Bauwelt

Struktur und Architektur

Das postindustrielle Kulturerbe Ober­schlesiens

Text: Förster, Niclas, Berlin

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Struktur und Architektur

Das postindustrielle Kulturerbe Ober­schlesiens

Text: Förster, Niclas, Berlin

Ein vielversprechender Titel für das Buch zur Aus­stellung mit Fotos von Thomas Voßbeck, die im Rahmen der Ruhr 2010 in der Zeche Zollern in Dort­­mund erstmalig zu sehen war. Doch hält der Titel, was er verspricht?
Die vorgestellte Industriearchitektur wird kategorisiert: Schleuse, Chemiewerk, Bergwerk, Kokerei, Kraftwerk, Hüttenwerk und Stellwerk sind die Themen. Ihnen ist jeweils ein lesenswerter Text von Albrecht Tyrell hinzugestellt, der über industrielle Verfahren der jüngsten Vergangenheit informiert. Architektonische Aspekte bleiben jedoch generell außen vor. Die Reportagen der polnischen Historiker entführen in eine fast vergessene Welt und vermitteln einen lebendigen Eindruck vom „Strukturwandel“ der Region. Das Kapitel über die Berliner Architekten Zillmann stellt den gelungenen Versuch dar, die Architekturhistorie anhand eines Fallbeispiels zu beleuchten.
Es stellt sich die Frage, was das vorliegende Werk in der Hauptsache ist? Für einen Fotoband wäre ein besseres Seitenlayout nötig gewesen. Viele Motive sind beschnitten und haben sich einem Sche­ma unterzuordnen, das so wichtig nicht sein kann, als dass Bildkompositionen damit beeinträchtigt werden. Die Fotos wirken dort am stärksten, wo ihnen über eine Doppelseite Raum gelassen wird und der Betrachter eintauchen kann in die Welt von Gestern. Weniger ist auch hier mehr. Bei den Innenraumaufnahmen überzeugen am meisten die halb verlassenen Hallen. Für die Außenaufnahmen hätte man sich hin und wieder ein Öffnen des Bildausschnittes gewünscht, das die Objekte in ihrer Landschaft, der im Titel benannten „Struktur“, verortet und Verbindungen schafft zu den benachbarten In­du­striestandorten. So ließe sich die im Buch oft erwähnte hohe Dichte der oberschlesischen Montanindustrie auch visuell nachvollziehen.
Im Sinne einer nachhaltigen Dokumentation hätte die zeitliche Einordnung der jeweiligen Aufnahme interessiert. Weder in der Zillmann-Werkliste noch in der Namenskonkordanz der fotografierten Objekte sind Bauzeiten angegeben.
In einem Buch über Architektur hätten so bedeutende Anlagen wie die „Annagrube“ in Pschow oder die „Römergrube“ in Rybnik von Hans Poelzig (beide 1913 und noch in Betrieb) zumindest Erwähnung finden müssen.
Fakten
Autor / Herausgeber Anke Anke Illing und Thomas Voßbeck (Hrsg.)
Verlag Potsdamer Bibliothek Östliches Europa, 2010
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aus Bauwelt 38.2011
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