Bauwelt

Kohlrabizirkus wird Forschungsstandort

Die ehemalige Großmarkthalle im Leipziger Südwesten ist durch ihre freitragende Architektur mit zwei monumentalen Kuppeln ein wichtiges Baudenkmal der späten 1920er Jahre. In Folge des Ankaufs hat die Stadt einen nichtoffenen städtebaulichen Realisierungswettbewerb mit 12 Büros ausgelobt. Ziel war, einen Forschungs- und Wissenschaftsstandort zu entwickeln.

Text: Striedinger, Franziska, Tokio

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    1. Preis de+ architekten und Bacher Landschaftsarchitekten interpretieren den Vorplatz an der Westseite der Halle als Gartenplatz mit Verweilmöglichkeiten.
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    1. Preis de+ architekten und Bacher Landschaftsarchitekten interpretieren den Vorplatz an der Westseite der Halle als Gartenplatz mit Verweilmöglichkeiten.

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    Als grün bewachsenes Band geht der westliche Platzsaum in die vorhandene Kleingartensiedlung über.
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    Als grün bewachsenes Band geht der westliche Platzsaum in die vorhandene Kleingartensiedlung über.

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    Auf dem Außenstreifen des Wettbewerbsareals ist eine Veloroute verortet.
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    Auf dem Außenstreifen des Wettbewerbsareals ist eine Veloroute verortet.

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    2. Preis MVRDV treiben die vorgefundene städtebau­liche Heterogenität weiter und entwickeln drei verschiedene Quartierbausteine.
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    2. Preis MVRDV treiben die vorgefundene städtebau­liche Heterogenität weiter und entwickeln drei verschiedene Quartierbausteine.

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    Die Freiflächen sind für Freizeit und Kultur nutzbar.
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    Die Freiflächen sind für Freizeit und Kultur nutzbar.

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    3. Preis Machleidt Städtebau und A24 Landschafts­architekten stoßen mit einem gänzlich versiegel­ten Vorplatz der Leipziger Großmarkthalle auf Widerspruch.
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    3. Preis Machleidt Städtebau und A24 Landschafts­architekten stoßen mit einem gänzlich versiegel­ten Vorplatz der Leipziger Großmarkthalle auf Widerspruch.

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    4. Preis MM.Werk und Yewo Landscapes entwickeln mit dem „Big Leaf“ eine öffentlich zugängliche, begrünte Dachfläche.
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    4. Preis MM.Werk und Yewo Landscapes entwickeln mit dem „Big Leaf“ eine öffentlich zugängliche, begrünte Dachfläche.

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    Dieser Eingriff wird generell als starkes Motiv gelobt, ob jedoch die Positionierung und Kubatur des Baus begründet seien, hinterfragt die Jury.
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    Dieser Eingriff wird generell als starkes Motiv gelobt, ob jedoch die Positionierung und Kubatur des Baus begründet seien, hinterfragt die Jury.

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Kohlrabizirkus wird Forschungsstandort

Die ehemalige Großmarkthalle im Leipziger Südwesten ist durch ihre freitragende Architektur mit zwei monumentalen Kuppeln ein wichtiges Baudenkmal der späten 1920er Jahre. In Folge des Ankaufs hat die Stadt einen nichtoffenen städtebaulichen Realisierungswettbewerb mit 12 Büros ausgelobt. Ziel war, einen Forschungs- und Wissenschaftsstandort zu entwickeln.

