Bauwelt

Homerton College in Cambridge


Homerton wuchs zu einem der größten Colleges in Cambridge, wodurch der Bedarf an neuen, gemeinschaftlichen Räumen entstand. Die Erweiterung von Feilden Fowles im Nordwesten des Campus ist mehr als Speisesaal und Küche – sie dient vom Frühstück bis zu festlichen Anlässen als zentraler Begegnungsort.


Text: Flagner, Beatrix, Berlin


  • Bilderliste
    • Social Media Items Social Media Items

    Die Erschließung aus verschiedenen Richtungen, die Lage im Campuskontext und das Gefühl zwischen Ankommen und Verweilen sind zentral für das Projekt.
    Foto: David Grandorge

    • Social Media Items Social Media Items
    Die Erschließung aus verschiedenen Richtungen, die Lage im Campuskontext und das Gefühl zwischen Ankommen und Verweilen sind zentral für das Projekt.

    Foto: David Grandorge

  • Bilderliste
    • Social Media Items Social Media Items

    Das Gebäude nimmt Bezug auf die Arts-and-Crafts-Bewegung, die in den benachbarten Gebäuden sichtbar ist.
    Foto: David Grandorge

    • Social Media Items Social Media Items
    Das Gebäude nimmt Bezug auf die Arts-and-Crafts-Bewegung, die in den benachbarten Gebäuden sichtbar ist.

    Foto: David Grandorge

  • Bilderliste
    • Social Media Items Social Media Items

    Der östliche Balkon bietet Raum für Empfänge vor dem Abendessen oder kleinere Aufführungen während formeller Veranstaltungen – mit einem Hauch Theatralik.
    Foto: David Grandorge

    • Social Media Items Social Media Items
    Der östliche Balkon bietet Raum für Empfänge vor dem Abendessen oder kleinere Aufführungen während formeller Veranstaltungen – mit einem Hauch Theatralik.

    Foto: David Grandorge

  • Bilderliste
    • Social Media Items Social Media Items

    Die sichtbare Holzkonstruktion ist ohne Stahlplatten oder -schrauben ausgeführt – verbunden durch Holzverbindungen und Eichenholzdübel.
    Foto:Jim Stephenson

    • Social Media Items Social Media Items
    Die sichtbare Holzkonstruktion ist ohne Stahlplatten oder -schrauben ausgeführt – verbunden durch Holzverbindungen und Eichenholzdübel.

    Foto:Jim Stephenson

  • Bilderliste
    • Social Media Items Social Media Items

    Die Buttery. Der Grundriss basiert auf einem 3-Meter-Raster.
    Foto: David Grandorge

    • Social Media Items Social Media Items
    Die Buttery. Der Grundriss basiert auf einem 3-Meter-Raster.

    Foto: David Grandorge

  • Bilderliste
    • Social Media Items Social Media Items

    Bei Veranstaltungen am Abend werden große Türen geschlossen, ...
    Foto: David Grandorge

    • Social Media Items Social Media Items
    Bei Veranstaltungen am Abend werden große Türen geschlossen, ...

    Foto: David Grandorge

  • Bilderliste
    • Social Media Items Social Media Items

    ... um das Foyer von Servery und Empfangsbereich abzutrennen.
    Foto: David Grandorge

    • Social Media Items Social Media Items
    ... um das Foyer von Servery und Empfangsbereich abzutrennen.

    Foto: David Grandorge

  • Bilderliste
    • Social Media Items Social Media Items

    So entsteht ein intimer Versammlungsraum mit Blick auf den Innenhof und das Ibberson-Gebäude.

    Foto: Jim Stephenson

    • Social Media Items Social Media Items
    So entsteht ein intimer Versammlungsraum mit Blick auf den Innenhof und das Ibberson-Gebäude.

    Foto: Jim Stephenson

  • Bilderliste
    • Social Media Items Social Media Items

    Eingang von der Straße aus.
    Foto: David Grandorge

    • Social Media Items Social Media Items
    Eingang von der Straße aus.

    Foto: David Grandorge

  • Bilderliste
    • Social Media Items Social Media Items

    Der Anbau schafft auch informelle Begegnungsräume – von Ar-kaden und Innenhöfen bis zu in die Fassade eingelassenen Sitznischen.
    Foto: Jim Stephenson

    • Social Media Items Social Media Items
    Der Anbau schafft auch informelle Begegnungsräume – von Ar-kaden und Innenhöfen bis zu in die Fassade eingelassenen Sitznischen.

