Bauwelt

Museumsdepot in London


Kuratierte Grenzüberschreitung: Das Museumsdepot des V&A Museum London ist nun seit zwei Monaten für die Öffentlichkeit zugänglich – und zwar so richtig, ohne Glasscheiben.


Text: Wainwright, Oliver, London


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    Die 20 Meter hohe, dreigeschossige Weston Collections Hall ist das Herz des Hauses. Das gesamte
    Depot erstreckt sich über 16.000 Quadratmeter.
    Foto: Hufton and Crow

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    Die 20 Meter hohe, dreigeschossige Weston Collections Hall ist das Herz des Hauses. Das gesamte
    Depot erstreckt sich über 16.000 Quadratmeter.

    Foto: Hufton and Crow

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    Das V&A Depot beherbergt über 250.000 Objekte, 350.000 Bücher und 1000 Archive. Unter den sechs „large-scale-objects“ ist die vergoldete, holzgeschnitzte Decke des ehemaligen Torrijos-Palasts bei Toledo.
    Foto: Hufton and Crow

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    Das V&A Depot beherbergt über 250.000 Objekte, 350.000 Bücher und 1000 Archive. Unter den sechs „large-scale-objects“ ist die vergoldete, holzgeschnitzte Decke des ehemaligen Torrijos-Palasts bei Toledo.

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    Das Café mit Shop ist öffentlich zugänglich und wird von einer lokalen Bäckerei betrieben.
    Foto: Hufton and Crow

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    Das Café mit Shop ist öffentlich zugänglich und wird von einer lokalen Bäckerei betrieben.

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    In vier Restau-rationsstudios können Besucher die Arbeit der Mu-seumsangestellten miterleben, beispielsweise im Textil-Konservierungslabor.
    Foto: Hufton and Crow

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    In vier Restau-rationsstudios können Besucher die Arbeit der Mu-seumsangestellten miterleben, beispielsweise im Textil-Konservierungslabor.

    Foto: Hufton and Crow

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    Das Storehouse soll auch Bildungsort für zukünftige Restauratorinnen sein.
    Foto: Hufton and Crow

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    Das Storehouse soll auch Bildungsort für zukünftige Restauratorinnen sein.

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    Wenn es nicht gerade die Gebäudefassade sein soll, können online bis zu fünf Objekte ins Study Centre „bestellt“ und angesehen werden. Bisher meistgeklickt ist ein rosafarbe-nes Cristóbal Balenciaga-Abendkleid aus Seidentaft von 1954.
    Foto: Hufton and Crow

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    Wenn es nicht gerade die Gebäudefassade sein soll, können online bis zu fünf Objekte ins Study Centre „bestellt“ und angesehen werden. Bisher meistgeklickt ist ein rosafarbe-nes Cristóbal Balenciaga-Abendkleid aus Seidentaft von 1954.

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    Das Holzschild links hing einst vor dem Kino, das von 1926–31 nach einem Brand im Shakespeare Memorial Theatre in Stratford-upon-Avon als Provisorium genutzt wurde.
    Foto: Hufton and Crow

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    Das Holzschild links hing einst vor dem Kino, das von 1926–31 nach einem Brand im Shakespeare Memorial Theatre in Stratford-upon-Avon als Provisorium genutzt wurde.

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    Das Kaufmann Office ist das einzige voll erhaltene Inte-rior von Frank Lloyd Wright außerhalb der USA.
    Foto: Hufton and Crow

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    Das Kaufmann Office ist das einzige voll erhaltene Inte-rior von Frank Lloyd Wright außerhalb der USA.

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    Wenige Schritte weiter: Margarete Schütte-Lihotzkys Frankfurter Küche.
    Foto: Hufton and Crow

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    Wenige Schritte weiter: Margarete Schütte-Lihotzkys Frankfurter Küche.

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    Die Kolonnaden stammen aus einem Badehaus des Forts von Agra. In Workshops können Steinmetztechniken und Muster erforscht werden, die typisch für die Mogul-Architektur waren. Außerdem gibt es hier Tanzperformances von Gruppen mit Verbindungen nach Südostasien.
    Foto: Hufton and Crow

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    Die Kolonnaden stammen aus einem Badehaus des Forts von Agra. In Workshops können Steinmetztechniken und Muster erforscht werden, die typisch für die Mogul-Architektur waren. Außerdem gibt es hier Tanzperformances von Gruppen mit Verbindungen nach Südostasien.

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    Natürlich lagern auch Gemälde, Prints und Zeich-nungen in den Archiven des Storehouse – es sind Zigtausende.
    Foto: Hufton and Crow

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    Natürlich lagern auch Gemälde, Prints und Zeich-nungen in den Archiven des Storehouse – es sind Zigtausende.

