Bauwelt

Großes für Manhattan und Katar

Text: Geipel, Kaye, Berlin; Redecke, Sebastian, Berlin

Großes für Manhattan und Katar

Text: Geipel, Kaye, Berlin; Redecke, Sebastian, Berlin

Starten wir mit einem altmodischen Begriff: die jeweiligen Zeitläufte prägen gerade die großen Architekturprojekte: Die Idee für den spektakulären New Yorker Kulturschuppen The Shed entstand 2008 auf der Suche nach einer besseren Stadt. The Shed ist eines jener Großprojekte, mit denen New York das Trauma von 9/11, auch jenseits von Ground Zero, aufzuarbeiten suchte. Dazu gehörte die gescheiterte Olympia-Bewerbung von 2012, dazu gehörte der Plan eines großen neuen Football-Stadions. Und dazu gehörte, dass 2008, zum Zeitpunkt der Lehman-Brothers-Krise, auch eine abgehobene Entwurfsidee von Diller Scofidio + Renfro für ernst genommen wurde, die man nur als verrücktes Reenactment von Cedric Prices utopischem Fun Palace verstehen kann. Der britische Architekturvisionär war in den 60er Jahren davon überzeugt, dass man den Stadtbewohnern die Mittel über die Technik in die Hand geben müsse, um das Joch der industriellen Moderne abzuschütteln. Architektur in der Rolle des Befreiers. Nun wurde dieser Kraftakt umgesetzt, Anfang April öffnete der auf Eisenbahnschienen hin- und her rollende multifunktionale Kulturpalast.
Doch wofür steht The Shed heute, 11 Jahre nach der Krise? Es steht inzwischen eingebettet in eines der teuersten Luxusquartiers-Entwicklungen New Yorks – den Hudson Yards. Wir dokumentieren die Widersprüche des rollenden Kunst-Chamäleons und sprechen mit der Architektin Liz Diller über über die teils abenteuerliche Entwicklungsgeschichte (Seite 32).

In der Wüste entdeckt

Jean Nouvel findet auch im Emirat Katar seine Gebäudeform, indem er sich vor Ort inspirieren lässt und damit die Bauherren im Königshaus begeistert. Bereits bei seinem Louvre im Nachbarland Abu Dhabi, das vor zwei Jahren fertig wurde, hatte er eine eindeutige Referenz: die Medina, über deren Plätze und Gassen Strohmatten hängen. In Katar hat sich Jean Nouvel für seinen Bau des Nationalmuseums von einem Natur­phänomen inspirieren lassen: die komplexen Strukturen einer sogenannten Sandrose, die sich in der Wüste durch Verdunstungskristallisation ergibt. Er übertrug dieses bizarre Gebilde mit aller Konsequenz ins Riesige. Was diese Idee für ein Team von Fachplanern und Ingenieuren aus aller Welt bedeutete, wird in einem Interview mit Thomas Winterstetter, Partner im Büro Werner Sobek, deutlich. Dass sich Jean Nouvel daneben auch in ganz praktische Dinge vertieft, zeigt „Jumper“. Den von ihm für die Vereinigten Spezial­möbelfabriken in Tauberbischofsheim entworfenen Schalen-Schulstuhl stellen wir in einem Gespräch mit dem Hersteller auf Seite 12 vor.

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