Bauwelt

Kaufhaus des Südostens

Wien bekommt dank Immobilientycoon René Benko sein KaDeWe. Im Wettbewerb wurde versucht, Konzepte der europäischen Stadt mit Kaufhaus-Architek­tur zu fusionieren, mit erstaunlich zaghaften Ergebnissen, die wenig begeistern.

Text: Novotny, Maik, Wien

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    1. Preis OMA schlagen eine ungewohnt brave Fassa­de für das Warenhaus vor. Rundbögen im Erdgeschoss und ein rhythmisches Re­lief wanden das Gebäude – modischer Zug oder doch eher Referenz an das gediegene Umfeld? Abb.: Verfasser

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    1. Preis OMA schlagen eine ungewohnt brave Fassa­de für das Warenhaus vor. Rundbögen im Erdgeschoss und ein rhythmisches Re­lief wanden das Gebäude – modischer Zug oder doch eher Referenz an das gediegene Umfeld?

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    Die Architekten aus Rotterdam führen die Straßen der Umgebung im Inneren des Kaufhauses fort. Städtebaulich hebt sich der Entwurf dadurch von den anderen Teilnehmern ab.
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    Die Architekten aus Rotterdam führen die Straßen der Umgebung im Inneren des Kaufhauses fort. Städtebaulich hebt sich der Entwurf dadurch von den anderen Teilnehmern ab.

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    Teilnehmer Snøhetta überziehen das Haus mit einer gläsernen Hülle, die schimmernd an eine Eisschicht erinnert.
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    Teilnehmer Snøhetta überziehen das Haus mit einer gläsernen Hülle, die schimmernd an eine Eisschicht erinnert.

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    Auf der Dachterrasse bietet sich ein Blick auf die Hofburg.
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    Auf der Dachterrasse bietet sich ein Blick auf die Hofburg.

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    Im Inneren lassen sie eine monumentale runde Treppe um ein Atrium sich emporschwingen. Auf dem Dach lädt ein gewächshausartiger Gastronomischer Betrieb.
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    Im Inneren lassen sie eine monumentale runde Treppe um ein Atrium sich emporschwingen. Auf dem Dach lädt ein gewächshausartiger Gastronomischer Betrieb.

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    Teilnehmer Hadi Teherani setzen auf eine zurück­haltend klare Schaufensterfassade. Im Inneren ent­faltet sich ein glänzendglitzerndes Spektakel.
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    Teilnehmer Hadi Teherani setzen auf eine zurück­haltend klare Schaufensterfassade. Im Inneren ent­faltet sich ein glänzendglitzerndes Spektakel.

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Kaufhaus des Südostens

Wien bekommt dank Immobilientycoon René Benko sein KaDeWe. Im Wettbewerb wurde versucht, Konzepte der europäischen Stadt mit Kaufhaus-Architek­tur zu fusionieren, mit erstaunlich zaghaften Ergebnissen, die wenig begeistern.

Text: Novotny, Maik, Wien

Die Nachricht, dass das Karstadt-Warenhaus am Hermannplatz, nach Plänen von David Chipperfield, in alter Pracht rekonstruiert werden soll, wühlte jüngst in Berlin alte und neue Gräben auf. In Friedrichshain-Kreuzberg reagiert man auf solchen Bombast nervös, im August erteilte Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) den Plänen eine Absage: Zu monumental, ein „Fremdkörper“, eine nicht-authentische Replik, reine Fassadenkosmetik.
Investor am Hermannplatz ist die Signa Holding des Tiroler Immobilienmilliardärs René Benko, der sich seit Jahren auf einer Art Einkaufstempel-Einkaufstour befindet. Das mag in Zeiten des Onlinehandels ungewöhnlich scheinen, doch er setzt vor allem auf große innerstädtische Objekte und Grundstücke und deren Location-Mehrwert. Neben der Kaufhof-Kar­stadt-Gruppe erwarb er im Rahmen dieser Strategie unter anderem die Berliner Nobel-Insti­tution KaDeWe. Diese wird seit 2016 nach Pläne des Office for Metropolitan Architecture (OMA) bei laufendem Betrieb grundlegend umgebaut.
Weniger Hindernisse dürfte es in Wien geben, wo Benko (Kanzler Sebastian Kurz half hinter den Kulissen mit) 2017 das in finanzielle Schwierigkeiten geratene Möbelhaus Kika-Leiner für kolportierte 60 Millionen Euro erwarb. Hier soll nun – vielleicht auch, um den störrischen Ber­linern zu signalisieren, dass ihr Traditionskaufhaus auch nur eine Marke wie tausend andere ist – eine KaDeWe-Außenstelle entstehen.