Text: Striedinger, Franziska, Tokio

Leipzig wächst weiter. Innenstadtnah stellt das Gebiet der ehemaligen Großmarkthalle eine Po-tenzialfläche für Nachverdichtung dar. 1929 fertig gestellt, waren die zwei von ursprünglich drei geplanten Massivkuppeln die größten der Welt. Seit 1995 ist die Halle nicht mehr Großmarkt – „Kohlrabizirkus“ sagt man in Leipzig – sie wurde seitdem für kulturelle Veranstaltungen und zeitwei­-se als Eissporthalle genutzt. Das circa 36 Hektar große Areal ist heute vorwiegend industriell geprägt und liegt zu großen Teilen brach. Die Stadt Leipzig lobte deshalb im September 2022 einen Wettbewerb zur Neunutzung aus.
Es soll ein moderner Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort mit attraktiven Freiraumnutzungen entstehen. Parallel zum Wettbewerb siehtein Nutzungskonzept für die Großmarkthalle Sport-, Kultur- und Freizeitflächen vor, um eine Magnetwirkung für das Gebiet zu erzeugen. Durch den bestehenden Wissenschaftsstandort BioCity in der Nachbarschaft soll das Quartier von Synergieeffekten profitieren.
Die Berliner Büros de+ architekten sowie Bacher Landschaftsarchitekten entschieden den Wettbewerb für sich. Das Preisgericht lobt den „überraschend klaren Vorschlag zur Integration des Bestandes“. Die Arbeit sehe rund um die ehemalige Großmarkthalle ruhige Blockstrukturen vor, die flexibel geteilt und so an verschiedene Nutzungen angepasst werden könnten. Auf den ersten Blick erkennt das Preisgericht klassische städtebauliche Strukturen, die eine enorme Heterogenität ausstrahlen würden. Die Jury schätzt das „Ensemble aus einer großen Bandbreite an Formaten“. Die Baufelder seien so konzipiert, dass ein Zusammenlegen und Teilen gut möglich ist. Die hohe Flexibilität wird als Stärke des Entwurfs hervorgehoben.
Über die Freiraumgestaltung war die Jury geteilter Meinung. Die angebotenen Flächen werden von Teilen des Preisgerichts als zu knapp bemessen für das versprochene Programm angesehen. Der westliche Platzsaum, der an den Hallen in das Aktivband entlang der Kleingärten übergeht, sei konsequent ausgearbeitet. Ein Park wird, erinnernd an einen Dorfanger, als grünes Quartierszentrum vorgeschlagen.
Das Erschließungssystem hält die Jury für effizient, es ließe aber befürchten, dass keine Adressbildung zu Stande komme. Das kreisrunde Gebäude neben der Markthalle ruft im Hinblick auf ihre rotationssymmetrischen Kuppelformen, als formale Reprise des Lokschup­-pens sowie hinsichtlich seiner Nutzbarkeit Zwei­-fel hervor. Zur Straße an den Tierkliniken wirft ein sechsgeschossiges Parkhaus Fragen auf, die Dimensionierung wird als zu groß und unproportioniert kritisiert.
Die zweitplatzierten MVRDV überzeugten mit der Ausbildung dreier unterschiedlich gestal­teter Quartiersbausteine. Park-, Bio- und Kollektivstadt bilden eine „Patchworkstadt“. Um den Kohlrabizirkus entsteht die Kollektivstadt mit einer Vielzahl an individuell gestalteten Baukörpern. Die Gesamtdimension des zu planenden ResearchLabs, eines um fünf Geschosse erweiterten Bestandsgebäudes, wird im Verhältnis
zu den Kuppeln der ehemaligen Großmarkthalle kritisch gesehen.
Im Freiraum sahen die Planenden Sportflächen und Wiesenlandschaften vor. Eine Sitztreppe bindet den Lokschuppen mit ein. Das Preis­gericht diskutierte allerdings die Nutzungsfrequenz des breiten Angebots. Die Gebäudeku­batur der Biostadt wird, wie auch beim Gewinnentwurf, als zu kleinteilig und komplex für die erwartete Nutzung und Erschließung erachtet.
Die Berliner Büros Machleidt und A24 Landschaft erhielten den dritten Preis. Fünf Bereiche mit robusten Städtebautypologien bilden das Grundgerüst des Entwurfs. Die städtebauliche Konfiguration bewertet die Jury als geglückt. Das unmittelbare Umfeld der Großmarkthalle hingegen wirke unverändert. Die benachbar-
ten Gebäude östlich ließen Blickbeziehungen von der Straße zu. Im Westen sieht der Ent-wurf einen sechsgeschossiger Baukörper vor, die Höhenentwicklung und die starke Versie­gelung des großen Platzes werden von der Jury bemängelt.
Positiv wird bewertet, dass der Entwurf einen weiteren städtebaulichen Schwerpunkt süd­-lich an der Richard-Lehmann-Straße setze. Die hier vorgesehene Gebäudeabfolge mit einem Hochpunkt an der Kreuzung erzeuge eine gute Adressbildung. Der Jury „fehlt allerdings eine starke und faszinierende Vision, wie sich das Are­-al in der Stadt Leipzig positioniert und überzeugende Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft aussehen können.“
MM.Werk mit Yewo Landscapes aus Wien wurden für ihr experimentelles Konzept mit dem vierten Preis bedacht. Sie entwickelten fünf eigenständige städtebauliche Typolo-gien. „Das ‚Big Leaf‘ als ein Foyer des 21. Jahrhunderts“ bildet das Herzstück des Gebiets. Sein vollständig begrüntes Dach ist öffentlich nutzbar und beinhaltet Flächen für Sport und Erholung. Die darunterliegenden Räumlichkeiten sind für Büro- und Labornutzungen konzipiert. Nach Bedarf können sie unterschiedlich bespielt werden.
Auch dieser Entwurf schlägt an der Kreuzung im Süden eine große Prägnanz für den Stadtraum vor. Kreisrunde „Baumscheibenhäuser“ mit bis zu 21 Geschossen geben dem Campus den Charakter eines Großforschungszentrums. Die städtebauliche Setzung der fünf Teilgebiete wird vom Preisgericht jedoch als zu formalistischeingestuft. Der ideenreiche Entwurfsansatz überzeugte eher durch die Besonderheit der vorgeschlagenen Gebäudetypologien und Architekturen, biete aber nicht den gewünschten Städtebau mit der notwendigen Robustheit.

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