Halo-Lift in Vigo
Der Halo-Lift im galicischen Vigo ist Verbinder und Ausflugsziel: Der Aufzug erschließt eine ringförmige Plattform mit Hafenblick.
Text: Costa, Ana Catarina, Porto
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Im Süden dockt der Ring an den Bahnhof, ...
Foto: Attilio Fiumarella
Im Süden dockt der Ring an den Bahnhof, ...
Foto: Attilio Fiumarella
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... im Norden sitzt der Fuß des Aufzugs im Hafenquartier auf.
Foto: Attilio Fiumarella
... im Norden sitzt der Fuß des Aufzugs im Hafenquartier auf.
Foto: Attilio Fiumarella
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Der Ring – Halo – überspannt eine sechsspurige Autobahn.
Foto: Attilio Fiumarella
Der Ring – Halo – überspannt eine sechsspurige Autobahn.
Foto: Attilio Fiumarella
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Er besteht aus einem überdachten und einem freien, zum aufs Meer schauen geeigneten Halbrund.
Foto: Attilio Fiumarella
Er besteht aus einem überdachten und einem freien, zum aufs Meer schauen geeigneten Halbrund.
Foto: Attilio Fiumarella
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Bereits der neue Bahnhof ist mehrgeschossig in den Hang eingebaut und verbindet unterschiedlich hohe Lagen der Stadt. Der Halo Lift überbrückt die Differenz zur Unterstadt am Hafen jedoch auf kurzem Weg.
Foto: Attilio Fiumarella
Bereits der neue Bahnhof ist mehrgeschossig in den Hang eingebaut und verbindet unterschiedlich hohe Lagen der Stadt. Der Halo Lift überbrückt die Differenz zur Unterstadt am Hafen jedoch auf kurzem Weg.
Foto: Attilio Fiumarella
Die Stadt Vigo in der autonomen spanischen Region Galicien ist nicht gerade für ihr historisches oder architektonisches Erbe berühmt. Mit einem der größten Fischereihäfen der Welt und als strategischer Umschlagplatz für den Automobilexport erlebte sie im 20. Jahrhundert ein bedeutendes Wachstum – und wurde als Wirtschaftsmotor zur bevölkerungsreichsten Stadt Galiciens. Dennoch wird die Stadt nach wie vor als rauer Ort mit industrieller Vergangenheit wahrgenommen. Sie steht im Schatten des nahgelegenen Santiago de Compostela oder A Coruñas sowie der Provinzhauptstadt Pontevedra.
Das rasante industrielle Wachstum, das in jüngerer Zeit mit der Entwicklung spezialisierter und moderner Dienstleistungen einherging, hat zu einer sprunghaften städtebaulichen Entwicklung geführt, der die Stadtplanung keinen Einhalt bot. Einerseits führte die Dominanz der Hafentätigkeiten dazu, dass sich der Hafen eigenständig entwickelt und ins Meer hinein ausgedehnt hat, während sich das Stadtzentrum zunehmend von der Küste entkoppelt hat. Andererseits hat der Ausbau der Straßeninfrastruktur, der nötig war, um mit dem raschen Wirtschaftswachstum Schritt zu halten, schlecht in das Stadtgebiet integrierte Verkehrsräume erzeugt. Die Folge ist eine übermäßige Abhängigkeit vom Individualverkehr sowie eine Fülle generischer Infrastrukturen, die wenngleich sie zu verbinden suchen, Stadträume doch auch voneinander trennen.
In den letzten Jahren unternahm die Stadt viele Anläufe, diese Situation zu verbessern, sich zum Meer hin zu öffnen, ihre urbanen Räume aufzuwerten und den Fußgängerverkehr zu fördern sowie die Anzahl der Autos im Stadtzentrum zu reduzieren. Um dies in einer Stadt mit schwieriger Topografie, die an einem Nordhang liegt, zu erreichen, wurde das Programm „Vigo Vertical” ins Leben gerufen. Mechanische Hilfsmittel wie Aufzüge, Rolltreppen und bewegliche Rampen sollen helfen, die Steigungen bequemer zu überwinden. Ein weithin sichtbarer Bestandteil dieser Strategie ist der „Halo Lift“.
