Die Expo Real 2010 präsentierte sich zuversichtlich
Alles wird gut
Text: Brensing, Christian, Berlin
Die Expo Real 2010 präsentierte sich zuversichtlich
Alles wird gut
Text: Brensing, Christian, Berlin
Die Besucherzahlen sind leicht gestiegen, um eintausend auf insgesamt 37.000 Teilnehmer und Fachbesucher – die 13. Expo Real, die vom 4. bis 6. Oktober in München stattfand, hat die Wirtschaftskrise offenbar hinter sich gelassen.
Sechs Messehallen waren wieder gut gefüllt mit Ständen wie Besuchern. Die größten Zuwächse verzeichnete die Messe aus den Ländern Zentral- und Ost-Europas.
Zwei Jahre nach der Pleite der US-Investitionsbank Lehman Brothers haben sich die Gewerbeimmobilienmärkte erholt. In den Zentren des europäischen Büromarkts wie London und Paris wechseln die Immobilien ihren Besitzer wieder schneller – sehr zur Freude deutscher Banken, die etwa in Großbritannien neun der zwölf aktivsten Finanzhäuser stellen. Das Transaktionsvolumen steigt stetig: Im ersten Halbjahr 2010 wechselten, laut Jones Lang La Salle, in Europa Gewerbeimmobilien im Wert von 43 Milliarden Euro den Besitzer (in Deutschland im Wert von 8,9 Milliarden Euro), ein Plus von 80 Prozent zum Vorjahr. Mit 62 Prozent aller Transaktionen sind Deutschland, Frankreich und Großbritannien die Kernmärkte. Die Zuversicht ist groß, bis zum Jahresende die 100-Milliarden-Euro-Marke zu knacken.
Was bei Gesprächen auf der Messe immer wieder betont wurde, war der große Wert, den Investoren und Käufer auf die Zertifizierung von Gebäuden legen. Das Siegel der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) genießt dabei in Deutschland einen zunehmend guten Ruf und behauptet sich im Vergleich zu LEED und BREEAM. Der Energiepass eines namhaften Instituts gilt inzwischen als entscheidend beim Verkauf oder bei der Vermietung von Immobilien. Selbst der Einkaufszentrumsriese ECE und der Discounter Lidl buhlten auf der Messe um entsprechende Nachhaltigkeitsbescheinigungen für ihre Bauten.
Allein, das Geld zur Finanzierung der Immobilien fließt bei Weitem noch immer nicht so schnell, wie es benötigt wird. Die Hürden für die Auflage eines neuen Bauprojekts sind gewaltig: Hohe Eigenkapitalquote und sichere Vorvermietungsverträge machen die Kreditvergabe für manchen Investor unmöglich. Vielleicht hat das diesjährige Motto der Expo Real „Investitionen“ eine beschwörende Wirkung auf das gesamte Umfeld der Immobilieninvestitionen? Und die Architektur, die bei der Expo Real so oft eine eher stiefmütterliche Rolle gespielt hat, könnte sich als Zünglein an der Waage für oder gegen das eine oder andere Projekt erweisen.
Neben einigen architektonischen Lichtblicken verstellen jedoch immer mehr Aussteller mit weniger edlen Zielen den Blick in manch einer Halle. Betreiber von Glücksspielhallen und Billigdiscounter ebnen sich seit Jahren das Feld auf Deutschlands wichtigster Immobilienmesse. Deren bauliche Interpretationen von „Gewerbeimmobilien“ liegen eindeutig an der unteren Schwelle der Toleranzgrenze. Die Messe München als Veranstalter der Expo Real sollte darüber nachdenken, wie weit man die Begrifflichkeit von „Gewerbe“ gefasst sehen möchte. Insgesamt aber war die Stimmung dermaßen positiv, dass für 2012 von einem sich wieder vollständig stabilisierten europäischen Immobilienmarkt ausgegangen wird.
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