Die Architektenkammer Berlin erklärt sich solidarisch
Offener Brief der Vizepräsidentin der Architektenkammer Berlin, Theresa Keilhacker, an den Präsidenten der Architektenkammer der Türkei
Die Architektenkammer Berlin erklärt sich solidarisch
Offener Brief der Vizepräsidentin der Architektenkammer Berlin, Theresa Keilhacker, an den Präsidenten der Architektenkammer der Türkei
Sehr geehrter Herr Präsident Muhcu,
sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Damen und Herren,
durch vielfältige Medienberichte hier in Deutschland haben wir von den Auseinandersetzungen um die Errichtung eines Supermarktes in Form eines historisierenden Kasernengebäudes auf dem Gelände des Gezi-Parks in Istanbul erfahren. Im weiteren Verlauf wurde weiterhin der Einspruch der Türkischen Architekten- und Ingenieurkammer zur Bebauungsabsicht bekannt, der durch ein nachfolgendes Gerichtsurteil das Bauvorhaben bis auf Weiteres unmöglich macht. Zum Dritten konnten wir erfahren, dass in diesen Tagen durch die Regierungsmehrheit im türkischen Parlament ein neues Gesetz auf den Weg gebracht wurde, das die bisherigen Rechte der Türkischen Architekten- und Ingenieurkammer beschneidet.
Leider ist uns als Berliner Architektenkammer Ihr Schreiben an die Bundesarchitektenkammer erst seit dem 11. Juli 2013 bekannt. In Anbetracht der zwischenzeitlich eingetretenen erheblichen Verschärfung der Situation für unsere türkischen Kolleginnen und Kollegen halten wir es jetzt für dringend geboten, der unterstützenden Haltung der Deutschen Architektenschaft deutlicher Gehör zu verschaffen. Wir halten es für unabdingbar, zusätzlich zu Ihrem Brief auch andere Kreise direkt und öffentlich anzusprechen.
Städtebau und Architektur sind untrennbar in politische Prozesse eingebunden. Freiflächen, in Ballungsräumen, die bebaut werden sollen, stellen häufig Brennpunkte der Auseinandersetzung um Lebensqualität und öffentlichem Leben in einer Stadt dar. Das wird auch in unserer Stadt Berlin in den letzten Jahren zunehmend kritisch diskutiert und mögliche Beteiligungsformen ausprobiert.
Die Situation in Istanbul ist selbstverständlich nicht mit Berlin zu vergleichen. Aber Mut und die Integrität der Türkischen Architekten –und Ingenieurkammer sich öffentlich kritisch in den Konflikt um die geplante Bebauung des Gezi-Parks einzumischen, ist aus unserer Sicht vorbildlich für unseren Berufsstand und zeigt, dass wir uns auch in angespannten Situationen nicht aus der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung stehlen können. Ihre Haltung fordert unseren Respekt; die Architektenkammer Berlin erklärt sich mit Ihren Forderungen solidarisch.
Wir wissen um die Verdienste der Türkei in den Zeiten des Faschismus, in der viele Deutsche die Türkei als Zufluchtsort genutzt haben. Bekannte Architekten haben in der Türkei ihren Beruf weiter ausüben können. Diese Offenheit und Freizügigkeit des Staates bleibt unvergessen.
Wir haben deshalb eine moralische Verpflichtung, unseren Beistand für unsere türkischen Kollegen mit deutlichen Worten öffentlich zu bekunden.
Mit kollegialen Grüßen,
Dipl.-Ing. Theresa Keilhacker
Vizepräsidentin der Architektenkammer Berlin
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