Bauwelt

Die Poesie der armseligen Dinge

Alexander Brodsky im Wiener Az W

Text: Brosowski, Bettina Maria, Braunschweig

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    Papier-Architekt: Der 1955 in Moskau geborene Sohn einer Künstlerfamilie ...
    © Yuri Palmin

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    Papier-Architekt: Der 1955 in Moskau geborene Sohn einer Künstlerfamilie ...

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    ... kommentiert die Cruschtschow-Ära seit den 80er Jahren mit utopischen Entwürfen..
    © D. James Dee, Courtesy Ronald Feldman Fine Arts, New York

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    Nach einem Aufenthalt und zahlreichen Ausstellungen in New York (1990-96) gründete er 2000 in Moskau ...
    © Yuri Palmin

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    Nach einem Aufenthalt und zahlreichen Ausstellungen in New York (1990-96) gründete er 2000 in Moskau ...

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    ...ein Architekturbüro und beginnt Restaurants, Einfamilienhäuser und Installationen zu bauen.
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    ...ein Architekturbüro und beginnt Restaurants, Einfamilienhäuser und Installationen zu bauen.

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    Brodskys erster Bau wird von geneigten Pfählen getragen und erinnert an eine verfallende Schiffskonstruktion.
    © Yuri Palmin

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    Brodskys erster Bau wird von geneigten Pfählen getragen und erinnert an eine verfallende Schiffskonstruktion.

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    Die Struktur eines Eis-Pavillons aus Holz und Drahtgitter wurde bei -15 Grad mit Wasser besprüht.
    © Yuri Palmin

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    Die Struktur eines Eis-Pavillons aus Holz und Drahtgitter wurde bei -15 Grad mit Wasser besprüht.

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    Das sofort frierende Wasser diente als Wandausfachung; im Pavillon wurde nur Wodka ausgeschenkt.
    © Yuri Palmin

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    Das sofort frierende Wasser diente als Wandausfachung; im Pavillon wurde nur Wodka ausgeschenkt.

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    Den Pavillon für Wodka-Zeremonien baute Brodsky aus den alten Fenstern einer ehemaligen Textilfabrik.
    © Yuri Palmin

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    Den Pavillon für Wodka-Zeremonien baute Brodsky aus den alten Fenstern einer ehemaligen Textilfabrik.

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    Eine weiße Holzbox als Statement und Metapher: ökologisches Bewusstsein und geselliges Trinken.
    © Yuri Palmin

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    Eine weiße Holzbox als Statement und Metapher: ökologisches Bewusstsein und geselliges Trinken.

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    Das Restaurant Uliza steht im Hinterhof eines verfallenen Gebäudekomplexes im Zentrum Moskaus.
    Dietmar Steiner

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    Das Restaurant Uliza steht im Hinterhof eines verfallenen Gebäudekomplexes im Zentrum Moskaus.

    Dietmar Steiner

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    Die Feuerleitern im kulissenhaften Innenraum führen zu winzigen Galerien.
    © Yuri Palmin

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    Die Feuerleitern im kulissenhaften Innenraum führen zu winzigen Galerien.

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    Brodskys Konzept für ein temporäres Café basiert auf der Idee, eine gestrandete Wolke zu bauen.
    © Yuri Palmin

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    Brodskys Konzept für ein temporäres Café basiert auf der Idee, eine gestrandete Wolke zu bauen.

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    Für ständiges Rauschen sorgen etwa Tausend von der Dachkonstrukion abgehängte Plastiksäcke.
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    Für ständiges Rauschen sorgen etwa Tausend von der Dachkonstrukion abgehängte Plastiksäcke.

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    Das erste Mehrfamilienhaus aus ineinanderverschachtelten Holzkuben und Kunststoffdach.
    © Yuri Palmin

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    Das erste Mehrfamilienhaus aus ineinanderverschachtelten Holzkuben und Kunststoffdach.

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    Für ein Sommerfestival baute Brodsky einen zweigeschossigen Holzpavillon auf elliptischem Grundriss.
    © Yuri Palmin

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    Für ein Sommerfestival baute Brodsky einen zweigeschossigen Holzpavillon auf elliptischem Grundriss.

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    Die Türen stammen aus verlassenen Häusern der umliegenden Dörfer.
    © Yuri Palmin

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    Die Türen stammen aus verlassenen Häusern der umliegenden Dörfer.

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    Brodskys Installation im Garage Center for Contemporary Art besteht aus 20 verrosteten Containern.
    © Yuri Palmin

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    Brodskys Installation im Garage Center for Contemporary Art besteht aus 20 verrosteten Containern.

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    Unter den Deckeln der Tonnen befinden sich aus Karton und Metallfolie gefertigte Miniaturhochhäuser.
    © Yuri Palmin

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    Unter den Deckeln der Tonnen befinden sich aus Karton und Metallfolie gefertigte Miniaturhochhäuser.

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    Stadt der Zukunft oder apokalyptische Endzeit?
    © Yuri Palmin

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    Stadt der Zukunft oder apokalyptische Endzeit?

