Bauwelt

Die Schönheit der Dinge

Text: Landes, Josepha, Berlin

Die Schönheit der Dinge

Text: Landes, Josepha, Berlin

Derzeit geht es allenthalben um Dinge, vermehrt da­rum, sich mit möglichst wenigen zu umgeben, sie als Ballast hinter sich zu lassen. Wenn wir sie haben, sollten sie möglichst recyclable sein – und schön. Aber was ist Schönheit? Am einfachsten versteckt man sich hinter den Namen von Designern, überlässt das Urteil einem Kodex von Einvernehmen: ein Verständnis für Schönheit wie aus dem Schubladenladen.
Zu Beginn des Architekturstudiums begrüßte uns ein Professor mit dem verlockenden, gleichsam einschüchternden Anspruch, dass wir lernen würden, „Anwälte der Schönheit“ zu werden. Wie so viele Motiva­tionssprüche ist das anmaßend, das weiß ich heute. In der Vermessenheit jedoch liegt auch der Reiz der Architektur: die Welt gestalten können. Und Welt, auch das weiß ich heute, ist ein Gefüge von Zahnrädern, von denen keins ohne das andere auskommt. In puncto Schönheit ist das ganz besonders der Fall. Viele Architekten haben sich an ihr versucht. Vielen ist es gelungen, einen Glanz von ihr einzufangen. Viele sind daran gescheitert, auch viele Künstler, viele Gestalter. So verschieden ihre Ansätze, so zusammenhängend sind sie doch – denn was uns begegnet, das verändert uns. Die Dinge um uns formen unsere Sinne, so wie unsere Sinne sie begreifen.
In der Redaktion der Bauwelt sehen wir viele dieser Ansätze und wir gleichen sie ab mit unserer Kenntnis, intellektuell, sinnlich und im Gebrauch erworben. Wenn ich hier Schönheit schreibe, meine ich ein Sich-Angesprochen-Fühlen, ein tief persönliches Empfinden und schon deshalb ein schwierig zu definierendes Ziel. In der persönlichen Widmung möglich – im Gedanken für ein Kollektiv, als Demokratisches Design, auch im architektonischen Maßstab gesehen aber muss Schönheit sich winden. Übermannende Ästhetik lässt sich nicht in Schubladen finden.
Wir haben dieses erste Heft des Jahres zum Anlass genommen, ein jeder in einem Gegenstand, einem gestalteten Stück Welt, nach ihr zu suchen. Wir haben Schönheit in unseren Lieblingsdingen entdeckt oder in Dingen, die uns durch die Selbstverständlichkeit ihrer Anwesenheit beinahe unsichtbar begleiten. Wa­rum finden wir diese Dinge schön, und wie prägen oder widerspiegeln sie unseren Blick auf Architektur?
Den Blick auf die Dinge und ihre Relevanz für das Entwickeln und Erfassen von Architektur wirft jeder von uns auf seine Weise. Die Fotografin Jasmin Schuller begleitete unser Experiment und bereicherte es um eine verbindende Fotostrecke mit verschmitzten Entdeckungen ihrerseits. Unseren Grafikerinnen verdanken wir die taktvolle Komposition der schönen Dinge zu schönen Seiten. Schließlich entstand eine Sammlung, die dem Wunsch Ausdruck verleiht, den Wert der Dinge immer aufs Neue abzuwägen.

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