Bauwelt

Gehry und die Renaissance der Querlüftung

Text: Redecke, Sebastian, Berlin; Flagner, Beatrix, Berlin; Stumm, Alexander, Berlin

Gehry und die Renaissance der Querlüftung

Text: Redecke, Sebastian, Berlin; Flagner, Beatrix, Berlin; Stumm, Alexander, Berlin

Viele in Arles, allen voran der von 2001 bis 2020 amtierende kommunistische Bürgermeister Hervé Schiavetti, waren von dem Großprojekt der seit ihrer Kindheit mit der Stadt eng verbundenen Milliardärin Maja Hoffmann aus Basel sehr angetan. Man ist davon überzeugt, dass ihr Projekt LUMA (ein Kunstname nach ihren Kindern Lukas und Marina) jährlich hunderttausende Touristen in die Stadt locken wird. Die Miterbin des Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche ist Kunstsammlerin, Filmproduzentin und vor allem Mäzenin. Sie kaufte 2010 für zehn Millionen Euro ein verlassenes Bahngelände mit Werkhallen und baute dort für 150 Millionen ein Kunst- und Kulturzentrum mit einer ausgedehnten Parkanlage. Zentrales Highlight ist ein Turm des heute 92-jährigen Frank Gehry, den sie als „Architekten, der ein Künstler ist“ nach Arles mit­brach­te. Er musste einfach sein, damit ihr Projekt genügend Aufmerksamkeit erlangt. Doch passt ein solcher Gehry des Überflusses noch in unsere Zeit? Nein, aber der LUMA-Park will interdisziplinär als Denkfabrik einen großen Bogen schlagen von der Kunst über die Ökologie mit der Forschung an neu­artigen Materialien bis zu Foren über Menschenrechte.
Ganz anders als ein Gehry zeigt sich das Gebäu­de vis-à-vis des Boulevard Victor Hugo. Hier eröffnete 2020 die neue Hochschule für Fotografie von Marc Barani, ein zur Straße hin schlichter, an Mies van der Rohe erinnernder Flachbau. Das berühmte, jährlich stattfindende Festival für Fotografie in Arles wird vor allem von einer Person finanziert: Maja Hoffmann, die für ihre Kritiker längst die „Königin von Arles“ ist.

Die Energiefrage

Der Klimawandel ist Gegenwart: anhaltende Hitzewellen, Flutkatastrophen, Waldbrände. In Europa ist der Bausektor für vierzig Prozent des Energieverbrauchs und für 36 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Durch den vor zwei Jahren verabschiedeten European Green Deal und eine Renovierungswel­le will die EU bis 2050 klimaneutral werden. Die Initiative „New European Bauhaus“ unterfüttert das Vorhaben ästhetisch und kulturell. Dabei ist das Bewusstsein für nachhaltige und traditionelle Baupraktiken in der Gesellschaft längst angekommen – viel schneller, als im Europäischen Parlament Gesetzesänderungen umgesetzt werden.
Auch in der Forschung wird nach verschiedenen Wegen zur Klimaneutralität gesucht: An der ETH Zürich entwickelt Arno Schlüter eine Solarfassade, Charlotte Malterre-Barthes, Assistant Professor für Städ­tebau an der Harvard Graduate School of Design, verfolgt eine Radikalposition und plädiert für die Aussetzung jeglicher Neubautätigkeit.

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