    Foto: Jim Stephenson

Im Süden des Homerton Colleges breiten sich hektargroße Grünflächen aus – Rasen, Wiesen, Wälder, Teiche und Sportplätze –, durchzogen von einer Streuung studentischer Wohnheime, die dem Gelände eine offene, durchlässige Struktur verleihen. Der in Cambridge typische Innenhof wurde hier nicht verwirklicht. Das College zeigt sich als Ensemble aus mehreren, teils ineinandergreifenden Gebäuden im Stil des Go-thic Revival und der Arts-and-Crafts-Bewegung, die sich entlang der Nordseite des Grundstücks erstrecken.
Gegründet 1768 von nonkonformistischen Akademikern als Lehrerbildungsanstalt, befand sich der ursprüngliche Standort des Colleges in der Homerton High Street in Ost-London. Das College zog 1894 nach Cambridge auf das Gelände des früheren Cavendish College, dessen Gebäude aus den 1870er-Jahren stammen, südlich des Stadtzentrums der Universitätsstadt.
Homerton College besaß natürlich bereits eine Mensa: die Great Hall, ein markantes neugotisches Gebäude mit einer holzgedeckten, mit Walnusspanelen verkleideten, mittelalterlich anmutenden Raumstruktur aus dem Jahr 1889. Diese ikonische Halle ist bekannt für ihre runden Rosettenfenster an den Nord- und Südgiebeln. In der Tradition von Oxford- und Cambridge-Col-leges schmücken Porträts früherer Direktoren und Direktorinnen die Wände. Eindrucksvoll ist eine Gedenkplakette zum Waffenstillstand von Compiègne: Diese Messingtafel ist so positioniert, dass sie jedes Jahr am 11. November um 11 Uhr vom Licht der Südfenster beleuchtet wird –ein symbolisches Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs zu genau diesem Zeitpunkt.
Die Halle galt vielen als das Herzstück des Colleges und begleitete über Generationen hinweg Studierende bei feierlichen Anlässen wie Immatrikulation, Halbzeit-Dinner und Graduierung. Trotz ihrer atmosphärischen Qualität war die Great Hall funktional begrenzt: Küche und Essens-ausgabe lagen abgeschottet von Tageslicht und Frischluft, während die Ausgabezone kaum mehr als einen Meter breit war. Mit dem stetigen Wachstum des Colleges wurde es zunehmend schwierig, in der alten Halle täglich nahezu 1000 Mahlzeiten zu bewältigen; zudem stießen die viktorianischen Rohr- und Abwassersysteme an ihre Belastungsgrenzen.
Mit rund 620 Bachelor- und 700 Masterstudierenden ist Homerton das größte College innerhalb der Universität Cambridge, die insgesamt aus 31 eigenständigen Colleges besteht. Diese Einrichtungen übernehmen die Aufnahme, Betreuung und akademische Begleitung der Studierenden – etwa durch Tutorien –, während die Universität selbst zentrale Aufgaben wie die Organisation von Vorlesungen, Prüfungen und Abschlüssen wahrnimmt. Vor diesem Hintergrund entschied sich Homerton, die Great Hall künftig als Veranstaltungs- und Konferenzraum zu nutzen und stattdessen eine neue, eigenständige Mensa zu errichten. Die behutsame Modernisierung des historischen Altbaus unter Einsatz klimafester Technologien stellt eines der nächsten zentralen Projekte auf dem Campus dar.
Der im Jahr 2016 ausgeschriebene Wettbewerb für den neuen Speisesaal zeichnete sich durch eine ehrgeizige und pragmatische Zielsetzung aus: Gefordert war ein „symbolischer Mittelpunkt“, der sich sowohl mit den vielfältigen umliegenden Gebäuden verbindet als auch die natürliche Schönheit des Standorts betont, zugleich aber auch ein „hochfunktionales Gebäude“ ist, das langfristige Flexibilität gewährleistet.
