Bauwelt

Bloß noch Zombies?

Kaye Geipel drückt sich die Nase an den Scheiben leerstehender Ladengeschäfte platt.

Text: Geipel, Kaye, Berlin

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Bloß noch Zombies?

Kaye Geipel drückt sich die Nase an den Scheiben leerstehender Ladengeschäfte platt.

Text: Geipel, Kaye, Berlin

Wer wagt eine Prognose? Was wird am Ende des neuen Jahrzehnts noch übrig sein von der Idee der städtischen Einkaufsstraße? Werden Amazon und Co. diesen Schlüsselbaustein der lebendigen Stadt der Postmoderne bis auf die Knochen zerrupft und dafür gesorgt haben, dass er auf dem Abfallhaufen einst zentraler Bestandteile der Stadt landet?
In Science-Fiction-Romanen kennt man das sogenannte „Großvater-Paradoxon“. Zu jeder Zukunftsvision gehört immer auch ein Blick zurück: Gesetzt den Fall, man reist in die Vergangenheit und würde auf dieser Reise den eigenen Großvater töten – dann hätte man sich die Lebensgrundlage entzogen und folglich gar nicht reisen können. Betrachtet man die Situation von Einkaufsstraßen und ihrer Nutzung, so zeigen sie ein ähnliches Paradox. Denn wir schnüren diesen Lebensadern des städtischen Handels – Stichwort urbane Erdgeschosse – mit den digitalen Konsumgewohnheiten seit Jahren die Luft ab. Immer mehr Pakete, die uns die gequälten Zusteller bis an die Bettkante liefern, sind der Beweis. Wir ähneln damit Stadtnutzern, die die Vokabeln der schönen und lebensfähigen Städte wie Zombies vor sich hinplärren aber nicht bereit sind, etwas dafür zu tun. Vor allem in kleinen Städten nimmt die kritische Masse an Läden ständig weiter ab. Für das Großvater-Paradoxon gibt es in der Science-Fiction-Theorie eine Lösung. Wer sicher in die Gegenwart zurückkehren will, muss den Umweg über ein paralleles Universum nehmen. Ein solches paralleles, also anderes Denken ist auch die einzig verfügbare Lösung für Einkaufsstraßen in städtischen Lagen kleiner und mittelgroßer Städte, die von Trading-down-Tendenzen und Leerständen bis hin zum kompletten Funktionsverlust der Geschäftsstraßen betroffen sind. Eine ausgezeichnete Studie der Initiative StadtbauKulturNRW hat im letzten Jahr deutlich gemacht, dass dies nur durch beherztes Umsteuern möglich ist: Konsens über die Priorität zum Handeln, Aufbau partnerschaftlicher Netzwerke, neue Freiraumkonzepte für die Straße, die die Attraktivität für alle Nutzer mitdenken, partielle Umnutzungsoptionen auch zum Wohnen, neue urbane Produktion als Chance gerade für die „schwierigen Ecken“, Fussgängerzonen, die endlich ihre 70er Jahre-Standards abstreifen und der entsprechende Einsatz von Förderinstrumenten.

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