Bauwelt

Zwischen Erinnerung und Erfindung

Nieto Sobejano in München

Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf

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Foto: Markus Lanz

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Zwischen Erinnerung und Erfindung

Nieto Sobejano in München

Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf

Die Werke der spanischen Architekten Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano sind schon seit längerem beispielgebend für eine Architektur, die historische Kontexte mit einer zeitgenössischen Formensprache ebenso originell wie selbstverständlich zu kombinieren weiß.
Einen Überblick über zurückliegende und aktuelle Projekte gibt derzeit eine komprimierte Werkschau in der Münchner Architekturgalerie.
Rund 25 Modelle, gefertigt aus Holz, Metall und Kunststoff und auf einem einzigen langen schwarzen Tisch platziert, machen manche der roten Fäden ihrer Baukunst aus rund drei Jahrzehtnen sichtbar, welche sich in Spanien (Madrid, San Sebastian, Cordoba, Rioja, Valladolid etc.) und England (Bristol Royal Infirmary) finden lässt, aber auch auf Gran Canaria (Canary Island Museum), in Halle (Moritzburg), in Graz (Johanneum) und demnächst auch in München. Hier entwickeln Nieto Sobejano derzeit ein fünftürmiges, aus einem Hotel und Bürohäusern bestehendes Hochhausensemble (Bogenhausener Tor, Baubeginn 2015). Die in verschiedene Winkel gedrehte und gespiegelte Anordnung der Baukörper soll vielfältige urbane Zwischenräume schaffen; die einzelnen polygonalen, fünfeckigen Grundrisse zitieren dezent vor allem ornamentale Muster. Eine derartige, ins Arabische spielende Motivik findet sich auch schon andernorts, etwa im Auditorium von Mérida (Bauwelt 20.2005). Auf eine andere formale Spur verwies Louisa Hutton in ihrer Rede am Eröffnungsabend: die immer wieder neu zugespitzen Dachkompositionen, deren Absage an das moderne Flachdach Nie-tos und Sobejanos Arbeiten vom Kongresszentrum in Saragossa (Bauwelt 27.2008) bis zur Moritzburg in Halle (Bauwelt 04.2009) prägt.
Ein Anlass zur Ausstellung und zugleich auch Teil ihrer Inszenierung ist eine aktuelle Monografie, die in Form mehrerer Reihen aufgeklappter Bücher als Wandinstallation und gleichzeitige Informationsquelle den Modellen quasi an die Seite gestellt wurde. „Memory and Invention“ lautet der Titel des großzügig und poetisch aufgemachten Bandes (Hatje Cantz, 58 Euro). Er präsentiert das Œuvre von Nieto Sobejano als Sequenz einer Architektur, die in ihrem Umgang mit baulichen, topographischen oder his-
to­rischen Kontexten weder eine „falsche Sympathie“ mit dem Bestand zum Ausdruck bringt, noch eine „offene Aggression“ gegen ihn. Stattdessen ist das Ergebnis in seiner formalen Sprache, wie die Architekten in den Begleittexten reflektieren, als unbewusste Spur der Erinnerung zu lesen, genauso wie das Entwerfen selbst kein gänzlich bewusster Prozess sei. So wird Architektur, wie es Walter Benjamin zitierend heißt, „past turned space“ – raumgewordene Vergangenheit. 

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