Den Zuschlag erhielt das Londoner Architekturbüro Feilden Fowles, das die Erweiterung im Jahr 2022 fertigstellte. Ihr Entwurf: ein auffälliger Bau aus rosa Beton mit einer markanten Holzkonstruktion und einer Fassade aus grün-blau glasierten, dreieckigen Keramikelementen (Faïence). Das Ergebnis: Ein bauliches Herzstück, das das Selbstverständnis des Colleges sinnfällig zum Ausdruck bringt. Francesca Moore, Vice Principal des Colleges, beschreibt den Neubau als „Chronotop“ – einen Raum-Zeit-Knoten, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Colleges ineinanderfließen.
In Anlehnung an die Arts-and-Crafts-Bewegung und das Interesse des Architekturbüros an niedrigtechnologischer Gestaltung kündigt sich der neue Speisesaal durch seine auffällige, gewellte grüne Faïence-Verkleidung an. Diese handgefertigten, glasierten Keramikfliesen stammen ursprünglich aus Italien, wurden ab den 1860er Jahren in Großbritannien populär und finden sich an vielen viktorianischen öffentlichen Gebäuden. Feilden Fowles arbeitete mit Darwen Terracotta zusammen – einem der wenigen verbliebenen Hersteller architektonischer Keramik in Großbritannien. Farben und Texturen der glasierten Elemente wurden in enger Abstimmung so gewählt, dass sie zur bestehenden Materialpalette des Colleges passen, die hauptsächlich aus rotem Backstein mit Sandsteindetails sowie Akzenten wie der oxidierten Kupferspitze der Great Hall besteht. Die 3200 Fliesen verjüngen sich nach oben, um das hohe Fensterband freizugeben. Gleichzeitig erinnern die Keramikelemente an den Turm des Homerton Colleges, der sich in der Glasfassade an der Ostseite des Neubaus widerspiegelt.
Die Erschließung des Gebäudes erfolgt von beiden Seiten – sowohl von der Straße als auch vom Hof aus. Um ein zentrales Foyer gruppieren sich Empfangsbereich, Zugang zum angrenzenden Ibberson-Gebäude, die Küche sowie die Buttery, die tagsüber als lebendiger Treffpunkt und Verbindungsraum zur Essensausgabe fungiert. Die Buttery, ein offenes, zweigeschossiges Café, dient als Lern- und Sozialraum. Francesca Moore, die auch als Associate Professor für Geografie an der Universität Cambridge unterrichtet, erzählte stolz, dass sie jeden Morgen auf dem Weg zu ihrem Büro im Ibberson-Gebäude durch die mit dem Altbau verbundene Buttery geht. Dort sah sie regelmäßig eine Gruppe ihrer Studierenden, die sich in ungezwungener Atmos-phäre austauschten – ein informeller Dialog, der sich nachweislich positiv auf deren akademische Leistungen auswirkte. Der Wert solcher Begegnungsorte ist nicht nur sichtbar, sondern auch messbar.
Der Speisesaal ist der Dreh- und Angelpunkt der Erweiterung und als pavillonartiger Bau mit ost-westlicher Ausrichtung konzipiert: offen im Erdgeschoss und eng mit der Landschaft verbunden. Das Gegenteil zur Great Hall. Über ein umlaufendes Fensterband erhält der Speisesaal maximale Belichtung. Das markante Dach ist als einfaches V-förmiges Fachwerk ausgeführt; die Hauptdiagonalen erstrecken sich dabei bis zur gegenüberliegenden Stütze, um die seitliche Stabilität durch Kreuzverbände sicherzustellen. Die Konstruktion besteht aus Edelkastanienholz mit Schmetterlingsbindern, die an historische Speisesäle erinnern. Das gemeinsame Essen in der „Hall“ prägt das Collegeleben. Feilden Fowles bringen mit der Erweiterung Förmlichkeit und Alltag architektonisch in Einklang.



Fakten
Architekten Feilden Fowles, London
Adresse Homerton College, Hills Rd, Cambridge CB2 8PH, Vereinigtes Königreich


aus Bauwelt 17.2025
Artikel als pdf

0 Kommentare


loading
x

25.2025

Das aktuelle Heft

Bauwelt Newsletter

Das Wichtigste der Woche. Dazu: aktuelle Jobangebote, Auslobungen und Termine. Immer freitags – kostenlos und jederzeit wieder kündbar.