Neubau des Klinikum Großhadern in München geplant
Das Hauptgebäude des Münchner Uniklinikums am Campus Großhadern wird abgerissen. Gewinner des Wettbewerbs für einen Neubau ist eine Klinik aus Einzelbauten, die sich an einer Magistrale reihen – ein Zeichen des Wandels in der Krankenhausplanung.
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Neubau des Klinikum Großhadern in München geplant
Das Hauptgebäude des Münchner Uniklinikums am Campus Großhadern wird abgerissen. Gewinner des Wettbewerbs für einen Neubau ist eine Klinik aus Einzelbauten, die sich an einer Magistrale reihen – ein Zeichen des Wandels in der Krankenhausplanung.
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Der "Toaster"
Großhadern ist ein Klinikquartier auf der grünen Wiese. Die Mitte bildet ein mächtiger Gebäuderiegel aus den 1970er Jahren von den Architekten Godehard Schwethelm, Walter Schlempp und Werner Eichberg. An zahlreichen deutschen Großkliniken drängt massiv die Sanierung solcher „Bettenhaus-Maschinen“, da sie hinsichtlich Ausstattung und Technik heutigen Anforderungen nicht mehr entsprechen. Zuletzt wurde ein solcher Riegel am Uniklinikum Frankfurt saniert, komplett umgebaut und mit neuer Fassade versehen. Gleiches geschah mit dem Bettenturm der Charité in Berlin. In München entschied man sich anders. Das 13-geschossige, gut 200 Meter lange Bettenhaus mit leicht glänzender Alu-Fassade, das wegen seines aufgesetzten „Bügels“ vom Klinik-Personal „Toaster“ genannt wird, soll komplett abgerissen werden, sukzessive auch mehrere Bauten im direkten Umfeld.
Städtebaulich bestimmt den Siegerentwurf eine Anordnung der Bauten in einer Kammstruktur mit gestaffelten Bauhöhen von fünf bis zehn Geschossen, die in ihrer Lage dem ehemaligen Bettenhaus folgt. Die Architekten sprechen von einer kleinteiligen stadtähnlichen Silhouette. Die Versorgungs-, Diagnose- und Therapiebereiche befinden sich auf drei bis vier Geschossen entlang der Magistrale und sind mit den Bestandsbauten verbunden.
Im Süden soll sich der Patientenpark mit den Zwischenräumen der Bauten verzahnen. Für die Jury unter Vorsitz des Stuttgarters Markus Hammes gelingt das nur begrenzt, da durch die terrassierten, funktional notwendigen Verbindungen zwischen den Gebäudeschenkeln der offene, fließende Raum gestoppt werde. Insgesamt lobte sie jedoch die gut dimensionierte neue Magistrale der Klinik als Ostwest-verlaufendes Rückgrat mit direkter Anbindung an den Bestand und den neuen Fachzentren. Im Osten befindet sich der Neubau der Onkologie mit eigenem Eingang, der die Figur abschließt. Den Eingangsplatz an einem Kreuzungspunkt zwischen der Straße im Norden und dem Park im Süden verbindet die dreigeschossige Eingangshalle der Magistrale. Die höheren Gebäude des nach Norden gespiegelten Gebäudekamms betonen diesen Eingangsbereich. Die kreuzförmige Erschließung sorgt für ein klares Orientierungssystem mit Verbindung zum Parkhaus und zur U-Bahnstation. Die Architekten haben zwei weitere Kreuzungspunkte entlang der Magistrale vorgesehen, die bis zu den weiteren Bauabschnitten von untergeordneter Bedeutung bleiben werden. Die Organisationsstruktur entlang der Magistrale mit ihren Steuerungs- und Stützpunkten wird generell gelobt. Auch die Freianlagen erhielten eine gute Beurteilung: „Das Grün als Passepartout um die Baukörper ist konsequent als Antipode zum Bauvolumen spannungsvoll eingesetzt“. Die begrünten Terrassen und Flachdächer überlagern die zum Grünraum orientierten, städtisch wirkenden Baumassen. So werden laut Architekten „Naturelemente konsequent in das strukturelle Zentrum des Krankenhauses eingeflochten“. Dies ist für sie wichtig, denn der Park sei „die Lunge des Areals und die Magistrale das logistische Herz“. Die Fassaden differenzieren sich in ihrer Ausbildung zwischen Sockel- und Pflegefassaden. Die Fenster der Patientenzimmer sind raumhoch, die Wandelemente zur Auflockerung schräg gestellt. Mit Blick auf die Nachhaltigkeits-Forderung in der Auslobung spricht die Jury eher allgemein von einem „stimmigen Energiekonzept mit Nutzung lokaler Potenziale“ mit „Ausblick auf CO2-Neutralität“.
1.Preis (600.000 Euro) HENN l C.F. Møller, Berlin, SINAI Landschaftsarchitekten, Berlin
2.Preis (400.000 Euro) Obermeyer Planen + Beraten, München, Keller Damm Koll. Landschaftsarchitekten, München
3.Preis (240.000 Euro) LUDES Architekten, München, Wanker und Fischer Landschaftsarchitekten, Eching
Anerkennung (170.000 Euro) a l sh architekten, Ludwigshafen, HDR, München, mk.landschaft, München
Anerkennung (130.000 Euro) Mauerer + Partner, Wien, Franz und Sue, Wien
Karl-Josef Albers, Eugen Bauer, Maximilian Fuchs, Friedrich Geiger, Markus Groben, Susanne Gross, Hans Peter Haid, Markus Hammes (Vorsitz), Sabine Steger, Rainer Post, Astrid Tiemann-Petri, Susanne Wamsler
Freistaat Bayern, Staatliches Bauamt München 2
Eisenreich.Drechsel.Partner.Architekten, Regensburg
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