Transformationen
Kahlfeldt Architekten
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
Transformationen
Kahlfeldt Architekten
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
In Bauwelt 27.2014 hatte der Rezensent Gelegenheit, das Buch über die (Villen-) Neubauten des Büros Kahlfeldt Architekten zu besprechen. Das Fazit zu der „dort beworbenen neo-historistischen, klas-sizierenden Wohnarchitektur für reiche Leute“ fiel zugegeben wenig schmeichelhaft aus: „Was als große, noble Geste gedacht ist, landet im Ergebnis beim Adonis aus dem Garten-Center.“
Der vorliegende Band befasst sich nun unter dem Titel „Transformationen“ mit den Umbauprojekten des Büros, und wer geglaubt hätte, diese ähnlich abwatschen zu können, sieht sich schnell eines Besseren belehrt. Denn Umbauen, das können die Kahlfeldts. Vielleicht liegt es daran, dass Paul Kahlfeldt zu Beginn seiner Karriere den Backstein-Expressionisten Hans Heinrich Müller erforscht hat, jenen Architekten, der in den 1920er Jahren flächendeckend für den Stromversorger Bewag die Elektrifizierung der Hauptstadt in sehr eigenständige Architektur übersetzt hat. Davon hat das Büro Kahlfeldt sicherlich profitiert, sind doch eine ganze Reihe der im Projektteil des Buches beschriebenen Objekte „Neuprogrammierungen“ von Müller-Bauten. Ein kluger und architekturaffiner Bewag-Baumensch, Hans-Achim Grube, hat dies stets befördert.
Nicht nur wegen der gediegenen Ausstattung, sondern vor allem auch wegen der abgewogenen, klugen Texte zur Bau- und Umbaugeschichte des jeweiligen Projekts macht das Buch viel Freude und lädt zum Lesen, Stöbern und Nachrecherchieren ein. Petra und Paul Kahlfeldt machen zwar auch hier keinen Hehl aus ihrer Ablehnung einer demonstrativ auf Funktionen abzielenden modernen Architektursprache, aber das spricht ja nicht gegen sie.
Der Berlin-Pavillon der Interbau 1957, der ausgerechnet für eine amerikanische Fast-Food-Kette umgebaut wurde, nachdem darin in den 1990er Jahren der Senatsbaudirektor Hans Stimmann als Zwischennutzer seine endlosen Monologe gehalten hatte – diesen Pavillon der expressiven Scharoun-Adepten Fehling & Gogel also haben die Kahlfeldts so „durchsichtig und transparent“ gemacht, wie der Pavillon „mit seiner amerikanisch gedachten Architekturästhetik zu keinem Zeitpunkt seiner Existenz“ war, so heißt es in dem Buch. Zustimmung.
Umnutzung und Umbau sind heute schon aus Gründen des klimagerechten Bauens erste Wahl, und dieses Buch liefert Beispiele dazu auf einem hohen entwurflichen und denkmaltheoretischen Niveau. Chapeau!
0 Kommentare