    Foto: Hufton and Crow

„Museen haben ein Problem“, sagt Liz Diller. „Ihre Sammlungen wachsen, wachsen und wachsen – und trotzdem haben sie gerade einmal genug Platz, um einen Bruchteil davon der Öffentlich-keit zugänglich zu machen.“ Die US-amerikanische Architektin steht inmitten der neuen Außenstelle des Victoria & Albert (V&A) Museum in East London. Ihr New Yorker Architekturbüro Diller Scofidio + Renfro (DS+R) gewann 2018 den internationalen Wettbewerb zum Projekt. Dabei setzte es sich gegen 6a architects, Hoskins Architects, Haworth Tompkins mit AOC Architects und den Belgiern von Robbrecht en Daem mit DRDH durch. Das V&A Storehouse möchte das Problem der unzugänglichen Sammlung lösen. Um die Architektin herum stapeln sich Kisten über Kisten – manche lassen einen Blick auf die Schätze in ihrem Inneren zu, andere sind noch versiegelt. Gabelstapler schwirren vor und zurück, Konservatorinnen packen kostbare Keramik aus. Oben, im Zentrum des Atriums, hängt ein großes Stück der Fassade von Robin Hood Gardens, der ehemaligen sozialen Wohnsiedlung im nahegelegenen Stadtteil Poplar, entworfen in den 1960ern von Alison und Peter Smithson. Letzte Überbleibsel wurden kürzlich abgerissen, um Platz für weniger erschwinglichen Wohnraum zu machen. Das V&A rettete ein Stückchen für die Nachwelt. Geschickt von einer Galerie abgehängt, scheint das Monument ebenso zum Relikt aus vergangenen Zeiten zu werden wie die maurische Kuppel eines spanischen Palasts aus dem 15. Jahrhundert. Die Betonfertigteile von Robin Hood Gardens wurden mit der gleichen Sorgfalt zusammengesetzt wie die Holzeinlegearbeiten der Kuppel, die Türgriffe und Briefkäs-ten der Wohnungen ordentlich angeordnet neben Erinnerungsstücken der einstigen Bewohner. Außerdem sind Kunstwerke ausgestellt, die mit Jugendlichen aus der Gegend entstanden und sich mit der „Ethik der Fürsorge“ beschäftigen. Solch treffende Gegenüberstellungen mit ihren oft umstrittenen Hintergrundgeschichten stehen im Zentrum des V&A East Storehouse. Die neue, 65 Millionen Pfund teure Einrichtung erlaubt Einblick in die verzweigte Sammlung des „national museum of everything“ von Großbritannien – mit dem Anspruch, dass es mehr als nur der Blick ist: Das Depot soll völliges Eintauchen ermöglichen. Es ist nicht die erste Institution, die das versucht. 2021 eröffnete MVRDV’s Boijmans Van Beuningen Depot in Rotterdam in Form einer gigantischen, glänzenden Schale. Der Anspruch an die Bauaufgabe ist ähnlich, nur leider beschränkt sich die Interaktion mit der Sammlung meist auf einen flüchtigen Blick durchs Glasfenster. Im Gegensatz dazu wirft das Storehouse seine Besucherinnen mitten ins Geschehen. Während eines Streifzugs durch die Galerien sind in tieferen Geschossen hin- und herfahrende Trucks zu beobachten. Vielleicht entlädt jemand eine Porzellanstatue, poliert unbezahlbare Sammlungen von Löffeln oder verpackt vorsichtig Giftpfeile – mit dabei: die Besucher, an der Frontlinie der Restaurierung. „Ich liebe es, Dinge anzuschauen, wenn ich es eigentlich nicht soll“, erzählt Diller. Das bestechende Konzept von DS+R versprach, die Öffentlichkeit auf eine „kuratierte Grenzüberschreitung“ zwischen den Lagerregalen mitzunehmen. „Wir wollten, dass die Menschen die-selbe Luft atmen wie die Artefakte“, fügt Diller hinzu, „also haben wir die üblichen Barrieren zwischen Publikum und Objekt entfernt.“ Das ist ein mutiger Schritt. Mit einer Armlänge Abstand zwischen vergoldeten Altären und Stammesmasken entlangschlendernd, ist es ein Wunder, dass man keine weißen Handschuhe und Laborkit-tel tragen muss. „Es kostet einen manchmal den Schlaf“, sagt Tim Reeve, stellvertretender Direktor des V&A. „Aber wenn wir überall Glas hätten, wäre es keine Einladung, hinter die Kulissen zu schauen. Wir mussten uns dieser Philosophie verschreiben.“ Glücksfall Zwangsräumung Das Depot befindet sich auf einem achtzig mal achtzig Meter großen Abschnitt von Here East, einem Bürocampus in einem gigantischen Hangarpaar. 