Berliner Schnauze und Wiener Schmäh

Zentraler könnte die Lage kaum sein, am Anfang der Mariahilferstraße, der wichtigsten Einkaufsstraße Wiens, die von der Ringstraße zum Westbahnhof führt. Dennoch kein Bauplatz, der sich für ein repräsentatives Statement eignet: Das Vorfeld fehlt, die Straße steigt an und biegt dabei um die Flanke des Museumsquartiers (MQ). Das Kika-Leiner-Areal, eingezwängt in diese Kurve, umfasst zwei Parzellen an der Mariahilfer Straße und eine lange Front an der Karl-Schweighofer-Gasse, die um 90 Grad abzweigt. Der große Bonus liegt hier nicht auf Straßenebene, sondern in der Aussicht, die sich vom Dach auf Kunsthistorisches Museum und Ringstraße bietet.
Der bestehende Bau suggerierte einst Weltstädtisches, heute ist wenig davon übrig. Vom Original aus dem Jahr 1895 blieb nach mehreren Umbauten nur noch das Skelett und ein Treppenhaus. Daher hatten die Teilnehmer des einstufigen, geladenen und nichtanonymen Wettbewerbs für das neue Wiener KaDeWe nur die Gründerzeitfassade des früheren Nachbarbaus, der in das alte Kaufhaus integriert worden war, zu erhalten, um die dem Historismus zugeneigte Seele mancher Wiener zu besänftigen.
Vier Büros waren geladen: BIG, Hadi Teherani, Snøhetta und die schon im Berliner Haupthaus aktiven OMA. „Das Projekt hat auch die Aufgabe, die Mariahilfer Straße, die in den letzten Jahrzehnten etwas an Glanz verloren hat, wieder aufzuwerten“, sagte die Juryvorsitzende Elke Delugan-Meissl zu Beginn des Verfahrens. „Wir wollen, dass das neue Kaufhaus das Thema Retail neu denkt, konsumfreie Zonen beinhaltet und nach Möglichkeit eine öffentliche Querverbindung zum Museumsquartier schafft.“
Schlichtheit war hier nicht gefragt, übertriebenes Auftrumpfen aber ebenso wenig. Dennoch erstaunt die Zurückhaltung fast aller Entwürfe, die bisweilen etwas ratlos wirken. Es mag da­­ran liegen, dass ein Kaufhaus im Inneren räumlich kaum mehr benötigt als gestapelte Verkaufsfläche (hier rund 50.000 Quadratmeter). Blieben also die Fassade, das Dach, die verti­kale Erschließung und die städtebauliche Einbindung als Spielwiese. Alle vier versuchten sich dabei
an einer Interpretation der europäischen Stadt, mit dem vom Auslober versprochenen öffentlichen Zugang zur Dachterrasse als Argument für die Heraufbeschwörung eines „urbanen Mix“.

Old-Europe-Collage

Das im Oktober verkündete Ergebnis: OMA darf auch das zweite KaDeWe bauen. Während man in Berlin chirurgisch am Bestand operiert, soll in Wien der Neubau Kontinuität suggerieren. Eine für OMA-Verhältnisse zaghafte Old-Europe-Collage, die nichts mit den muskulösen Dunkler-Stahl-Dunkles-Glas-Produkten gemein hat, die in den letzten Jahren in dem Rotterdamer Büro vom Band liefen.
Dennoch eine nachvollziehbare Juryentscheidung, denn die Einbindung in die Umgebung ist das große Plus des Entwurfs. Angrenzende Gassen finden im Inneren ihre logische Fortsetzung in Form gekreuzter Passagen, eine scharfe Zäsur an der Karl-Schweighofer-Gasse trennt den Baukörper entzwei und schafft eine neue Achse zum MQ. Ob sich die in der Ausschreibung angedachte Anbindung der Museumshöfe realisieren lässt, ist noch unsicher, wünschenswert ist es, denn das MQ laboriert seit seiner Eröffnung 2001 an seiner hermetischen Zugangssituation. Für Koolhaas-Verhältnisse geradezu brav wirkt dagegen die Fassade mit den zur Zeit offenbar unvermeidlichen Rundbögen.
Snøhetta gingen die Aufgabe ähnlich vorsichtig an und verzichteten auf Ikonisches, man woll­te ein „wienerisches Haus,“ das den Beginn des Einkaufsboulevards markiert. Auch hier feine dreigliedrige Fassadentektonik. Auch hier Rundbögen, allerdings metallisch dünn – dazu ließ man sich vom nahen Jugendstil-Kaufhaus Herzmansky inspirieren. Auch hier eine Fuge – der angrenzende Bauteil für das vorgesehene Hotel steht als solider Block, ganz zurückgenommen, daneben. Das bombastische Kaufhaus-Atrium mit frei eingehängten, übereinandergetürmten Treppen wirkt dagegen wie eine Überkompensation des sonst fehlenden Wow-Effekts.
BIG legten eine verspiegelte Rasterfassade um den Block, deren Dynamik suggerierende Knicke den Eindruck generisch-banaler Kommerz-Architektur der 80er Jahre nicht ausräumen konnten und die obendrein kaum nutzbare Restflächen erzeugen. Ein Bild der europäischen Stadt, das an diesem Ort und zu dieser Zeit niemand braucht oder will, und es half auch nicht, dass die Gründerzeitfassade wie eine zweidimensionale Tapete karikaturenhaft unsensibel ins Spiegelraster geklebt wurde.
Hadi Teherani dagegen verzichtete auf solche großgeometrischen Oberflächeneffekte und setzte stattdessen auf feierlich-kühle Noblesse, die allerdings eigenartig ortlos in der Luft hing – ein KaDeWe, das auch in Dubai, Istanbul oder Hongkong stehen könnte. Vielleicht ist das so­-lide durchgearbeitete Old-Europe-Modell von OMA doch gar keine so schlechte Lösung für die „Wiener Melange“ eines Kaufhauses des südöstlichen Westens. Die Eröffnung ist für Herbst 2023 geplant.
Eingeladener einstufiger Realisierungswettbewerb
1. Preis OMA, Rotterdam

Weitere Teilnehmer
Snøhetta, Innsbruck; BIG, Kopenhagen; Hadi Teherani, Hamburg

Juryvorsitz
Elke Delugan-Meissl

Auslober
Signa Holding, Wien

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