Bauwelt

Kunsthochschule in Nancy


Der Masterplan vom Campus ARTEM in Nancy mit drei Hochschulen sah eine alle Gebäude verbindende gläserne Passage entlang der Straße vor. Dietrich Untertrifaller bauten die Kunsthochschule am nördlichen Ende.


Text: Redecke, Sebastian, Berlin


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    Die 300 m lange gläserne Passage von Nicolas Mi­chelin entlang der Straße.
    Foto: Sebastian Redecke

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    Die 300 m lange gläserne Passage von Nicolas Mi­chelin entlang der Straße.

    Foto: Sebastian Redecke

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    Die Sonne scheint durch die blassblauen und rosa Glassflächen des Dachs. Foto: Bruno Klomfar

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    Die Sonne scheint durch die blassblauen und rosa Glassflächen des Dachs.

    Foto: Bruno Klomfar

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    Der Ort des Austauschs für die Studierenden der verschiedenen Hochschulen.
    Foto: ARTEM

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    Der Ort des Austauschs für die Studierenden der verschiedenen Hochschulen.

    Foto: ARTEM

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    Zugang der Kunsthochschule von der Passage aus.
    Foto: Bruno Klomfar

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    Zugang der Kunsthochschule von der Passage aus.

    Foto: Bruno Klomfar

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    Eingangshalle mit Brücke im 1. Obergeschoss.
    Foto: Bruno Klomfar

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    Eingangshalle mit Brücke im 1. Obergeschoss.

    Foto: Bruno Klomfar

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    Zentrale Treppe des „Signalgebäudes“.
    Foto: Bruno Klomfar

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    Zentrale Treppe des „Signalgebäudes“.

    Foto: Bruno Klomfar

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    Hof mit den beiden Bauten und der Eingangshalle.
    Foto: Bruno Klomfar

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    Hof mit den beiden Bauten und der Eingangshalle.

    Foto: Bruno Klomfar

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    Der große Oberlichtsaal und dem geneigen Dach des Signalgebäudes. Der Raum wird flexibel als Atelier genutzt.
    Foto: Bruno Klomfar

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    Der große Oberlichtsaal und dem geneigen Dach des Signalgebäudes. Der Raum wird flexibel als Atelier genutzt.

    Foto: Bruno Klomfar

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    Blick vom Verbingungsgang oberhalb der Eingangshalle in den Innenhof mit der Fassade des Vauban-Gebäudes. Die Hochschule ist für 320 Studierende ausgelegt.
    Foto: Bruno Klomfar

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    Blick vom Verbingungsgang oberhalb der Eingangshalle in den Innenhof mit der Fassade des Vauban-Gebäudes. Die Hochschule ist für 320 Studierende ausgelegt.

    Foto: Bruno Klomfar

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    Die Fensterkästen mit tiefen Laibungen aus Holz sind begehrte Sitzbereiche für die Studierenden.
    Foto: Bruno Klomfar

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    Die Fensterkästen mit tiefen Laibungen aus Holz sind begehrte Sitzbereiche für die Studierenden.

    Foto: Bruno Klomfar

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    Die schweren Filzvorhänge sind der Beitrag der Architek­ten zum Thema Farbe und dienen auch der Akustik.
    Foto: Bruno Klomfar

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    Die schweren Filzvorhänge sind der Beitrag der Architek­ten zum Thema Farbe und dienen auch der Akustik.