2018 transformierte das Planungsbüro Hawkins\Brown das 2012 errichtete, ursprüngliche Rundfunkzentrum der Olympischen Spiele. Dass das V&A hier landete, ist der positive Nebeneffekt einer Zwangsräumung: 2015 verkündete die britische Regierung den Verkauf von Blythe House, der Edwardischen Postsparkasse in West London. Es beherbergte Lagerraum für das V&A, das British Museum und das Science Museum. Der Verkauf stieß ein Umdenken in der Frage an, wie die Öffentlichkeit besser an den nationalen Sammlungen teilhaben könnte – rund 95 Prozent von ihnen sind nie ausgestellt. Zehn Jahre später ist Blythe House noch immer nicht verkauft – der Käufer ist abgesprungen – dafür hat die vorsorgliche Räumung eine neue Generation erfinderischer, millionenschwerer Sammlungsdepots hervorgebracht: In der Nähe von Reading verfügt die Archäologieabteilung des British Museum nun auch über ein elegantes, 64 Millionen Pfund teures Ensemble schwarzer Scheunen, entworfen von John McAslan + Partners und das Science Museum ließ ein riesiges, 65 Millionen Pfund teures Lagerhaus in Wiltshire errichten, clever konzipiert von Sam Jacob Studio, um dort seine beeindruckende Sammlung von Fahrzeugen zu präsentieren. Beide erlauben ein gewisses Level an Öffentlichkeit, aber nur das V&A öffnet an einem hochfrequentierten Ort in der Stadt seine Hintertüren, wirklich für alle zugänglich. Die erste Herausforderung besteht darin, den Eingang zu finden. Am südlichen Ende des 275 Meter langen Hangars führt eine unscheinbare Tür, die, vielleicht absichtlich, an einen Mitarbeitereingang erinnert, in ein Foyer – auf einer Seite ein Café, auf der anderen Bildungsräume, geradeaus ein Treppenaufgang. Nach dem Passieren einer Schleuse am Ende der Treppe kommt die „Wunderkammer.“ Offene Kisten in einem Regalpanorama in alle Richtungen, scheinbar endlos, geben einen Vorgeschmack auf die Schätze, die hier schlummern. „Wir wollten, dass es sich anfühlt wie ein begehbares Kuriositätenkabinett“, sagt Diller. „Man landet direkt im Zentrum, im Herzen des Gebäudes – der übliche Ablauf von Öffentlichem zu Privatem wird umgekehrt.“ Der Grundriss selbst kehrt traditionelle Museumsnormen um: Die öffentlichsten Bereiche sind tief im Kern eingebettet, während die äußeren Ringe halbprivate Archive und private Zonen für Begegnung, Recherche und Lagerung beinhalten. Das zentrale Atrium sitzt als Luftraum zwischen den drei Hauptgeschossen und wird künstlich über eine Spanndecke belichtet. Am Ende jeder Regalreihe sind Highlights der Sammlung ausgestellt, thematische Querschnitte, frisch ausgepackt. Ein großes Glasfenster im Stahlboden gibt den Blick frei auf die geschäftige Werkhalle darunter, auf das Ballett der Techniker, gerahmt von einer Marmorkolonnade aus dem 17. Jahrhundert: Das neu restaurierte Bauwerk aus Agra ist zum ersten Mal seit den 1950ern wieder ausgestellt. „Es ist der Raum, um Dinge auszustellen, für die wir in South Kensington einfach keinen Platz haben“, sagt Reeve, während wir uns nach oben arbeiten, zum „Kaufmann Office.“ Frank Lloyd Wright entwarf das Interior in den 1930ern für einen Einzelhandelsmagnaten aus Pittsburgh. Es ist eine honigfarbene Symphonie aus Zypressen- sperrholz, voller Möbel von Wright und Teppich und Textilien von Loja Saarinen – alles so intakt, dass man sich nicht wundern würde, Edgar J. Kaufmann hinter seinem Schreibtisch sitzen zu sehen. Es hat dieselbe theatralische Anmutung eines Bühnenbilds wie die Frankfurter Küche nebenan, dem pistazienfarbenen Traum der modernen häuslichen Effizienz aus den 1920ern, die Margarete Schütte-Lihotzky im Auftrag des Hochbauamts der Stadt für 10.000 Wohnungen entwarf. Ähnlich präzise entwickelt wie sie sind die Ausstellungsdisplays, entworfen vom jungen Designstudio IDK als flexibles, industriell anmutendes System. Es kann unkompliziert angepasst werden, mit austauschbaren Informationskärtchen. „Normalerweise dauert es ein Jahr, bis eine Ausstellung im Museum genehmigt wird“, sagt Brendan Cormier, Chefkurator des V&A East. Ein rein zweckgebundenes Museum von den irischen Architekten O’Donnell & Tuomey eröffnet 2026 in der Nähe. „Hier sind wir aber viel agiler, können die Dynamik der Forschung und neue Entdeckungen in der Sammlung unmittelbar wiedergeben.“ Er weist darauf hin, dass die Beschreibungstexte namentlich gekennzeichnet sind; sie...
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Fakten
Architekten Diller Scofidio + Renfro, New York
Adresse Queen Elizabeth Olympic Park, East Storehouse, V&A, Parkes St, London E20 3AX, Vereinigtes Königreich


aus Bauwelt 16.2025.2025

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