Bauwelt

Wal

Im Norden Norwegens, auf der arktischen Insel Andøya, soll ein Museum entstehen, das dem größten aller Säugetiere gewidmet ist: dem Wal. Ein Haus, in dem Naturwissenschaft und Kunst aufeinandertreffen.

Text: Bruun Yde, Marie, Berlin

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    1. Preis Dorte Mandrup integriert die felsige Landschaft im Inneren, interpretiert sie gleichsam in der äußeren Gestalt. Wie ein Walrücken oder eine Fluke erhebt sich das Gebäude aus dem Meer.
    Abb.: Verfasser

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    1. Preis Dorte Mandrup integriert die felsige Landschaft im Inneren, interpretiert sie gleichsam in der äußeren Gestalt. Wie ein Walrücken oder eine Fluke erhebt sich das Gebäude aus dem Meer.

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    2. Preis Snøhetta setzen einen spiegelnden Teller in die durchfurchte Landschaft. Ihr Vorschlag erschien der Jury steril und zu kostenintensiv. Abb.: Verfasser

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    2. Preis Snøhetta setzen einen spiegelnden Teller in die durchfurchte Landschaft. Ihr Vorschlag erschien der Jury steril und zu kostenintensiv.

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    Anerkennung BIG nehmen den steinigen Boden ebenfalls in ihr Konzept auf. Wie von Wellen überdacht empfinden sie im Innenraum eine Unterwasserwelt nach.
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    Anerkennung BIG nehmen den steinigen Boden ebenfalls in ihr Konzept auf. Wie von Wellen überdacht empfinden sie im Innenraum eine Unterwasserwelt nach.

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    Anerkennung Reiulf Ramstad schlug eine etwas plumpe Walkörper-Adap­tion vor, die halb an Land verankert sein, halb über der See thronen sollte. Unterwasser-Erlebnisräume ließen das Projekt ein teures Unterfangen werden.
    Abb.: Verfasser

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    Anerkennung Reiulf Ramstad schlug eine etwas plumpe Walkörper-Adap­tion vor, die halb an Land verankert sein, halb über der See thronen sollte. Unterwasser-Erlebnisräume ließen das Projekt ein teures Unterfangen werden.

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Wal

Im Norden Norwegens, auf der arktischen Insel Andøya, soll ein Museum entstehen, das dem größten aller Säugetiere gewidmet ist: dem Wal. Ein Haus, in dem Naturwissenschaft und Kunst aufeinandertreffen.