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Foto: Pez Hejduk

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Die Poesie der armseligen Dinge

Alexander Brodsky im Wiener Az W

Text: Brosowski, Bettina Maria, Braunschweig

Was ist Architektur? Und wie möchte ich als Architekt arbeiten? Der russische Architekt und Künstler Alexander Brodsky hat auf diese beiden Fragen sehr persönliche Antworten gefunden – die im Umkehrschluss einiges über die gegenwärtige mentale Disposition der Disziplin aussagen.
Für seine Architektur-Methodik verweist Alexander Brodsky auf ein russisches Wort, das in etwa be­deutet „die Wand, die etwas von etwas anderem trennt“. Was er aber nicht als physische oder prak­tische Zweck­erfüllung verstanden wissen will, vielmehr sei Architektur für ihn die Poesie eben dieser trennenden Wände. Erst seit gut zehn Jahren erlauben es ihm die (politischen) Umstände in Russland, unabhängig kleine Aufträge zu übernehmen. Über seinen späten Eintritt in den Beruf – Brodsky wurde 1955 geboren und hat in den 70er Jahren in Moskau sein Architekturstudium absolviert – ist er immer noch so erstaunt, dass das Az W eben dieses Erstaunen als Ausstellungstitel gewählt hat: „It still amazes me that I became an architect.“
Monografische Ausstellungen internationaler Protagonisten unternehme das Architekturzentrum Wien nur, wenn „konzeptive Aussagen über eine professionelle Qualität hinausweisen“, so Direktor Dietmar Steiner. Alexander Brodsky erfüllt diese Voraussetzung: Er widersetze sich dem Mainstream computerbeschleunigter Architekturen, der gerade in Russland wildwuchsartige Ausmaße annehme; er biete dringend notwendige, elementare Raumerfahrungen und führe, als singuläre künstlerische Persönlichkeit, Architektur an ihren Ursprung zurück.
Zwischen 1978 und ’93 beteiligte sich Brodsky gemeinsam mit Ilya Utkin an Ausstellungen und künstlerisch orientierten internationalen Architekturwettbewerben. Als prominente Vertreter der russischen „Paper Architecture“, einer lockeren Gruppe, die sich der tristen staatlichen Architekturproduktion verweigerte, wurden sie weltweit wahrgenommen, ihre Piranesi-artigen Radierungen, in der Regel narrative Kombinationen aus Texten und Architekturdarstellungen, häufig mit Preisen ausgezeichnet.
Die Transformation dieser Positionen in ein gebautes Werk mit einer ganz eigenen Haltung war es, die das Az W die Kontaktaufnahme mit dem Publicity-scheuen Architekturkünstler suchen ließ. Brodskys Website www.brod.it ist ein reines Kunstprojekt, auf e-Mails antwortete er nicht, da er Computer nicht sonderlich schätzt, sein Atelier liegt versteckt beim Architekturmuseum in Moskau. So blieb den Wienern nur, Alexander Brodsky 2009 auf dem Aalto-Symposion in Jyväskylä zu treffen.
Nach zwei Jahren intensiven Austauschs ist im Az W nun die größte und technisch herausfordern­dste Installation zu sehen, die man hier je realisiert hat. Brodsky hat einen schwarzen, geheimnisvollen Innenraum gebaut, eine archäologische Wunderkammer, gefüllt mit 1500 Alltagsobjekten. Die schwarz lackierten Flaschen, Dosen, Schuhe, Fahrradteile, eine
Gehhilfe und vieles anderes mehr sind auf drei Lagen Maschengewebe unter der hinterleuchteten Decke arrangiert. Alles spiegelt sich bis in unendlich mystische Tiefen in einem 16x5 Meter großen Becken, das mit Wasser gefüllt ist – und einen halben Zentimeter tief mit pechschwarzem Altöl.
Diese auch olfaktorische Wahnsinnsarbeit lässt sich über die künstlerische Aussage hinaus als intellektuelles Dossier zu seiner Architektur lesen. Denn auch in seinen Häusern erschafft er mit einfachen, improvisierten Mitteln, mit teils gebrauchten und gealterten Materialien eine ästhetische Magie und einen räumlichen Luxus mit feiner ironischer Note. Die in 95 Grad leicht schräg gestellten Holzpfähle seines „95° Restaurants“ am Wasser (2001) etwa scheinen einen Verfallsprozess zu antizipieren. Über dem fra­gilen Arrangement kragt waghalsig eine nur acht Quadratmeter große Box aus korrodiertem Stahl als „Banquettehalle“ aus.
So uneitel wie Alexander Brodsky selbst sind seine Bauten und Projekte in kleinformatigen Fotos und wenigen Plänen im temporär überdachten Innenhof des Az W präsentiert. Den Betrachter ergreift jedoch eine tiefe Sehnsucht, die eines Architekten nach einer andersartigen Architektur, nach einer Raumkunst, die mit Vladimir Nabokov an die schöpferische Kraft selbst in den armseligsten Dinge glaubt.
Fakten
Architekten Brodsky, Alexander, Moskau
aus Bauwelt 29.2011
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