloberin ABG Frankfurt Holding „Büro­flächen, alternativ Läden oder Ateliers“. Darüber hinaus galt es ein von Mauern umschlossenes Brunnenhöfchen, einen Rosengarten sowie den Garten des Goethe-Hauses und – optimalerweise – den denkmalwürdigen Cantate-Saal zu erhalten. Die Bausumme wurde von 16 auf 25 Millionen korrigiert.
Zu viel verlangt, zu wenig geliefert
Das Ergebnis des überladenen Wettbewerbs spricht für sich: Zwei der 15 geladenen Teilnehmer gaben nichts ab. Einige beklagten sich über das geforderte Raumprogramm, das zu unbefriedigenden Kompromissen zwang. Selbst das von Ferdinand Heide geleitete Preisgericht kam zu dem Urteil, dass „keine der Arbeiten alle Aspekte der Wettbewerbsaufgabe gleichermaßen überzeugend beantworten konnte“. Die Folge: kein erster, sondern drei zweite Preise und eine Anerkennung.
Der Entwurf von Landes + Partner sei „um Längen vorne“ gewesen, wird Planungsdezernent Olaf Cunitz kolportiert. Ein Grund hierfür könnte der pragmatische Ansatz des Büros gewesen sein. Es schlägt einen U-förmigen, funktional überzeugenden Baukomplex vor, der die bestehenden Gärten unberührt lässt. Der Baukörper an der Straße ist tief angelegt, soll aber zum Hof eine gebäudehohe Glasfassade bekommen – was die Jury ebenso kritisierte wie die Straßenfront, die sie an eine „Kaufhaus­fassade“ erinnerte. Am Museum überzeugte das Preis­gericht dagegen „die klare Organisation“ und die „gelungenen Raumzuschnitte“.
Christoph Mäckler entwarf ein um zwei Höfe gruppiertes Ensemble, dessen Museumsbau an eine modernisierte Variante des Frankfurter Hofhauses erinnert. Die Jury bescheinigte dem Entwurf „eine hohe Qualität“ und lobte die dem Goethe-Haus entsprechende Kleinteiligkeit, bemängelte jedoch den blau verglasten Erker an der Straßenseite und die Organisation der Ausstellungsräume.
Volker Staab lieferte einen routinierten Entwurf, mit einer „himmelsleiterartig“ aufsteigenden Treppe als Höhepunkt. So kraftvoll das Volumen des Museumsriegels anmutet, so schlüssig der Haupteingang erscheint – der längliche Baukörper begräbt unter sich den Rosengarten und eine historische Mauer. Auch hält der Entwurf Abstandsflächen nicht ein.
Die Preisträger müssen ihre Entwürfe nun überarbeiten, eine endgültige Entscheidung folgt im September. Im Gegensatz zu Kuehn.Malvezzi, den Gewinnern des Wettbewerbes für ein Weltkulturen­museum in Frankfurt (Bauwelt 5.2011), dessen Rea­li­sierung der Magistrat aus Kostengründen einstellte, kann der Gewinner des Romantik-Museums damit rechnen, dass sein Entwurf gebaut wird. Was den Museumsbetrieb betrifft, darf man sich jedoch keiner Illusion hingeben. Am Tag der Verkündung der Wettbewerbsergebnisse überraschte Kulturdezernent Felix Semmelroth mit einem Sparplan, der Kürzungen vorzugsweise bei den Museen vorsieht.
Einladungswettbewerb
Drei 2. Preise Landes & Partner, Frankfurt a.M. | Staab Architekten, Berlin | Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt a.M.
Anerkennung Zvonko Turkali, Frankfurt a.M.
Fakten
Architekten Landes & Partner, Frankfurt am Main; Staab Architekten, Berlin; Christoph Mäckler Architekten, Franfurt am Main
aus Bauwelt 32.2014
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