Bauwelt

Die Babyboomer

Bauwelt-Redakteur Boris Schade-Bünsow wird im Alter nicht alleine sein

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

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Die Babyboomer

Bauwelt-Redakteur Boris Schade-Bünsow wird im Alter nicht alleine sein

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

Der Wohnungsbau erfährt aus verständlichen Gründen seit längerem eine erhöhte Aufmerksamkeit. Jährlich sollen 375.000 neue Wohnungen entstehen. Leider haben wir diese Zahl in den vergangenen Jahren kein einziges Mal erreicht. Inzwischen wird auch über die Qualität der neuen Wohnungen nachgedacht, die Bauwelt widmete diesem Thema die zurückliegende Ausgabe (4.2018). Besondere Berücksichtigung sollte beim Wohnungsbau das Bauen für die Babyboomer der 1960er Jahrgänge finden, allen voran des Jahrgangs 1964 – der geburtenstärkste Jahrgang in der deutschen Geschichte überhaupt. 1964 ist auch mein Geburtsjahr, aber nicht allein deshalb ist mir das Thema wichtig. Wir sind viele, wirklich viele. Das bemerkten wir in der Schule, mit 39 Mitschülern in einer Klasse, im Studium in überfüllten Hörsälen, in denen schon ein Platz auf der Treppe ein Erfolg war. Und wir bemerkten es im Interrail-Zug, mit dem wir Europa erkundeten und zu zehnt in einem IC-Abteil wirklich vielen von uns sehr nahekamen. Nach dem Studium waren wir beim Berufseinstieg auch nicht alleine, und das merkt jetzt der Finanzminister. Denn wir haben es schließlich doch fast alle geschafft, verdienen Geld und zahlen Steuern. Und wir sind nach wie vor viele, deswegen rechnet sich die ganze Sache nun. Demnächst werden wir allerdings auch bemerken, wie viele wir sind, wenn wir alt und vielleicht pflegebedürftig werden. Dann werden wir feststellen, dass es für uns keinen Platz gibt. Nicht in Pflegeheimen und Krankenhäusern und auch bei den ambulanten Hilfseinrichtungen nicht. Denn die wird niemand bauen, weil bereits eine viertel Generation nach uns die Zielgruppe verschwunden ist. So viele wie uns gab es nie wieder, und wenn wir eines Tages nicht mehr da sind, wären die Kapazitäten in den caritativen Einrichtungen für Alte immer noch da. Das rechnet sich nicht. Und deshalb wird das nicht entstehen. Für uns „1960er plus“ bedeutet das, dass wir zuhause alt werden (müssen). Eigentlich keine allzu schlechte Vorstellung, wenn denn das Zuhause dafür geeignet wäre. Aber so wie wir das Altwerden beschreiben, graut es einem davor, in den eigenen vier Wänden diesem Schrecken zu trotzen. Uns erwarten offenbar Demenz, Parkinson, Schlaganfall und Herzinfarkt, Inkontinenz, Schwerhörigkeit und Alzheimer. Wir werden multimorbide. Das Beste daran bemerkt anscheinend niemand: Wir leben länger!

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