Bauwelt

Der Stadt auf der Spur?

Private Investments in Einzelhandelsimmobilien und eine langfristig tragfähige Innenstadtentwicklung – schließt sich das doch nicht zwangsläufig aus? Der 7. Deutsche Handelsimmobilien-Gipfel in Düsseldorf ließ Hoffnung aufkeimen

Text: Schürkamp, Bettina , Köln

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    Wer hat das Größte? Shopping-Center-Quartett des Beratungsunternehmens Imtargis Retail Assets
    Foto: Bettina Schürkamp

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    Foto: Bettina Schürkamp

Der Stadt auf der Spur?

Private Investments in Einzelhandelsimmobilien und eine langfristig tragfähige Innenstadtentwicklung – schließt sich das doch nicht zwangsläufig aus? Der 7. Deutsche Handelsimmobilien-Gipfel in Düsseldorf ließ Hoffnung aufkeimen

Text: Schürkamp, Bettina , Köln

Akteure rund um Investments im Einzelhandel trafen sich Ende März in Düsseldorf zum „7. Deutschen Handelsimmobilien-Gipfel“, veranstaltet von Heuer Dialog, einem Unternehmen der Immobilienzeitung. Unter der Überschrift „Dem Kunden auf der Spur!“ diskutierten Analysten, Trendforscher, Projektentwickler, Investoren und Vertreter von Kommunen, angesichts des Steilflugs der Märkte, neue Handelskonzepte, neue Technologien im Mobile-Marketing und integrierte Standortentwicklungen in sogenannten B- und C-Städten.
Fach- und Supermärkte und Discounter (43 Prozent), gefolgt von Shopping-Centern (26 Prozent), dominierten einen Markt, so Christoph Scharf von BNP Paribas Real Estate Berlin, in dem Kaufhäuser (9 Prozent) eine untergeordnete Rolle spielen und innerstädtische Geschäftshäuser (22 Prozent) Marktanteile verlieren. Während Top-Lagen, gegen den Trend, einen Umsatzrückgang (um 14 Prozent) verzeichneten, stiegen die Umsätze in Städten zwischen 100.000 und 250.0000 Einwohnern, was das Interesse der Branche auf „Highstreet-Lagen“ außerhalb der „Big-Six-Standorte“ – Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München – lenkt.
Diese Umsatzgewinne rücken langjährige kommunale Entwicklungsprozesse in den Fokus der Investoren. Durch Städtebauförderprogramme wie „Soziale Stadt“ und „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ oder die seit 2008 gesetzlich geregelten Standort- und Immobiliengemeinschaften gelang es Städten wie Gelsenkirchen und Fürth, leerstehende Einzelimmobilien durch Quartiersentwicklungen zu revitalisieren.
So implementierte die 2013 gegründete Investorengemeinschaft Hochstraße in Gelsenkirchen-Buer in ein leerstehendes, denkmalgeschütztes Hertie-Kaufhaus 8000 Quadratmeter Mischnutzung mit Geschäften, einem Fitnessstudio, Seniorenwohnen und einer Stadtbücherei. Die Initiative von 18 Investoren ging aus der Zusammenarbeit des Stadtplanungsamts mit der Standort- und Immobiliengemeinschaft Domplatte hervor. Auf Basis eines Leitplans, einer Gestaltungssatzung und eines Freiflächenkonzepts wurden unter anderem der Markplatz neu gestaltet und ein Feierabendmarkt eingerichtet. In Straßenzüge, in denen jahrelang viele Geschäfte leerstanden, sind die Einzelhändler zurückgekehrt.
In Fürth öffneten jüngst, nach mehr als zehn Jahren Entwicklungszeit, die ersten Läden des Einzelhandelsprojekts „Neue Mitte“ und des „Hornschuch-Centers“ mit 12.000 Quadratmeter Handelsfläche. Über Jahre war es nicht gelungen, in der Innenstadt – mit einer der höchsten Denkmaldichten Bayerns – Nachnutzungen für Immobilien wie ein Modehaus und eine Großbäckerei zu finden. Erst die Stadtsanierung mit Bürgerbeteiligung und die Zusammenführung der Flächen durch Ankäufe der Stadt boten die kritische Größe für einen Investoren- und sich anschließenden Architektenwettbewerb. Das Architekturbüro Weis & Volkmann, Leipzig, plante für den Investor MIB AG großflächige Ladenlokale, die aus Sicht der städtischen Wirtschaftsförderung die zuvor unzureichende „Einzelhandelskompetenz“ in der Innenstadt erhöhen, aber trotz langjähriger Abstimmung mit der Landesdenkmalpflege zu Konflikten führten.
Die Projekte in Gelsenkirchen-Buer und Fürth veranschaulichen, dass ortspezifische Konzepte attraktive Einzelhandelsstandorte für Bürger und Investoren schaffen können. Nicht nur Investoren, auch Kommunen lassen sich verstärkt bei der Standortauswahl und Konzeption von Handelsimmobilien durch Spezialisten beraten.
Doch auch um den Einzelhandel in den „Top-Lagen“ muss man sich nicht wirklich sorgen. Investoren setzen in Innenstädten und Einkaufszentren neben den üblichen Handelsketten zunehmend auf die Kategorien „Premium“ und „Luxus“. Das eröffnet Architekten neuen Gestaltungsspielraum. Wie das „Next Generation Shopping“ aussehen könnte, zeigt das unweit des Berliner Alexanderplatzes von TKN Real Estate Solutions geplante Einkaufszentrum Volt (Bauwelt 23.2014). Die Architekten J. Mayer H. und Partner entwickeln das Gefäß für eine Multibrand-Shoppingwelt, in der „Erlebnisbausteine“ des Eventmanagers Jochen Schweizer das Einkaufen u.a. mit Indoor-Skydiving und einer Surfwelle revolutionieren sollen.

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