Text: Bruun Yde, Marie, Berlin

Als eines der reichsten Länder der Welt investiert Norwegen viel Geld in Naturtourismus, um die verstreuten Siedlungen in dem langgestreckten Land aufrechtzuerhalten. Einer der 18 nationalen Touristenwege führt zum Dorf Andenes auf die Insel Andøya. Andenes ist ein Fischerdorf, heute lebt es aber vom Tourismus; die Walsafaris ziehen viele Besucher an. Zudem hat Andøya einen durch die NATO finanzierten Flughafen für die maritime Verteidigung und eine Raumfahrtstation. Der Golfstrom hält das Klima mild für Gäste und das Meer nahrungsreich für Vögel und Tiere. Im Sommer gibt es Mitternachtsonne, im Winter Nordlicht. Der norwegische Autor Karl Ove Knausgaard beschreibt sein Gefühl in dieser harten, verwehten arktischen Natur am Rand der Welt zu sein, als könnte man ihr nicht entkommen. Diese Gegend, gut 300 Meter nördlich des Polarkreises, ist einer der besten Orte weltweit, um Wale zu erleben. Direkt am Wasser soll nun das neue Museum „The Whale“ errichtet werden.
Der Eindruck, ganz abgeschieden und zugleich nah an der Umwelt zu sein, ist, was das Museum vermitteln soll. The Whale soll ein Walerlebnis-, Kultur- und Wissenszentrum mit großer An­ziehungskraft werden, aber sich möglichst behutsam am Ort einfügen und einen niedrigen ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Ein wichtiges Kriterium des Wettbewerbsprogramms war deshalb, nicht in die Höhe zu bauen und dem benachbarten alten Leuchtturm keine Konkurrenz zu machen. Bei der Gestaltung der Ausstellungsräume dagegen hatten die Teilnehmer viele Freiheiten.
Kaum Architektur
Entwirft man für ein Museum, das The Whale heißt, einen Wal oder keinen Wal? Zwei der vier geladenen Wettbewerbsteilnehmer, auch die Sieger Dorte Mandrup, haben sich dafür entschieden, zwei dagegen. Reiulf Ramstad, dessen ausgezeichnete, schwebende Aussichtsplattform an den Geiranger Trollstigen seit einigen Jahren ein Gesicht der (Landschafts-)Architektur Norwegens repräsentiert, hat für seinen Vorschlag für das Walzentrum einen sehr bildlichen Umgang mit dem Subjekt gewählt: indezent nimmt das Gebäude die Gestalt eines gestrandeten Wals an – eine zum Scheitern verurteilte, da fast kinderbuchästhetische Übertragung der Tierform. Das Gebäude schottet sich von der Umgebung ab und wirkt von allen Beiträgen am wenigsten nahbar.
Die morphologischen Analogien Dorte Mandrups zu Geologie und Zoologie funktionieren besser. Mandrups Wal abstrahiert eine Fluke und einen Walrücken, gerade sichtbar über dem Wasser, und macht sie zum gewölbten Dach. Die Architektur ist subtil, leise, vielleicht sogar wal­artig, aber vom Wesen, nicht von der Erscheinung her. Wie im beeindruckenden Wattenmeerzen­trum in Dänemark ist das Dach konzeptstiftend. Es wächst, mit verwittertem Stein belegt, nahtlos mit dem felsigen Terrain. So ordnet sich dieser abtauchende Wal durch elegante Form und lo­kale Materialität der umgebenden Natur unter, versucht kaum Architektur zu sein, verwebt sich mit der Landschaft, inszeniert poetisch, gleichwie selbstbewusst das Vorgefundene. Auch da das Dach begehbar ist, wirkt das Gebäude zugänglich und einladend. So gelingt es Dorte Mandrup, eine herausragende Attraktion zu schaffen, die die Ortsspezifität nicht kompromittiert, sondern vielmehr akzentuiert umsetzt.
Anthropozän
Die Romantik, die Mandrups Bild der Flosse im Mondlicht prägt, ist in den Entwürfen von Snø­hetta und BIG nicht zu finden. Sie haben keinen Wal entworfen, sondern im Gegenteil geometrische Großformen. Insbesondere BIGs über einem Quadrat hochgezogenes und von einem Wellendach überdachtes Haus strahlt das Selbstbewusstsein des Anthropozäns aus. Die Eigenlogik des mondstationhaften Fremdkörpers ist schlüssig. Fragwürdig bleibt die Assoziation der mathematisch konstruierten Strenge zur Natur. Das Resultat, das auch an ein chinesisches Teehaus erinnert, wirkt fehl am Platze.
Snøhettas Zirkel dagegen sieht edel, aber teilnahmslos aus, er erscheint, wie es im Jurypro­tokoll heißt, weder mit Eigenart noch mit Bezug zum Kontext. Alle Teilnehmer außer Snøhetta, die dennoch mit dem zweiten Preis geehrt wurden, integrierten zu unterschiedlichem Grad den Felsboden im Inneren – sowohl bei Dorte Mandrup als auch bei BIG wird dadurch eine fließende Verbindung nach außen geschaffen. Snø­hettas und Reiulf Ramstads Entwürfe schlagen Räume unter dem Wasser als Teil des Museums vor. Das wäre spektakulär, wurde jedoch von der Jury als zu ressourcen-fressend abgelehnt.
Verinnerlichte Landschaft
Demgegenüber überzeugen auch die kos­ten­günstigen und nachhaltigen Aspekte von Dorte Mandrups Entwurf: Die aerodynamische Kon­s­truktion vermeidet Schneewehen und verwendet regionale, CO2-neutrale, langlebige Materialien. Wie gingen die Architekten also mit dem Ort um? In Nordnorwegen muss man die Landschaft nicht erfinden, sondern begreifen. Deshalb setzten sie nicht die Form in den Vordergrund sondern die Stofflichkeit, die aus unserer Welt zu verschwinden droht. Die Natur kondensiert ihr Entwurf in räumliche Qualität und integriert sie so als Teil der gebauten Kultur.
Eingeladener Realisierungswettbewerb
1. Preis
(250.000 NOK) Dorte Mandrup A/S, Kopenhagen
2. Preis
(250.000 NOK) Snøhetta A/S, Oslo
Anerkennung
(250.000 NOK) Reiulf Ramstad ArkitekterAS, Oslo
Anerkennung
(250.000 NOK) Bjarke Ingels Group (BIG)arkitekter, Kopenhagen
Jury
Rune Rydingen, Camilla Ilmoni, Jon Ivar Busklein,Lisbeth Seppola, Hanne Strager, Jan Støring, Einar Jarmund,Per Rygh
Auslober
The Whale A/S, Andø

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