Bauwelt

Studentenwohnheim am New College in Oxford


Das New College in Oxford hat sich von David Kohn Architects ein neues Studentenwohnheim entwerfen lassen, das Bezüge zur Baugeschichte mit der Neugier auf Andersartiges mischt. Das Ergebnis ist populär, aber nicht in allen Punkten überzeugend.


Text: Astbury, Jon, London


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    Der Neubau liegt an der Ecke Mansfield/Savile Road im Norden des Zentrums.
    Foto: Will Pryce

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    Der Neubau liegt an der Ecke Mansfield/Savile Road im Norden des Zentrums.

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    Tritt man durch den Torbogen, spendet ein alter Baum dem ersten Hof Schatten.
    Foto: Will Pryce

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    Tritt man durch den Torbogen, spendet ein alter Baum dem ersten Hof Schatten.

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    Der Eingang in der Spitze des Ostflügels ...
    Foto: Will Pryce

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    Der Eingang in der Spitze des Ostflügels ...

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    ... erschließt den studentischen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss und, ...
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    ... erschließt den studentischen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss und, ...

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    ... über eine gewundene Treppe, den Konzertsaal darunter.
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    ... über eine gewundene Treppe, den Konzertsaal darunter.

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    Von großer handwerklicher Qualität sind die Wasserspeier an den Traufen, die von der Ausrottung bedrohte Tierarten darstellen.
    Foto: Will Pryce

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    Von großer handwerklicher Qualität sind die Wasserspeier an den Traufen, die von der Ausrottung bedrohte Tierarten darstellen.

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    Die alltäglichen Erfahrungsräume der studentischen Bewohner: Zimmer, ...
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    Die alltäglichen Erfahrungsräume der studentischen Bewohner: Zimmer, ...

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    ... Gemeinschaftsküche ...
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    ... Gemeinschaftsküche ...

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    ... und Unterrichtsraum.
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    ... und Unterrichtsraum.

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    Das festlich anmutende Foyer.
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    Das festlich anmutende Foyer.

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    Der Konzertsaal im Untergeschoss.
    Foto: Will Pryce

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    Der Konzertsaal im Untergeschoss.

