Bauwelt

36.000 Stäbe für drei Farbflächen aus 23 Farben

Research Nr. 01

Text: Zaplin, Tatjana, Berlin

Eventteaser Image
  • Social Media Items Social Media Items

  • Social Media Items Social Media Items


36.000 Stäbe für drei Farbflächen aus 23 Farben

Research Nr. 01

Text: Zaplin, Tatjana, Berlin

Wie setzt man ein Spektrum farbiger Keramikstäbe zu einer Fassade zusammen, so dass diese als einheitliche Farb­fläche wahrgenommen werden? Die Farbwirkung des Museums Brandhorst in München wurde von Sauerbruch Hutton und der Firma NBK an einem Modell entwickelt.
Seit Mai ist das Museum Brandhorst für die Öffentlichkeit zugänglich (Heft 7). Die Besonderheit dieser neuartigen Fassade beginnt beim mehrschichtigen Aufbau. Auf der Unterkonstruktion, welche als Isolierung und Wärmedämmung dient, liegt eine horizontal gefaltete Haut aus perforiertem Metallblech, die den Außenlärm absorbiert. Die farbigen Bleche bilden einen dreidimensionalen Hintergrund für die vertikal angeordneten Stäbe. Die Wahl der Farben, die Anordnung und die Farbbeschichtung der Keramikstäbe wurden in mehreren Entwicklungsschritten von Sauerbruch Hutton und NBK gemeinsam entwickelt. Insgesamt wurden 36.000 solcher Rechteck-Rohre in 23 verschiedenen Farben glasiert, die auf dem Gebäude in drei verschiedenen Farbfamilien gruppiert sind. Die lebendige, aber in der Fernwirkung überraschend einheitliche Farbwirkung der Fassade entsteht durch die genau ausgetüftelte Kom­bination der 23 Farben. Basis für den von den Architekten gewünschten optischen Eindruck von drei ineinander verzahnten Einzelvolumen sind zwei verschiedene Parameter: Einmal die unterschiedliche Farbigkeit (von weiß bis rot) und zum zweiten die Tonalität (hell-mittel-dunkel). Je nach Entfernung und Winkel, aus man die Fassade betrachtet, aber auch je nach Lichteinfall ändert sich die optische Wahrnehmung der Oberfläche.
Die Entwicklungsgeschichte der Keramikstäbe, die im Museum Brandhorst zum Einsatz kamen, hat einen wichtigen Vorläufer im Projekt „Potsdamer Platz“ in Berlin. Dort führte die Koope­ration zwischen dem Architekten Renzo Piano und der Firma NBK Ceramic zu dem damals neuentwickelten Format der Keramik-Baguettes, die unter dem Namen TERRART®-Baguette auf den Markt gebracht wurden. Es gibt diese Keramikrohre heute in unterschiedlichen Querschnitten, in München wurden solche mit einem Querschnitt von 40 auf 40 Millimeter verwendet. Das Natural Color System diente als Vorlage für die Entwicklung der 23 Farben für die Fassade, deren Gesamtwirkung an einem vier Meter langen Detail ausprobiert wurde. Gut 90 Prozent der Farben des Natural Color Systems lassen sich inzwischen auf Keramik glasieren. Allerdings stellten leuchtende Gelb- und Grüntöne eine besondere Herausforderung dar, weil die Farbkörper hier generell nicht so intensiv sind. Die Keramikelemente sollten wie handgefertigt aussehen, ein Wunsch, dem die leicht unregelmäßige Materialität der Baguettes entgegenkam. Die irisierende Oberfläche fällt ins Auge, wenn man nahe an die einzelnen Rohre der Fassade herantritt.
Fakten
Architekten Sauerbruch Hutton, Berlin
aus Bauwelt 37.2009
Artikel als pdf

0 Kommentare


loading
x
loading

11.2024

Das aktuelle Heft

Bauwelt Newsletter

Das Wichtigste der Woche. Dazu: aktuelle Jobangebote, Auslobungen und Termine. Immer freitags – kostenlos und jederzeit wieder kündbar.