Bauwelt

CBAG.studio und das Green House in Saarlouis

Debüt Nr. 21

Text: Winterhager, Uta, Bonn

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CBAG.studio und das Green House in Saarlouis

Debüt Nr. 21

Text: Winterhager, Uta, Bonn

Christina Beaumont und Achim Gergen erzählen was es heißt, nach Lehrjahren in Rotterdam und London in der saarländischen Heimat ein Büro zu gründen
Saarlouis an der Grenze zu Frankreich hat 37.000 Einwohner. Der Große Markt ist ein Parkplatz, und es passiert wenig, von dem man im Rest der Republik etwas hört. In diesem Umfeld sind Christina Beaumont und Achim Gergen aufgewachsen. Doch bald zog es sie fort. Zum Studium gingen beide nach Kaiserslautern, fürs Diplom gemeinsam nach São Paulo (Bauwelt 36.2002), dann nach London zu Zaha Hadid und später ins Rotterdamer Büro vom Rem Koolhaas, wo sie vor dem Diplom schon einmal waren. Große Namen, große Städte und viel Arbeit.
Nach vierzehn Jahre sind sie wieder daheim und betreiben ihr eigenes Büro. Den Anstoß dafür gab der Gewinn des Wettbewerbs für die Gestaltung der Künstlergarderoben im einhundert Kilometer entfernten Festspielhaus Baden-Baden im Jahr 2006. Ein Büro in der Provinz zu eröffnen, ist eine eher ungewöhnliche, eine mutige Entscheidung, folgen doch die meisten deutschen Architekten nach zehrenden Lehrjahren in den internationalen Architekturtretmühlen dem Sog der Szene nach Berlin, Hamburg oder Köln. Für Beaumont und Gergen ist die Rechnung aufgegangen. In Saarlouis zählt ihr Lebenslauf als Startkapital und die Konkurrenz ist weit weg. 

Wie möchten Sie genannt werden: C B A G Architektur wie auf Ihrem Briefkasten oder englisch „C-Bag Studio“ wie auf dem Anrufbeantworter? 
Christina Beaumont | Wir im Büro nennen uns C-Bag Studio.
Achim Gergen | Obwohl wir hier in Saarlouis immer auch betonen, dass wir Architekten sind. Damit keine Missverständnisse aufkommen.
Beim Vorbereiten des Interviews hatte ich etwas Mühe, Informationen über Sie zu finden. Ihre Homepage ist sehr kryptisch, im Telefonbuch gibt es keinen Eintrag. Das ist kein Zufall oder?
AG | Auf keinen Fall. Wir sind eher eine Art Geheimtipp.
Und wie hat Sie der Bauherr des „Green House“ gefunden?
CB | Es ist eine Bauherrin, eine Floristin, die international gearbeitet hat. Früher haben wir bei ihr immer Blumen gekauft.
AG | Sie hatte mitbekommen, dass wir in Saarlouis ein Büro gegründet haben. Irgendwann sah sie uns dann an der Tankstelle und kam auf uns zu: „Endlich treff ich Euch.“ Sie wollte unbedingt ein Haus von uns.
Weil Sie bei Rem Koolhaas und Zaha Hadid gearbeitet haben?
CB | Sie fand es ziemlich interessant, dass wir in London und Rotterdam gearbeitet haben, ja. Das Andersartige hat sie gereizt. Sie wollte ein einzigartiges Haus für ihre Bedürfnisse.
AG | Die internationale Erfahrung finden alle unsere Bauherren spannend.
Was haben Sie denn aus den Büros von Zaha Hadid und Rem Koolhaas für Ihre eigene Arbeit mitgenommen?
CB | Für OMA ist eine collagierte Herangehensweise an Projekte ganz typisch. Viele Parameter, auch gesellschaftliche, beeinflussen das Projekt und erzeugen damit eine Vielschichtigkeit, einen großen Reichtum. Diese Methodik hat uns sehr geprägt und fließt in unsere Projekte mit ein.
AG | Zaha Hadids Architektur ist stark auf ihre Person bezogen. Wir haben gelernt, dass ihr formaler, wiedererkennbarer Stil, für sie richtig ist, aber für uns nicht. Auch wenn die Wahrnehmung von Architekturikonen meist an die Person des Architekten geknüpft ist, sollte ein Projekt immer der Gesellschaft dienen.
Das Green House steht auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei, die  Kubatur erinnert an ein Gewächshaus. Aber ich sehe gar keine Pflanzen.
CB | Wir verwenden die Typologie des Gewächshauses als neutrale Struktur  für ein offenes Raumgefüge: Momentan nutzt es der Mann der Bauherrin als Büro. Später kann daraus ein Wohnhaus werden, ein Geschäft oder eine Praxis. Wir nennen das programmatische Nachhaltigkeit.  
Was sagen die Leute in Saarlouis dazu?
CB | Die Bauherrin hat erzählt, dass viele Leute reinschauen und sich wundern, dass „nur“ ein Steuerberaterbüro drin ist. Sie vermuten ein Kunstatelier, weil so viele Bilder darin hängen, die die Bauherrin selber gemalt hat.
AG | Die dunkle Holzfassade war für viele anfangs gewöhnungsbedürftig. Aber inzwischen ist sie akzeptiert.
CB | Das Green House fällt auf und ändert Sehgewohnheiten. Es hat auch den Bauherrn, mit dem wir momentan ein Hotel realisieren, zu uns geführt. Mit der Kombination aus lokaler und internationaler Erfahrung unterscheiden wir uns von Büros, die hier schon zwanzig Jahre im Geschäft sind.
War das der Grund in Saarlouis ein Büro zu eröffnen?
AG | Es war keine Heimatverbundenheit und eigentlich nicht geplant.
CB | Wir hatten den Wettbewerb für die Künstlergarderoben im Festspielhaus Baden-Baden gewonnen und mussten schnell unser Büro gründen. Rotterdam war zu weit weg und auf dem Weg dazwischen war Saarlouis. Es war eine spontane Entscheidung, und sie hat sich als richtig erwiesen: Hinzu kommt, dass es hier nicht so viel Konkurrenz gibt. In Berlin ist das viel krasser.
Haben Sie denn keine Sorge, dass Sie den Anschluss an die nationale oder internationale Architekturszene verpassen könnten?
CB | Im Moment nicht. Wir reisen viel und nutzen die Zeit, um unsere eigene Sicht der Dinge zu entwickeln.
AG
| Außerdem ähneln doch viele Büros in den großen Städten einem Kloster. Man arbeitet konzentriert in der eigenen Dynamik des Büros und nimmt die Außenwelt aufgrund der extremen Arbeitszeiten gar nicht wahr. Es ist also egal, ob wir nun in London, Rotterdam oder in Saarlouis am Rechner sitzen.
Fakten
Architekten CBAG.studio, Saarlouis
aus Bauwelt 22.2013
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