Bauwelt

Geschmacksfrage

Sebastian Redecke freut sich auf die nun anstehenden Diskussionen und Entscheidungen rund um das Kulturforum in Berlin

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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Geschmacksfrage

Sebastian Redecke freut sich auf die nun anstehenden Diskussionen und Entscheidungen rund um das Kulturforum in Berlin

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

200 Millionen Euro vom Staat! Das Land Berlin ist begeistert und kann mit der Entscheidung vom 13. November die Planung des Museums der Moderne zwischen Neuer Nationalgalerie und Philharmonie am Kulturforum nun starten. Vielleicht gelingt es ja, zügig voranzukommen. Doch zunächst muss man sich wieder einmal grundlegend über die Gestalt des Forums selbst Gedanken machen. Entscheidungen stehen an.
Es gab aber bereits kleine Veränderungen am Ort, die einer Wertschätzung gebühren, denn sie waren nur mühsam umzusetzen. Die Architekten Kuehn Malvezzi haben das Berliner Kunstgewerbemuseum, nur wenige Meter vom geplanten Museumsneubau entfernt, in den letzten drei Jahren in Teilen umbauen können. Es wurde am 22. November wiedereröffnet. Das Museum, 1868 für die „Schulung des guten Geschmacks“ gegründet, wurde bereits 1967 von Rolf Gutbrod (1910–1999) als Neubau in der Sprache der Zeit entworfen, aber erst 1985 fertig. Es gilt als das „Sorgenkind“ des Kulturforums. Städtebaulich, konzeptionell wie gestalterisch fragwürdig. Es gibt viele expressive Treppenläufe in sonderbaren Raumkonstellationen. Gutbrod wollte einen fließenden Raum mit offenen Geschossverbindungen als „landschaftliche Kontinuität mit dem Außenraum“. Das Konzept des Hauses erschließt sich nicht. Die Kritik von allen Seiten war in den achtziger Jahren heftig, für Gutbrod ein Desaster. Doch Wilfried Kuehn beteiligt sich nicht an dieser Kritik. Für ihn ist die Aluminium-Eloxal-Färbung in dunklem Champagnerton der Verglasungen wieder modern! Er hat das Haus angenommen, so wie es ist, und im Ganzen nur wenig geändert: eine neue Schicht mit Einbauten für die Übersichtlichkeit beim Parcours. Den Wettbewerb, der auch schon zehn Jahre zurückliegt (Bauwelt 45.2004), gewannen Kuehn Malvezzi mit Double Standards (den Gestaltern der neuen Bauwelt seit Oktober). Gut so, denn das neue Leitsystem hilft gewaltig. Double Standards entwarfen riesige rote Schriftzüge und Bodenmarkierungen mit Fernwirkung, eine radikale Entscheidung. Doch trotz allen Bemühens ist das Labyrinthische noch immer präsent.
Das Forum vor dem Haus, mit nicht zu erklärenden steinernen Scheußlichkeiten zugestellt, heißt noch immer „Piazzetta“ – eine Beleidigung für alle Italiener. Ein Rückbau ist unausweichlich.

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