    Foto: Bruno Klomfar

Die „École de Nancy“ hat einen Namen in der Kunstgeschichte. Sie wurde berühmt in der Zeit des Art Nouveau um die Jahrhundertwende. Der Kunsthandwerker Emile Gallé (1864–1904) und mit ihm Gleichgesinnte waren, von Japan inspiriert, vor allem als Glasgestalter, aber auch als Möbeltischler und Keramiker tätig. Die Gebrauchskunst mit pflanzlichen Dekorationen wurde als „Art Naturiste“ verstanden. Allerdings konnte die Schule nach dem Tod von Gallé nur wenige Jahre ihre Bedeutung bewahren. Heute erinnert in Nancy ein Museum an die Zeit.
Als die Stadt 1999 das Projekt startete, einen Campus mit Hochschulneubauten zu planen, entschied man sich für ein zehn Hektar einnehmendes Terrain nahe der Innenstadt, auf dem zwei Kasernen standen, die abgerissen wurden. Zu diesen Hochschulen auf dem Campus gehört auch die École von Nancy (heute: Staatliche Hochschule für Kunst und Design ENSAD).
Den Auftrag für den Masterplan des neuen Hochschulstandorts erhielt nach einem Wettbewerb 2006 das Pariser Büro ANMA (Nicolas Michelin). Der Architekt hatte die Idee einer großen gläsernen Passage entlang der Rue Sergent Blandan, an die gut einsehbar die Hochschulgebäude angefügt werden. Zu ihnen gehören neben der Kunsthochschule, die sich am nördlichen Ende befindet, die Hochschule für Verwaltung und Management mit angegliederter Mediathek (Ar­chitekten Lipsky + Rollet) und die Ingenieurhochschule mit dem Materialforschungsinstitut Jean Lamour (beide von Nicolas Michelin). Außerdem entstanden ein Hörsaalgebäude und ein Sprachenzentrum (ebenfalls Michelin). Weitere Gebäude wie die Mensa sind in Bau. Der Campus erhielt als „Alliance d’Exellence“ den Namen ARTEM (ARt, TEchnologie, Management).
Mit der Passage entlang der Straße wird trotz unterschiedlicher fachlicher Ausrichtung ein Miteinander angestrebt. Kooperative Studienbereiche sind bereits eingerichtet. Als Vorbild wird gerne Jean Prouvé genannt, ein Sohn der Stadt. Er war zugleich Künstler, Ingenieur und Kaufmann. Aber auch eine Öffnung zur Stadt, zu den Anwohnern im gewachsenen Quartier, stand bei der Planung der Passage im Vordergrund und zeigt sich auch beim Konzept der öffentlichen Wege mit Grünanlagen durch den Campus.
Die 300 Meter lange Passage an der Straße besteht aus einer leichten Stahlglaskonstruktion. Architekt Michelin hatte die Idee, mit den Glasfarben Blassblau und Rosa und mit der spielerischen Komposition der Dachfelder an den Art Nouveau zu erinnern. Über den Eingängen der Querverbindungen schieben sich diese Flächen des Dachs spitzgiebelförmig nach oben. Auch die schlanken, teilweise schräg gestellten und oben sich aufteilenden Rundstützen tragen zur Umsetzung der Leitidee bei, an den Esprit der damaligen Zeit zu erinnern. In der Halle sind bepflanzte Flächen mit geschwungenen Sitzbänken eingefügt. In kleinen eingestellten „Häusern“ sollten Kioske öffnen, sie dienen aber bisher als Lagerflächen und sind verschlossen. Für die Ventilation sorgen Luft-Erdwärmetauscher. Die Passage war beim Besuch aus Sicherheitsgründen abgesperrt – außerdem zeigten sich beim Dauerregen Undichtigkeiten. Kritik gibt es an den hohen Kosten für den Unterhalt.
Die Kunsthochschule der Architekten Dietrich Untertrifaller setzt sich zusammen aus zwei Gebäuden, die durch eine Eingangshalle entlang der Passage und den Hörsaal miteinander verbunden sind und einen Innenhof bilden. Das Vauban-Gebäude entlang der Rue Vauban dient den Ateliers, Werkstätten für Holz und Metall und beherbergt außerdem ein zweigeschossiges Video- und Fotostudio. Der zweite Bau nimmt die Verwaltung sowie weitere Arbeits- und Ausstellungsräume auf und endet mit dem exponiert sich vom Boden abhebenden Hörsaal für 110 Studierende mit steiler Bestuhlung. Dieser höhere, prismatisch gefaltete zweite Bau fungiert bewusst als „Maison signe“ (Signalgebäude). Gemeint ist damit ein zeichenhafter Bau, der nach Vorgabe des Masterplans jede der drei Hochschulen haben sollte. Er fällt aber im Vergleich mit den anderen Hochschulbauten deutlich weniger auf. Die Schule für Management nebenan hat ein orange verkleidetes Gebäude.
Bei der Kunsthochschule wählte man gekantetes Lochblech aus braunschwarz eloxiertem Aluminium, in dem unregelmäßig Öffnungen ausgespart sind. Das zweite Gebäude an der Rue Vauban erhielt Fassaden aus schwarzen glasfaserverstärkten Betontafeln und weist unterschiedlich tiefe „Fenstervitrinen“ auf. Als Anknüpfungspunkt zur Farbenvielfalt der benachbarten Gebäude haben die Architekten an den Fenstern bunte Akustik-Filzvorhänge angebracht. Beim Signalgebäude gibt es zudem Markisen. Begründet wird die dunkle Fassadenhaut mit der Anlehnung an die Schieferdächer von Kasernen wie die benachbarte Kaserne Verneau.
Die innere Gestalt beider Gebäude reduziert sich auf wenige Materialen und Farben: Sichtbeton, Holz, Zementestrich, Holzwolleplatten und Stahl bei den Treppenwangen. Besonders hervorzuheben sind die Fensternischen aus Brettschichtholz in den als Aufenthaltsräume gedachten Fluren, die von den Studierenden als Sitzbereiche genutzt werden. Alles ist mit Bedacht und mit großer Klarheit eingefasst und gegliedert. Christian Debize, Leiter der Hochschule, erzählt, dass der bauleitende Partner der Architekten „fast auf der Baustelle übernachtet hätte“ um jedes Detail kontrollieren zu können. Die De­signer Bona Lemercier erhielten den Auftrag für die Holzmöbel, die mit wenigen Handgriffen ohne Schrauben von den Studenten der Hochschule zusammengesteckt wurden. Die Möbel geben dem Ganzen zusätzlich eine eigene Note.
Das alte Gebäude der „École de Nancy“ von 1909 an der Avenue Boffrand steht noch immer leer.



Fakten
Architekten Dietrich Untertriefaller, Bregenz/Wien/St. Gallen/Paris/München
Adresse 84 Rue Sergent Blandan 54000 Nancy


aus Bauwelt 23.2017
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