Der Fahrstuhl-Turm mit Aussichtsplattform ergänzt den Bahnhof Vialia Vigo Estación Intermodal, einen Hochgeschwindigkeitsbahnhof mit Einkaufszentrum und Busbahnhof. Das 2021 eingeweihte Gebäude wurde von Morphosis, dem Studio des Pritzker-Preisträgers Thom Mayne, entworfen. Der Komplex ersetzte den alten Bahnhof im Herzen der Stadt und hilft bereits, die steile Lage zu erschließen. Er bietet öffentliche Bereiche für Freizeitaktivitäten, darunter einen Skatepark, einen Spielplatz und eine Dachterrasse, die mit den städtischen Räumen verschiedener Höhen verbunden sind. Der Bahnhof brachte Belebung und löste einige Probleme der städtischen Anbindung. Allerdings wirkt er auch etwas deplatziert und mit seiner enormen Größe aus der Zeit gefallen.
Der Halo Lift entstand aus der Notwendigkeit, auch den unteren Teil der Stadt, die Hafenlage, mit dem Zentrum auf halber Höhe zu verbinden und die abrupte Unterbrechung durch die Ausfahrt der Autobahn AP-9 neben dem Bahnhof zu überbrücken. Den Neubau mit der sechsspurigen Straßenführung und dem von Mayne entworfenen Gebäude zu vereinbaren, war anspruchsvoll. Der Entwurf, den die Teams des portugiesischen Architekturbüros Noarq und des lokalen Studio AM2 Arquitectos unter Mitwirken des Ingenieurbüros Arenas & Asociados entwickelt haben, antwortet auf die Notwendigkeit einer horizontalen Fußgängerbrücke, die die Autobahn überspannt, mit einer kreisförmigen Struktur – einem Halo – aus zwei Gehwegen: einem überdachten, in sich geschlossenen und einem offenen mit Panoramablick, der eine starke visuelle Verbindung zum Flussmündungsgebiet herstellt. Die beiden Halbrunde des Entwurfs verstärkt die Achse, die der Bahnhof mit seinem mehrstöckigen, zur Flussmündung nach Norden ausgerichteten Atrium vorgibt. Die Wege nutzen geschickt die Ausblicke und vermeiden es durch geschlossene Anteile, eher unattraktive Stadtbausteine in den Fokus zu nehmen.
Der Aufzugturm befindet sich auf der der Autobahn abgewandten Seite und steht an der Rúa Serafín Avendaño auf, einer Straße, die zur Hauptstraße entlang des Hafens führt. Seine Basis auf geschwungenen weißen Mauern verankert das Gebäude im vierzig Meter hohen Steilhang und ermöglicht einen fließenden Übergang zwischen der Monumentalität dieser Infrastruktur und dem angrenzenden Wohngebiet.
Die Konstruktion des Rings besteht aus einem Metallgerüst, das vom Aufzugsschacht und zwei Paar Säulen zwischen der Autobahn und dem Bahnhof getragen wird. Sie ist teilweise verblendet und teilweise mit gebogenem, transluzentem Strukturglas verkleidet, das den Blick auf die Fachwerkträger freigibt. Die verblendeten Partien bestehen aus Krion, einem langlebigen und formbaren Material, das Naturstein imitiert und sich durch geringen Wartungsaufwand auszeichnet. Die Farbe Weiß verleiht dem architektonischen Objekt eine eindrucksvolle Helligkeit, die nachts durch die integrierte Beleuchtung der Glasflächen und Geländer noch verstärkt wird. Diese Merkmale machen den Halo Lift zu einem Blickfang im Stadtbild, der von den Einheimischen begeistert aufgenommen wird. Sie stehen Schlange, um ihn zu erleben.
Der Lift-Turm kann sowohl als vermittelndes Element als auch als Ikone gesehen werden. Als vermittelndes Element adressiert er ein Problem im urbanen Bewegungsraum und erzeugt Durchlässigkeit – Herausforderungen, auf die der intermodale Bahnhof nicht vollumfänglich reagieren konnte. Als Ikone bringt er trotz starker Expressivität Ruhe in einen hochkomplexen Raum. Der Halo Lift erhebt sich als eigenständiges Wahrzeichen, das sein Bild auf die Stadt Vigo projiziert, ohne mit ihr eins zu werden.
Aus dem Englischen von Beate Staib
Fakten
Architekten
NOARQ, Trofa; AM2 Arquitectos, Vigo
Adresse
Rúa Serafín Avendaño, Santiago de Vigo, 36201 Vigo, Pontevedra, Spanien
aus
Bauwelt 15.2025
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