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Von Zeit zu Zeit taucht ein Gebäude auf, das das Vertrauen in die Fähigkeit der Architektur, zu überraschen, wiederherstellt. Ob diese Überraschung willkommen ist, bleibt jedem Betrachter und jeder Betrachterin selbst überlassen. Die Architektur von David Kohn hat jedoch – zumindest in den Augen dieses Betrachters – einen großen Beitrag dazu geleistet, die oft etwas biedere Architekturszene hier in Großbritannien zu beleben.
David Kohn hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer einzigartigen Figur der britischen Architektur entwickelt. Die Arbeiten seines Büros David Kohn Architects werden aufgrund ihrer spielerischen Verwendung ungewöhnlicher Formen und Farben oft mit der sogenannten postmodernen Renaissance in Großbritannien in Verbindung gebracht. Kohn selbst vermeidet jedoch einfache Erklärungen. Vor seinem letzten fertiggestellten Projekt, einer Gaudí-artigen Gruppe wellenförmiger, mit Stein verkleideter Wohnheime für Studierende, die von gargoyleartigen Darstellungen gefährdeter Tiere gekrönt sind, könn-te man sich fragen, wie um alles in der Welt ein solches Gebäude in der historischen Stadt Oxford genehmigt werden konnte.
Es versteht sich von selbst, dass Kohn eine mutige Wahl für diesen neuesten Zuwachs des New College war. Das College ist trotz seines Namens eines der ältesten der Universität Oxford, es wur-de 1379 gegründet. Als Kohn 2015 im Rahmen eines eingeladenen Wettbewerbs den Auftrag erhielt, bestand sein Büro erst seit acht Jahren und hatte nur wenige Bauwerke vorzuweisen. Dennoch setzte sich David Kohn Architects gegen eine Auswahlliste durch, auf der sich auch Alison Brooks und Kengo Kuma befanden, und erhielt den Zuschlag für den Entwurf der neuen Gradel Quadrangles, die nur wenige Gehminuten nördlich des historischen Standorts des New College errichtet werden sollten.
Im Gegensatz zu den Colleges in der Umgebung wurde das New College im 20. Jahrhundert nicht wesentlich erweitert, sodass es bei der Unterbringung von Studierenden hinterherhinkte. Unter Nutzung seines letzten Grundstücks im Stadtzentrum und mit Mitteln seiner Alumni – insbesondere des Hedgefonds-Managers Chris Gradel, nach dem das Projekt benannt ist – machte sich das College schließlich daran, einen eigenen, wenn auch verspäteten, moder-nen Stempel auf das Stadtbild zu drücken.
In dieser Hinsicht hat DKA mit drei leicht bizarren, geschwungenen Bauwerken, die den verschiedenen Anforderungen des Auftrags gerecht werden, ganze Arbeit geleistet. Am Eingang des Geländes befinden sich ein Torhaus und eine Pförtnerloge, die den turmähnlichen Bau des New Wareham House im Hintergrund einrahmen. In diesem Gebäude sind die Büros des Gradel Institute of Charity untergebracht. In der Mitte des Geländes befindet sich das sogenannte Main Quad, ein hufeisenförmiger Bau mit 94 Unterkünften für Studierende, einem spe-ziellen Studienbereich und einer Musikhalle. Im Osten überschreitet dieser Innenhof die Grundstücksgrenze und geht nahtlos in die angrenzende New College School über, eine private Vorbereitungsschule für Jungen, die den westlichen Rand des Geländes bildet.
Die Nähe dieser Schule – sie ist nur durch eine einzige Trennwand von den Zimmern der Studierenden getrennt – war nur eine der vielen Herausforderungen des Standorts. Die neuen Gebäude mussten sich in eine Umgebung einfügen, die aus zwei historischen Villen – eine davon unter Denkmalschutz –, den Überresten einiger Stadtmauern aus der Zeit des Bürgerkriegs sowie altem Baumbestand bestand.
Kohn sah die Lösung für diesen komplexen Standort in der historischen Typologie des Vierecks, die seit 600 Jahren die Universitätsarchitektur prägt. Es mag banal klingen, von einer „Neuerfindung“ der Vierecktypologie für ein Oxford College zu sprechen. Doch angesichts der Tatsache, dass das Front Quad des New College aus dem Jahr 1403 als erster Viereckbau überhaupt anerkannt wird, ist dies vielleicht verzeihlich.
Bei dieser Neugestaltung wurde der Innenhof geöffnet, was Kohn als „Landschaft zuerst“-Ansatz bezeichnet. Die geschwungene Hufeisenform des Hauptinnenhofs umschließt nur drei Seiten. Dadurch fließt die Landschaft innerhalb des Innenhofs über die offene Kante hinaus und vermischt sich mit den bestehenden Rasenflächen und alten Bäumen, die sich zwischen neuen und alten Gebäuden schlängeln. Gleichzeitig umschließt das neue Gebäude zwei weitere grüne Innenhöfe: einen an der Schule im Osten und einen an einer der Villen im Westen. Kohn möchte erreichen, dass mit der fließenden Anordnung, die durch die Formen der Gebäude selbst betont wird, einige der Elemente hervorgehoben werden, die Nikolaus Pevsner in seinen Schrif-ten über das Pittoreske beschrieben hat. Pevsner zufolge liegt der Reiz von Städten in ihren reichen Kontrasten von Licht, Form und Textur.
Genau diese Sensibilität wird durch die vielschichtigen Stile und die Geschichte des Ortes erreicht. Sie spiegelt sich in dem Blick wider, der sich bietet, wenn man durch den Torbogen mit Mustern der Künstlerin Eva Rothschild blickt. Eine Forderung des Colleges war, dass der Standort für Passanten sichtbar offen wirkt – wenn auch nicht im wörtlichen Sinne. Dies wird durch die gewölbte Form des sandsteinverkleideten Torbogens und der Pförtnerloge erreicht. Sie geben den Blick über das Gelände frei und markieren den Beginn eines gewundenen Weges, der an den ersten beiden Innenhöfen vorbeiführt.
Sowohl der Hauptinnenhof als auch der Turm sind mit rhombusförmigen Steinplatten verkleidet, die von Grants of Shoreditch in London geliefert wurden. Dabei wurde eine Kombination aus Ancaster-Kalkstein und rotem St.-Bees-Sandstein verwendet, um einen gezackten Fries und ein Gesims am Hof sowie vertikale Linien am Turm zu schaffen. Diese verleihen dem Turm größere Schlankheit, während seine geschwungenen Kanten durch einen dreipassigen Grundriss entstehen. Dieser ist von einem Symbol aus der ursprünglichen College-Kapelle abgeleitet, das die Heilige Dreifaltigkeit symbolisiert.
Die Qualität der Steinmetzarbeiten ist außergewöhnlich und vermittelt ein Gefühl von Hochwertigkeit. Dadurch werden die verspielten Elemente des Entwurfs aufgewertet und wirken nicht billig. Zu diesen verspielten Elementen gehören die wellenförmigen Dächer und die bull-augenartigen Fensterelemente des Innenhofs sowie die Gargoyles und Grotesken, die die Gesimse zieren. Als eine der offensichtlicheren Anspielungen auf die Geschichte des Colleges ersetzen diese Ornamente die traditionellen, eher furchterregenden Wasserspeier durch moder-ne Darstellungen verschiedener gefährdeter Tierarten. Diese wurden vom Professor für Evolu-
tionsbiologie am New College ausgewählt.
Der Gang ins Innere ist eine Art Realitätscheck und erinnert deutlich daran, dass es sich hier tatsächlich um einen Planungs- und Bauauftrag handelte. Die Unterkünfte der Studierenden sind gut proportioniert, und der Musikraum im Untergeschoss ist hervorragend ausgestat-tet. Allerdings sind die Wege und Übergänge zwischen den Räumen etwas umständlich. Trotz seiner beeindruckenden Außenfassade wirkt der Turm irgendwie hohl. Er beherbergt eine seltsame Anordnung von übereinandergestapelten Einzelbüros neben einem ungünstig gelegenen Treppenhaus. Leider wird die Aussicht über die Stadt nicht optimal genutzt. Auch die Dächer halten einer genauen Betrachtung nicht stand, im Gegensatz zum Mauerwerk. Das ursprünglich geplante Betondach wurde durch einen Holzrahmen ersetzt, der ungeschickt mit polygonalen Metallplatten verkleidet wurde.
Wie auch immer man Kohns Ansatz bezeichnen mag, er findet eindeutig Anklang bei vielen. Auf Einladung von Bob Stern wird Kohn bald die Stelle eines Gastprofessors für klassische Architektur in Yale antreten. Und so überrascht es kaum, dass der Modedesigner Jonathan Anderson Kohn für den Entwurf seines eigenen Hauses ausgewählt hat. Dieses vielfältige Portfolio erinnert, ähnlich wie Gradel Quadrangles selbst, an Pevsners Zusammenfassung eines Spaziergangs durch Oxford: „Die Neugierde lässt nie nach.“
Übersetzung aus dem Englischen: Beate Staib



Fakten
Architekten David Kohn Architects, London; Oxford Architects, Oxford
Adresse 2 Savile Rd, Oxford OX1 3UA, Vereinigtes Königreich


aus Bauwelt 17.2025
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